Inhalt
Wenn Menschen in ihrem Leben an einen Punkt gelangen, an dem es kein Weiter zu geben scheint, wagen manche in diesem Moment das für andere Undenkbare: Batterieflüssigkeit trinken, Gift schlucken, sich Insulin spritzen, mit Alkohol benebelt im Schnee einschlafen - die Verzweiflung im Leben der fünf zentralen Figuren des Films lässt sie unterschiedliche grausame Pläne schmieden, um ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Überfordert von der Situation, fehlgeleitet von emotional geprägten Einschätzungen und den gefühlten Sicherheiten entzogen setzen sie ihre Pläne um, mal konsequent und voller Überzeugung, mal halbherzig und naiv.
Fünf miteinander verknüpfte Episoden, von fünf Regisseuren in Szene gesetzt, erzählen von den Grenzen aushaltbarer Not.
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Fünf junge Regieabsolventen der Kölner Kunsthochschule schildern in ihrem Episodenfilm „Die Österreichische Methode“ 24 Stunden aus dem Leben von fünf Frauen Ende zwanzig, für die auf ihrer Suche nach den eigenen Abgründen, Grenzen und Süchten der Selbstmord durchaus als ein möglicher Ausweg in Frage kommt. Wobei die fünf Episoden auf so vielfältige Weise miteinander verwoben sind, dass die Auflösung einem Puzzles gleicht, bei dem einige falsche Fährten eingebaut wurden.
In Florian Mischa Böders (Hannoveraner des Jahrgangs 1974) Episode fragt Julia ihren Freund: „Wie willst du dich umbringen, wenn du dich umbringen würdest?“. Und der antwortet: „Auf die österreichische Methode“. Die Krankenschwester ist nicht unzufrieden mit dem Lover an ihrer Seite – und dennoch entdeckt die „kleine liebe Julia“ plötzlich die Sehnsucht, ihre eigenen Abgründe zu erforschen. Die in eine nächtliche Odyssee mündet und sie in eine Skihalle führt...
Was vor allem an der Studentin Clara Rauch liegt. Die kämpft in der Episode Erica von Moellers mit der Diagnose Gehirntumor und lässt sich von Julia mit Medikamenten-Infos versorgen. Clara wankt zwischen Verdrängung und dem Entschluss, sich selbst das Leben zu nehmen, verzweifelt hin und her. Und nutzt letztlich einen heißen Labor-Date mit dem bisher von ihr verschmähten Kommilitonen Wolfgang dazu, sich mit Insulin zu versorgen...
In Gerrit Lucas’ Episode sitzt ein unerwünschter Gast am Tisch des Psychologen Roman Fischer und seiner Gattin Carmen: Eva Dauner hat gerade ihre Therapie beendet und sich bei ihrem Doktor zum Abendessen eingeladen. Rasch wird klar, warum Eva partout nicht mehr gehen möchte: Sie hat nicht nur als Patientin auf der Couch des Psychologen gelegen. Was Carmen zur Furie werden lässt: „Sie machen mit ihrer egoistischen Jugend meinen Mann verrückt.“ Und schon findet sich Eva vor der Haustür wieder...
Eine Nachtbar. Roman führt, kleine Wiedergutmachung, Carmen groß aus. Und damit in Peter Bösenbergs Episode. Dort kraxelt die depressive Sängerin Maleen nachts auf Häuserdächern herum. Und versucht, mehr Feeling in die ziemlich festgefahrene Liebesbeziehung zum Pianisten Sascha zu bekommen - durch Rauschgift. Geiler Sex und neuer Schwung für seine Kompositionen – auch Sascha ist nicht abgeneigt. Doch die Ecstasy-Pille ist vergiftet...
So wird Sascha in das Krankenhaus von Hans eingeliefert, der zuvor schon Clara verarztet hatte, nachdem diese panikartig aus der Klinik und in die Glastür eines Kiosks gerannt war. In Alexander Tavakolis Episode hat Hans seine „Ex“ Mona nach Hause entführt und ans Bett gefesselt. Doch bei dieser krassen amour fou verwischen sich die Täter- und die Opferrolle...
Was die jungen Regisseure hier als Lebensgefühl offenbaren, hat mit der viel beschworenen rheinischen Frohnatur nun wirklich nichts gemein. Beim Quartett der Kölner Regieabsolventen wollen alle fünf Frauen sterben, und das aus wenig nachvollziehbaren Gründen, sieht man einmal von der einzig wirklich überzeugenden Episode Erica von Moellers ab. Gerade auch der Beitrag Florian Mischa Böders, der dem Film zu Titel, Prolog und Plakatmotiv (Maja Beckmann im Schnee) verhalf, ist wenig schlüssig. Es ist dennoch schade, dass „Die Österreichische Methode“ bisher weder im TV gelaufen noch auf DVD erschienen ist.
Pitt Herrmann