Summary
The Adventures of Werner Holt
Shortly before the end of WWII: While he is fighting at the Eastern front, private Werner Holt looks back on his still young life – especially his long-time friendship with former classmate Gilbert Wolzow, who is now Werner′s commanding officer. Both men used to be fanatic Nazi followers, but since Holt witnessed a massacre conducted by SS troops and the execution of a friend, he has begun to question the regime. He saves a Slovakian woman who is to be executed, and finally openly opposes Wolzow.
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In Rückblenden erzählt Joachim Kunert das Leben des noch jungen Werner Holt, der sich in der Schule und in der Hitler-Jugend durchsetzen musste, nachdem sein Vater Professor Holt, ein Wissenschaftler, Experimente mit dem Gas „Zyklon B“, das zur Vernichtung u.a. von Juden in Konzentrationslagern eingesetzt werden sollte, verweigert hatte und daraufhin seinen Chemiker-Posten bei einem deutschen Weltkonzern verlor.
Werner Holt wuchs bei der Mutter auf, die sich von ihrem „politisch unzuverlässigen“, offen gegen das Hitler-Regime revoltierenden Gatten getrennt hatte. Erst als Heranwachsender, mit eigener Front-Erfahrung, stellte Werner den Kontakt zu seinem Vater wieder her, befragte ihn nach den Gründen für seinen Karriere-Knick.
Bis dahin unternahm Werner Holt alles, um sich in der HJ und als Flakhelfer an der norddeutschen Küste zu bewähren. Das Gemeinschaftserlebnis unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, darunter seine Klassenkameraden Gilbert Wolzow und Christian Vetter, die Kameradschaft unter politisch unbedarften Jungen hat den kaum 18-Jährigen lange blind gemacht für die ideologischen, dann auch rasch tatsächlichen Exzesse der braunen Machthaber. Und der Wehrmacht – in den zunächst eroberten Ostgebieten.
Als die Übergriffe gegenüber Fremdarbeitern und Gefangenen zunahmen, als die SS noch in den letzten Kriegstagen sogenannte Wehrkraftzersetzer am Galgen aufknüpfte, als immer mehr Kameraden die Sinnlosigkeit der Durchhalteparolen erkannten und zum Gegner überliefen, als Holt einen Evakuierungszug von KZ-Insassen beobachtete - da wechselte auch er die Seiten. Aber keineswegs heldenhaft in offener Auseinandersetzung, sondern mit einer letzten Befreiungstat, die vor allem der eigenen Befindlichkeit Ausdruck gab...
Der hochkarätig besetzte DDR-Streifen gehörte wie seine Vorlage, der „Roman einer Jugend“ betitelte erste Teil des Romans „Die Abenteuer des Werner Holt“ aus dem Jahr 1960 des damals 33-jährigen Dieter Noll, der selbst zur „Flakhelfer“-Generation des Zweiten Weltkriegs gehörte und in der DDR zum Vorzeige-Kommunisten avancierte, zum Pflichtprogramm des Schulunterrichts. Die Leinwand-Adaption des Anti-Kriegs-Romans überzeugt in ihrer ideologischen Ausrichtung heute so wenig wie damals bei der Uraufführung oder der Erstausstrahlung am 9. Januar 1968 im Deutschen Fernsehfunk: binnen langen, aber durchweg spannenden 165 Minuten zu viel moralinsaure Schwarz-Weiß-Malerei.
Gut zehn Jahre nach der Staatsgründung und vier Jahre nach dem Bau des „antifaschistischen Schutzwalls“ sollten Filme wie „Die Abenteuer des Werner Holt“ der eigenen Bevölkerung suggerieren, dass die DDR aus der Tradition des Antifaschismus heraus legitimiert sei, sich auf die Seite der „Guten“, der sowjetischen Kommunisten, zu schlagen im Kalten Krieg der Systeme. Der ab September 1966 auch in der Bundesrepublik gezeigte Film, der im Übrigen in beiden deutschen Staaten wie seine Roman-Vorlage Erfolge an der (Kino-) Kasse feierte, weicht mehrfach von der Romanvorlage ab. Gravierend ist, dass Holt am Schluss nicht wie bei Noll gegen die Amerikaner kämpft und in deren Gefangenschaft gerät, sondern gegen die Sowjetarmee.
Pitt Herrmann