Inhalt
Karrierefrau Sophie langweilt sich in ihrer Beziehung mit Paul, der sich nur noch auf einen entspannten Feierabend und seinen heißgeliebten Thermomix freut. Um frischen Wind und neuen Schwung in ihr Liebesleben zu bringen, beschließen die beiden, ein "Vierer"-Date mit der impulsiven Mia und dem etwas verstockten Lukas zu wagen. Was als aufregende Idee beginnt, entwickelt sich schnell zu einem chaotischen Abend. Während Mia und Lukas in der Bar warten, bereiten sich Sophie und Paul zu Hause noch auf das besondere Treffen vor. Dabei brechen alte Konflikte und Missverständnisse auf und die beiden müssen feststellen, dass nicht nur ihre Vorstellungen von dem bevorstehenden Abend grundverschieden sind, sondern vielleicht auch die von ihrer Beziehung. Als die Nacht eskaliert, bleiben keine Lügen und Geheimnisse unentdeckt, und sie müssen sich fragen, ob ihre gemeinsame Zukunft noch eine Chance hat.
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Beide kennen sich zu gut, um beim nächsten Streit noch ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Zumal auch im Bett längst Routine eingekehrt ist. „Wir sind noch nicht ‘mal ein Tischfeuerwerk“: Während Sophie sich auf dem strammen Bajuwaren Andi freut, hat Paul Muffensausen: „Sag ‘mal, brauchen wir Regeln?“ Das Langzeitpaar ist einfach zu vertraut miteinander. Weshalb er vorsichtshalber Andi heimlich ausgeladen und als zweiten Mann für den geplanten Vierer seinen besten Freund Lukas gewonnen hat – ein schweres Stück Arbeit.
Der zunächst arg schüchtern wirkende Psychologe trifft sich mit der ihm bis dahin unbekannten Mia, die zusammen mit Sophie Jura studiert hat, in einer Bar zum Vorglühen. Und ist spätestens beim zweiten Gin Tonic hin- und hergerissen von der so impulsiven wie attraktiven Frau, die ihm volle vier Minuten in die Augen schauen will. Was nicht ganz gelingt, aber beide finden sich gegenseitig höchst sympathisch: Sie erleben wider Erwarten das magische Kribbeln einer jungen Liebe, während gleichzeitig bei Sophie und Paul daheim die Fetzen fliegen.
Was dann, erheblich später als geplant, seine Fortsetzung findet bei einem rasch eskalierenden Abend zu viert, an dem keine Lüge unangetastet, kein Geheimnis verschont und kein Auge trocken bleibt, einschließlich Klo-Quickie und veritabler Zimmerschlacht virtuos parallel geschnitten von der im spanischen Granada geborenen und in München lebenden Filmeditorin Ana de Mier y Ortuño. Kameramann Thorsten Lippstock hat das immer furiosere Kammerspiel mit Wiener Highlights und einem finalen Alpenpanorama geöffnet.
Doch genug gespoilert. „Der Vierer“ ist ein ganz nettes, aber völlig überraschungsfreies Spielfilmdebüt des spanischen Regisseurs Iván Sáinz-Pardo, der zusammen mit den Produzenten Max Wiedemann und Quirin Bergan an der Filmhochschule München (HFF) studiert hat. Warum man sich dieses durchaus dialogwitzige, im Grunde genommen aber recht uninspirierte Remake der spanischen Romanze „Amor en polvo“ („Instant Love“) von Juanjo Moscardó Rius und Suso Imbernón aus dem Jahr 2019 ansehen sollte?
Um mit Julia Koschitz, Lucía Barrado (die spanische Theaterschauspielerin in ihrer ersten deutschen Produktion), Florian David Fitz und Friedrich Mücke vier renommierten Darstellern in naturgemäß edler Umgebung zuzuschauen, wie sie gutbürgerliche Menschen verkörpern, die einmal so richtig die Sau rauslassen wollen, dabei aber vor allem sich selbst nicht eingestehen wollen, im Grunde nur auf einer konventionellen Zweierbeziehung zu stehen. Richtig erholsam – und nach zwei Piccolöchen auch genießbar.
Pitt Herrmann