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Die VIP-News werden brodeln wie ein Vulkan: Der bekannte Künstler Olaf Schubert glaubt, dass seine Mutter in den 60er-Jahren, noch während der DDR-Zeit, eine kurze, aber heiße Affäre mit Mick Jagger hatte. Warum wohl sieht er aus wie Jaggers Ebenbild – also, wenn man genau hinsieht! Der Film gewordene Hobbydetektiv "Olaf Jagger" geht einem der vermeintlich bestgehüteten Geheimnisse der Geschichte nach. Er erzählt von den kuriosen Verwicklungen des Ost-West-Konflikts, von Eltern, die man sich aussuchen kann, vom Rock’n‘Roll, dessen Herz im Westen wie im Osten gleich schlug, und von der Suche eines national bekannten Komikers nach seinem leibhaftigen Vater. Ein Dokumentarfilm, der als detektivische Suche beginnt und später zu einer Reise voll absurder Situationen wird. Und Teile der DDR-Geschichte mit einem großen Augenzwinkern noch einmal neu erzählt…
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Die andererseits der damalige SED-Kulturfunktionär Hartmut König, der einst den Oktoberklub, die „Singebewegung“ der Freien Deutschen Jugend“ der DDR („Sag mir, wo du stehst“), ins Leben rief, so abwegig nicht findet. Es habe schließlich in beiden Richtungen einen Künstleraustausch gegeben, etwa 1988 vor 70.000 Zuschauern in der Freilichtbühne Berlin-Weißensee. Und Toni Krahl, Sänger der DDR-Rockgruppe „City“, berichtet ihm von einem Live-Auftritt beim WDR-Rockpalast im West-Fernsehen, woran sich mit der WDR-2-Radiomoderatorin Sabine Heinrich eine Zeitzeugin noch lebhaft erinnern kann.
Olaf Schubert, Dresdener des Jahrgangs 1966, begibt sich auf Spurensuche, schließlich entdeckt er beim Blick in den Spiegel durchaus physiognomische Gemeinsamkeiten mit Mick Jagger. In einem Dortmunder Archiv findet er Stasi-Unterlagen über die Rolling Stones, Dr. Axel Schollmeier vom Museum in Münster kann Filme und Fotos vom ersten Deutschland-Konzert der Rolling Stones in der Halle Münsterland zeigen, von dem auch mit Evelyn Adam und Gabriele von Pappenheim zwei gestandene Frauen mit leuchtenden Augen berichten, die damals als Schülerinnen backstage mit Mick Jagger quatschten.
Christian „Flake“ Lorenz von „Rammstein“ erzählt von der musikalischen Zusammenarbeit mit Mick Jagger und Olaf Böhme vom Bautzener Stones-Museum „Pavillon“ präsentiert eine Locke Jaggers, die aus einem Birminghamer Friseursalon stammen soll. Ein DNA-Abgleich in einem Utrechter Labor soll letzte Klarheit bringen…
Was eine Mockumentary ist, lässt sich geradezu parademäßig an „Olaf Jagger“ zeigen: ein fiktionaler Dokumentarfilm, der das Publikum augenzwinkernd hereinlegen (engl. „to mock“) will. Was schon beim Hobbydetektiv Olaf Schubert („Untergewichtig aber überbegabt“) beginnt: Die Kunstfigur ist ein Alter Ego des Comedians, Kabarettisten, Hörspielproduzenten und Musikers Michael Haubold, der vor 55 Jahren im vogtländischen Plauen das Licht der Welt erblickte. Der regelmäßig mit der Formation „Olaf Schubert und seine Freunde“ zusammen mit dem Sänger und Trompeter „Herrn Stephan“ und dem Gitarristen Jochen Barkas auftritt. Bundesweit als „Wunder im Pullunder“ aber erst durch die eigene TV-Show „Olaf Schubert verbessert die Welt“ bekannt wurde - und nicht zuletzt mit launigen Einspielungen in der freitäglichen „heute show“ im ZDF.
„Olaf Jagger“ ist reiner Blödsinn, aber – auch mit privaten Fotos und Filmaufnahmen - professionell gemacht und daher sehr unterhaltsam. Die jetzt in den Rezensionen vielfach gelobte Reise durch die DDR-Rockgeschichte findet freilich vor allem im Presseheft statt, da gibt es ganz andere Kaliber („Gundermann“) auf der Leinwand.
Pitt Herrmann