Die Söhne der großen Bärin

DDR 1965/1966 Spielfilm

Inhalt

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts leben im Norden der USA nur noch wenige Stämme der Ureinwohner in Freiheit. Die meisten Stämme haben den Kampf gegen die Übermacht der Weißen aufgegeben und leben in Reservaten. Ein kleiner Stamm versucht verzweifelt, sich die Freiheit zu erhalten. Als durch einen Verrat der Häuptling Tokai-ihto gefangengenommen wird, ist es für die Weißen leicht, den restlichen Stamm zu besiegen. Von nun an müssen sie unter Bewachung von Soldaten im Reservat leben. Auch Tokai-ihto wird aus der Gefangenschaft in das Reservat gebracht, da die Weißen ihn innerhalb des Reservats für ungefährlich halten. Doch da unterschätzen sie den Freiheitsdrang und den ungebrochenen Mut des Stammes. Die Indianer beschließen, nach Kanada zu fliehen um dort ein neues, freies Leben zu führen. Die Flucht gelingt, aber es gibt noch weitere Gefahren: Ein verfeindeter Stamm stellt sich ihnen an einem Fluß in den Weg. Es beginnt ein letzter Kampf, der über Freiheit und Gefangenschaft, über Leben und Tod entscheidet.

Quelle: Kinderfilm online

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Saloon irgendwo im wilden Westen der noch jungen USA. Am Tresen fließt der Brandy, an den Tischen wird gezockt. Und der Colt sitzt locker. Zwei Indianer sprechen leise in einer kleinen Nische des Gastraums miteinander. Der Ältere der beiden lässt sich zu Feuerwasser und einem Spiel am Kartentisch verführen, wo Fred Clark alias Red Fox das große Wort führt. Die Rothaut verliert nicht zufällig – und zahlt mit einem Nugget. Was den ganzen Saloon in hellste Aufregung versetzt: Wo ein Stück Gold ist, muss auch noch mehr zu holen sein. „Die Söhne der großen Bärin“, die Antwort des DDR-Kinos auf die vier Jahre zuvor einsetzenden großen Erfolge der Karl-May-Verfilmungen im Westen, beginnt nicht anders als ein Winnetou- oder Old Shatterhand-Streifen, nur fehlen die populäre Musikuntermalung und die grandiosen Landschaftsaufnahmen, auch wenn Ost wie West gleichermaßen in Jugoslawien drehten, die Defa mit ihrem Kooperationspartner Bosna-Film aus Sarajewo.

Tokei-ihto, die junge Rothaut aus dem Prolog, ist inzwischen zum Häuptling der „Söhne der großen Bärin“ vom Stamme der Dakota-Indianer ernannt worden. Auf dem Weg zum Fort Smith, wohin er von Leutnant Roach bestellt worden ist, liest er Cate, Tochter des Kommandanten (Hans Hardt-Hardtloff) und Überlebende eines Überfalls rivalisierender Indianer, auf, um sie wohlbehalten ihrem Vater zu übergeben. Was Tokei-ihto schlecht gedankt wird: Die Weißen wollen die Indianer von ihrem vertraglich zugesicherten Land vertreiben, um dort ungestört nach Gold suchen zu können. Die Dakotas sollen in ein Reservat mit so unfruchtbarem Boden umsiedeln, dass ihr junger Häuptling eine Hungersnot befürchtet und daher dem Plan seine Zustimmung verweigert. Die Militärs nehmen ihn kurzerhand gefangen und überfallen das friedliche Zeltdorf der Indianer, wo nur geringer Widerstand geleistet werden kann.

Nach erfolgreicher Umsiedlungsaktion wird Tokei-ihto freigelassen, der sogleich beschließt, seinen Stamm, dem sich inzwischen auch der einst rivalisierende Späher der Soldaten, Tobias, angeschlossen hat, aus der Reservation heraus über den Missouri zu führen. Wo er sich Hilfe von Adam Adamson erhofft, der nach dem Tod von Major Smith mit dessen Tochter Cate nach Norden gezogen ist, um sich in Kanada niederzulassen. Das Militär entsendet sogleich eine um die Gaunerbande von Red Fox verstärkte Abteilung an den Grenzfluss, um die Indianer aufzuhalten. Denn allein auf Tokei-ihtos Kopf ist eine Prämie von 200 Dollar ausgesetzt. Am Missouri kommt es zum show down...

„Die Söhne der großen Bärin“, mit fünf Millionen Besuchern der erfolgreichste Defa-Film des (Krisen-) Jahres 1966, läutete eine überaus erfolgreiche Reihe von insgesamt zwölf Indianerfilmen der Defa ein, für die zwei Namen stehen – Gojko Mitić, der zunächst in mehreren bundesdeutschen May-Filmen kleinere Rollen übernommen hatte, und Dean Reed. Die Parallelen zu den erfolgreichen „Winnetou“-Filmen, die Bürger der DDR nur vom Hörensagen her kannten wenn sie nicht das zufällige Glück hatten, einen Karl-May-Streifen in einem Prager oder Budapester Kino zu sehen, sind bei dieser ersten Produktion besonders groß, obwohl die so realistische wie politisch-kritische Dakota-Trilogie von Liselotte Welskopf-Henrich nicht in einen Topf mit den Phantasiegeschichten Karl Mays gehört: Tokei-ihto ist als guter, umsichtiger und edler Häuptling das exakte Gegenstück zum gewissenlosen Gangster Red Fox, hat eine so schöne wie kluge Schwester, die sogar im Rat der Häuptlinge Gehör findet – und mit Adam Adamson einen Weißen zum Freund, der durchaus das Zeug zum Blutsbruder hätte.

Liselotte Welskopf-Henrichs gleichnamiger Roman erschien 1951 im privaten Altberliner Verlag und kam dort Anfang der 1960er Jahre in erweiterter sechsbändiger Ausgabe heraus. Am 14. Mai 1966 schrieb sie im auflagenstarken DDR-Halbformat „Wochenpost“: „Die west-deutschen Karl-May-Filme bleiben hinter Thematik und Konfliktwahl in guten amerikanischen Filmen, in denen der Indianer und sein Recht des Widerstands bereits entdeckt worden sind, tatsächlich zurück. Versuchen wir, einen neuartigen Indianerfilm zu schaffen.“

Neben „Die Söhne der großen Bärin“ des tschechischen Regisseurs Josef Mach, ab 10. Februar 1967 auch in bundesdeutschen Kinos zu sehen und vom Deutschen Fernsehfunk am 25. Juli 1970 erstausgestrahlt, erzählen mit „Spur des Falken“ (1968) von Gottfried Kolditz und „Weiße Wölfe“ (1969) von Konrad Petzold zwei weitere Defa-Indianerfilme von der Vertreibung der Dakotas und ihrem Ende als einst mächtigem Stamm. Damit konnte die Defa nicht nur ein großes Bedürfnis des (jungen) Publikums nach Abenteuerstoffen erfüllen, sondern auch im schweren ideologisch- politischen Fahrwasser Mitte der 1960er Jahre punkten: Die drei Filme nehmen unzweideutig Partei für die Indianer und zeigen den Untergang der friedlichen Ureinwohner Nordamerikas als Folge materieller, letztlich kapitalistischer Interessen der weißen Zuwanderer aus Europa.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Bauten

Bau-Ausführung

Außenrequisite

Kostüme

Schnitt

Musik

Musik-Ausführung

Gesang

Darsteller

Synchronsprecher

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2673 m, 98 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 18.02.1966

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Söhne der großen Bärin
  • Arbeitstitel (DD) Dakotas - die Söhne der großen Bärin

Fassungen

Original

Länge:
2673 m, 98 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 18.02.1966