Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Darsteller
- Friedrich
- Johanna
- Richard
- Elisabeth
- Viktor
- Rita
- Claire
- Paul
- Veteran
- Franz
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Regie-Assistenz
Drehbuch
Kamera
Kamera-Assistenz
Szenenbild
Maske
Kostüme
Schnitt
Schnitt-Assistenz
Ton
Musikalische Vorlage
Darsteller
- Friedrich
- Johanna
- Richard
- Elisabeth
- Viktor
- Rita
- Claire
- Paul
- Veteran
- Franz
Produktionsfirma
Produzent
Redaktion
Produktionsleitung
Aufnahmeleitung
Länge:
91 min
Format:
1:1,33
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:
Uraufführung (DE): 15.11.1992, ZDF
Titel
- Originaltitel (DE) Das große Fest
Fassungen
Original
Länge:
91 min
Format:
1:1,33
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:
Uraufführung (DE): 15.11.1992, ZDF
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Gerade rechtzeitig sind noch die Marx- und Lenin-Porträts im Gesellschaftssaal Bildern der Gründerfamilie gewichen und der rote Teppich vor dem maroden, aber noch einen Hauch alten Glanzes der Vorkriegszeit versprühenden Kurhotels ausgerollt, da fährt bereits eine Wagenkolonne mit dem Stern auf dem Kühler durch die Allee. Es sind die Außendienstler eines westdeutschen Immobilienhais, die nach Schnäppchen Ausschau halten sollen gemäß der Devise: „Land, Grund und Boden: Besitz ist unser Ziel.“
Ihr Chef kommt dagegen im bescheidenen knallroten Käfer, den seine um einiges jüngere Gattin Johanna steuert: „Nur Dumme stellen ihren Reichtum zur Schau“ bläut Friedrich ihr ein. Der hat Großes vor mit dem alten Kasten, der nach der Wende sogleich reprivatisiert wurde. Wovon sein Bruder und nunmehriger 50:50-Teilhaber Richard, der die DDR-Jahrzehnte zusammen mit Gattin Elisabeth unter der Knute des SED-Parteisekretärs Viktor im enteigneten Elternhaus verbracht hat, nichts wissen darf. Zumal Richard ganz andere Vorstellungen von der Zukunft des FDGB-Heims hat: Mit Krediten und viel Eigenleistung will er den alten Glanz der Nobelherberge rekonstruieren.
Während Markthändler aus dem Westen draußen ihre Stände aufbauen, Bananen fehlen ebenso wenig wie Zigaretten, Videocassetten mit Pornofilmchen und Gebrauchtwagen, intoniert die Kapelle im Gesellschaftssaal neben dem Deutschlandlied auch „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. Zur Freude nicht nur eines die alte DDR-Fahne schwenkenden Partei-Veterans, sondern auch dreier unbeirrbarer Wandlitzer Witwen (Manja Behrens, Helga Göring und Marga Legal), die dem Wendehals Viktor ordentlich den Marsch blasen.
„Wir wollen euch zu unserem Sieg gratulieren“ rutscht es dem selbstüberheblichen Friedrich bei der mit Aplomp in Szene gesetzten Begrüßung der Brüder heraus. Die nehmen sich seit Jahrzehnten erstmals wieder in die Arme, lassen aber keinen Zweifel am gegenseitigen Misstrauen: Richard betont, dass er sich seine Freiheit selbst erkämpft habe, während sich sein jüngerer Bruder Friedrich damals in den Westen abgesetzt und ihn mit dem elterlichen Erbe allein zurückgelassen habe.
Die Wiedervereinigungs-Nacht wird feucht-fröhlich, was auch an der attraktiven Kellnerin Rita liegt, die nichts anbrennen lässt. Vom jungen Lehrling Franz mit reichlich Seidenstoff der Deutschland-Fahnen für neue Kleider versorgt, verdreht sie in den Folgetagen allen Männern den Kopf. Katerstimmung herrscht darob beim abgemeldeten Viktor, aber auch bei einem der West-Händler (Wolfgang Winkler), der dreist beklaut worden ist.
Viktor, der als Parteifunktionär auch für die Staatssicherheit gearbeitet und zusammen mit dem Hotelangestellten Paul (Karl Kranzkowski) überall Abhörmikrophone installiert hat, weiß sich gegen seinen Rauswurf zu wehren: Zum einen bezieht er sich auf seine Rechte als Arbeitnehmer im neuen wiedervereinten Deutschland, zum anderen konfrontiert er Richard mit dessen Parteieintritt, welcher seinerzeit die Komplettübernahme des Hotels durch den FDGB verhinderte. Schließlich dient er sich Friedrich als unverzichtbarer Helfer an: Viktor hat sich das Nachbargrundstück mit direktem Ostsee-Zugang gesichert.
Unverdrossen und mit Hilfe der empathischen Johanna verfolgt Richard sein Ziel, das Hotel Deutsches Haus wieder in den alten Zustand zu versetzen. Er lädt alle Stammkunden zur großen Wiedereröffnungsfeier seiner Hotel-Hälfte ein, doch die Rezeptionistin Claire bekommt nur Absagen. Und die Leute aus der Nachbarschaft wollen nur kommen, wenn auch das Festmenü kostenlos genossen werden kann. Am Ende wird Richard ausgebootet, weil er nicht über die kapitalkräftigen Investoren verfügt, die seinen Bruder unterstützen.
Mit „Das große Fest“ ist dem Defa-Erfolgsgespann Klaus Poche/Frank Beyer ein leider sehr prophetischer Wendefilm im alten 4:3-TV-Format gelungen. Westdeutsche Investoren beherrschen inzwischen das Immobiliengeschäft entlang der Ostseeküste und auf Rügen, eklatantestes Beispiel ist der Ausverkauf Göhrens, den Christoph Eder in seinem Film „Wem gehört mein Dorf?“ dokumentiert hat.
Bemerkenswert: der „Wessi“ ist mit dem Defa-Star Rolf Hoppe, der „Ossi“ mit dem West-Schauspieler Hans-Christian Blech besetzt. Bei aller Kapitalismus-Kritik hat die selbstironische Ost-West-Satire auch heiter-unbeschwerte Seiten. Dafür sorgen vor allem drei pfiffige, dialektisch geschulte Oberschüler (Luer Witt, Jenny Antoni und Fabian Schwab), welche als investigative „Zick-Zack“-Filmemacher die Geschichte des Hotels dokumentieren, die Wiedervereinigung kritisch beleuchten, den Protagonisten unbequeme Fragen stellen - und das Schlusswort haben.
Pitt Herrmann