Summary
Winter Journey
Winter in Bavaria. Franz Brenninger, owner of a hardware company, is a man of good reputation and no little wealth. His two children have long since grown up and he enjoys the loyal support of his wife Martha. But Brenninger is tormented by an inner unrest. He has his phases: either boundless euphoria or deepest dejection. If he′s on a high, he loses contact with reality, picks quarrels with everyone and squanders his money inordinately. More and more "asshole mail" begins to arrive: invoices, reminders, demands. Brenninger′s company is about to go broke.
Fortunately a letter arrives from Africa. Kenyan businessmen propose a "deal": they will "park" 15 million dollars in his account and he will earn a sizable commission. Brenninger needs money for his company and for an urgent eye operation for his wife. In one of his manic phases he throws caution to the wind and closes the deal. But instead of a commission, he has to put down 50,000 € as security. Against better judgement he invests a bank loan for his wife′s operation in the spurious deal. He loses everything. But Brenninger wouldn′t be Brenninger if he couldn′t fix it. With the young Kurdish woman Laila who translates for him he heads for Africa to get back the lost money. Yet he knows from Schubert′s lieder cycle "Winter Journey": "I must travel a road / From which no one ever returned."
Following up on "Hierankl", Hans Steinbichler continues his series of Bavarian portraits in "Winter Journey".
Source: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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In Brenningers Hochphasen dagegen kann ihm niemand Einhalt gebieten, und Martha schon gar nicht. Dann lässt er es sich bei Jacqueline und ihren Kolleginnen im Bordell gut gehen, hört daheim ohrenbetäubend laut Musik oder tritt nackt hinaus ins Freie, auch wenn Schnee liegt. Der „Arschlochpost“ dagegen schenkt er keine Beachtung: Rechnungen, Lieferanten-Forderungen und Mahnungen bleiben ungeöffnet. Seine Firma steht kurz vor der Pleite, Material gibt es nur noch gegen Vorkasse. So dreht mancher LKW-Fahrer am Eingangstor den Truck mit voller Ladung um: Banker Holger Mankewski hat die Kreditlinie auf Null heruntergefahren.
Zufällig lernt Brenninger die junge Kurdin Leyla kennen, die Ethnologie studiert: „Ich will wissen, was passiert, wenn ein Volk einfach verschwindet.“ Das imponiert ihm und als er völlig überraschend Post aus Kenia erhält, beauftragt er Leyla mit der Übersetzung und Fortführung der Korrespondenz. Ein gewisser Tom Kanabe schlägt Brenninger einen so gewinnbringenden Deal vor, dass er mit einem Schlag aller seiner finanziellen Sorgen ledig wäre: Auf dem Firmenkonto sollen 15 Millionen Dollar Schwarzgeld geparkt, d.h. gewaschen werden – gegen eine millionenschwere Provision.
Schon bald wird Brenninger klar, dass er es mit abgekochten Partnern zu tun hat: Er soll 50.000 Euro als Sicherheit hinterlegen. Eine für ihn astronomische Summe. An die er dennoch herankommt: Sohn Xaver und der mit ihm befreundete Banker Mankewski stellen den Betrag für eine dringend benötigte, aber von der Krankenkasse nicht finanzierte Augenoperation
Als statt der vereinbarten Provision weitere Zahlungsaufforderungen aus Kenia kommen, wird Brenninger klar, dass er betrogen worden ist. Kurzentschlossen fliegt er zusammen mit Leyla nach Afrika, um sich sein Geld auf eigene Faust zurückzuholen. Was wörtlich zu nehmen ist, aber nicht unbedingt im ursprünglichen Sinn. In das schier hoffnungslose Unterfangen bringt Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ Bewegung. Die Musik hatte Brenninger einst im Autoradio gehört – und seither nicht mehr losgelassen: „Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück.“
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus“: Abends im Hotel in Nairobi intoniert der niedergeschlagene Brenninger Lieder aus der „Winterreise“, sich selbst am Klavier begleitend. Was nicht nur Leyla tief berührt, sondern auch einen deutschen Geschäftsmann Friedländer. Und der ist in der Lage, einen entscheidenden Hinweis zu geben…
Hans Steinbichler ist nach „Hierankl“ mit „Winterreise“ – und nicht zuletzt mit der gleichen Kamerafrau Bella Halben – ein erneut großartiger Film gelungen, der ganz mit Josef „Sepp“ Bierbichler steht und fällt. Der wurde mit dem Deutschen Filmpreis 2007 als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Was sicherlich auch mit der Musikalität des 1948 auf einem Bauernhof am Starnberger See geborenen Grimme-Preisträgers („Gold“ für „Hierankl“) zu tun hat.
„Mein Vater wollte eigentlich Sänger werden, aber dass ging natürlich nicht wegen unserer Land- und Gastwirtschaft, er hat uns aber, in unseren Privaträumen, schon als Kinder ständig mit klassischer Musik beschallt. Das hat seine Wirkung getan. Mit zwölf Jahren konnte ich die Florestan-Arie aus dem Fidelio auswendig. Nach einer bestimmten Beschallungszeit funktioniert das. Daher ist das Drehbuch mir sehr nahe gewesen. Das wusste der Autor natürlich nicht – ist eher ein Zufall, dass das auf mich zutraf. Aber dann hab‘ ich sehr schnell darauf bestanden, wo es Sinn macht, den Schubert selbst zu singen“, so Josef Bierbichler im X-Verleih-Presseheft.
Pitt Herrmann