Die Abenteuer des Werner Holt

DDR 1964/1965 Spielfilm

Inhalt

Der Soldat Werner Holt kämpft kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges an der zusammenbrechenden Ostfront und hält Rückschau auf sein junges Leben – vor allem auf die langjährige Freundschaft mit seinem ehemaligen Klassenkameraden Gilbert Wolzow, der inzwischen zum befehlshabenden Unteroffizier aufgestiegen ist. Einst waren sie gemeinsam fanatische NS-Anhänger, doch Holt, der Zeuge eines SS-Massakers und der Ermordung eines Schulfreundes wurde, zweifelt. Er rettet eine slowakische Frau vor der Hinrichtung, kann sich jedoch noch nicht zum offenen Widerstand entschließen. Zuletzt löst er sich aus seiner Erstarrung und wendet sich gegen Wolzow.

 

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Heinz17herne
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In Joachim Kunerts Romanverfilmung steht – in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern des Kameramannes Rolf Sohre – nicht das Kampfgeschehen des Zweiten Weltkriegs im Vordergrund, sondern die von Krieg, Hass und Gewalt betroffenen Menschen, allen voran der Panzerschütze Werner Holt. Der Film beginnt mit einer ausweglosen Situation in der Endphase der „Schlacht aller Schlachten“ an der Ostfront: Sollen die Soldaten dem Führer-Befehl Folge leisten und bis zur letzten Patrone einen so verlustreichen wie aussichtslosen Kampf weiterführen, oder sollen sie sich dem übermächtigen russischen Gegner ergeben?

In Rückblenden erzählt Joachim Kunert das Leben des noch jungen Werner Holt, der sich in der Schule und in der Hitler-Jugend durchsetzen musste, nachdem sein Vater Professor Holt, ein Wissenschaftler, Experimente mit dem Gas „Zyklon B“, das zur Vernichtung u.a. von Juden in Konzentrationslagern eingesetzt werden sollte, verweigert hatte und daraufhin seinen Chemiker-Posten bei einem deutschen Weltkonzern verlor.

Werner Holt wuchs bei der Mutter auf, die sich von ihrem „politisch unzuverlässigen“, offen gegen das Hitler-Regime revoltierenden Gatten getrennt hatte. Erst als Heranwachsender, mit eigener Front-Erfahrung, stellte Werner den Kontakt zu seinem Vater wieder her, befragte ihn nach den Gründen für seinen Karriere-Knick.

Bis dahin unternahm Werner Holt alles, um sich in der HJ und als Flakhelfer an der norddeutschen Küste zu bewähren. Das Gemeinschaftserlebnis unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, darunter seine Klassenkameraden Gilbert Wolzow und Christian Vetter, die Kameradschaft unter politisch unbedarften Jungen hat den kaum 18-Jährigen lange blind gemacht für die ideologischen, dann auch rasch tatsächlichen Exzesse der braunen Machthaber. Und der Wehrmacht – in den zunächst eroberten Ostgebieten.

Als die Übergriffe gegenüber Fremdarbeitern und Gefangenen zunahmen, als die SS noch in den letzten Kriegstagen sogenannte Wehrkraftzersetzer am Galgen aufknüpfte, als immer mehr Kameraden die Sinnlosigkeit der Durchhalteparolen erkannten und zum Gegner überliefen, als Holt einen Evakuierungszug von KZ-Insassen beobachtete - da wechselte auch er die Seiten. Aber keineswegs heldenhaft in offener Auseinandersetzung, sondern mit einer letzten Befreiungstat, die vor allem der eigenen Befindlichkeit Ausdruck gab...

Der hochkarätig besetzte DDR-Streifen gehörte wie seine Vorlage, der „Roman einer Jugend“ betitelte erste Teil des Romans „Die Abenteuer des Werner Holt“ aus dem Jahr 1960 des damals 33-jährigen Dieter Noll, der selbst zur „Flakhelfer“-Generation des Zweiten Weltkriegs gehörte und in der DDR zum Vorzeige-Kommunisten avancierte, zum Pflichtprogramm des Schulunterrichts. Die Leinwand-Adaption des Anti-Kriegs-Romans überzeugt in ihrer ideologischen Ausrichtung heute so wenig wie damals bei der Uraufführung oder der Erstausstrahlung am 9. Januar 1968 im Deutschen Fernsehfunk: binnen langen, aber durchweg spannenden 165 Minuten zu viel moralinsaure Schwarz-Weiß-Malerei.

Gut zehn Jahre nach der Staatsgründung und vier Jahre nach dem Bau des „antifaschistischen Schutzwalls“ sollten Filme wie „Die Abenteuer des Werner Holt“ der eigenen Bevölkerung suggerieren, dass die DDR aus der Tradition des Antifaschismus heraus legitimiert sei, sich auf die Seite der „Guten“, der sowjetischen Kommunisten, zu schlagen im Kalten Krieg der Systeme. Der ab September 1966 auch in der Bundesrepublik gezeigte Film, der im Übrigen in beiden deutschen Staaten wie seine Roman-Vorlage Erfolge an der (Kino-) Kasse feierte, weicht mehrfach von der Romanvorlage ab. Gravierend ist, dass Holt am Schluss nicht wie bei Noll gegen die Amerikaner kämpft und in deren Gefangenschaft gerät, sondern gegen die Sowjetarmee.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Bau-Ausführung

Außenrequisite

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
4493 m, 165 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 04.02.1965, Berlin, Kosmos

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Abenteuer des Werner Holt

Fassungen

Original

Länge:
4493 m, 165 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 04.02.1965, Berlin, Kosmos

Auszeichnungen

Nationalpreis der DDR 1965
  • Nationalpreis II. Klasse
IFF Moskau 1965
  • Großer Preis des sowjetischen Friedenskomitees