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Alle Fotos (4)Biografie
Jörg Buttgereit wird am 20. Dezember 1963 in Berlin geboren, wo er auch aufwächst. Zwischen 1977 und 1985 dreht er mehrere Kurzfilme, die bereits seinen Hang zu unangepassten Filmstoffen erkennen lassen, darunter "Manne – the Muwi" (1981) mit Bela B. Felsenheimer in der Rolle eines Mannes, der sich zu Tode säuft, "Blutige Exzesse im Führerbunker" (1982) und die Kompilation "J. B.s Horror Heaven" (1984). Seinen ersten Langspielfilm, "Nekromantik" (1987/1988) realisiert er nach eigener Aussage als Protest gegen die rigide Zensurpolitik in der Bundesrepublik der 1980er Jahre. Der laut Buttgereit insbesondere von dem amerikanischen Serienkiller Edward Gein inspirierte Film, der die Geschichte eines nekrophil veranlagten Pärchens erzählt, entsteht als Low-Budget-Produktion und wird von Buttgereit und seinem Partner Manfred O. Jelinski in Eigenregie in die Kinos gebracht.
In Buttgereits zweitem Langfilm "Der Todesking" (1989/1990) widmet sich der Regisseur in sieben Episoden dem Thema Selbstmord, "Nekromantik II" (1990/1991) dreht sich dann, als direkte Fortsetzung des ersten Teils, erneut um Nekrophilie, mit "Schramm" (1993) taucht Buttgereit schließlich in die seelischen Abgründe eines mit Komplexen behafteten Serienmörders ein. Mit diesen Filmen erarbeitet sich Buttgereit nicht nur einen Ruf als Regisseur von Stoffen, die gesellschaftliche Geschmacksgrenzen ausloten, sondern auch als subversiver und intelligenter Undergroundfilmer, dessen Werke bei Kritik und Filmwissenschaft mit der Zeit auch international Beachtung finden. Exemplarisch zeigt sich dieser Dualismus am Fall "Nekromantik II", der 1991 zunächst von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) als gewaltverherrlichend indiziert wird, dann jedoch 1993 nach einem umfangreichen Gutachten des Marburger Filmwissenschaftlers Knut Hickethier als Kunstfilm klassifiziert wird.
In den Folgejahren kombiniert Jörg Buttgereit seine Liebe zum Film – und insbesondere zum japanischen Monsterfilm – sowie zu provokanten und mitunter extremen Geschichten auf unterschiedlichste Art und Weise. Er verfasst Artikel und Filmkritiken unter anderem für das Berliner Stadtmagazin Tip sowie für die Filmzeitschriften epd Film und Splatting Image. Als Autor beziehungsweise Herausgeber veröffentlicht er mehrere Filmbücher, darunter "Nightmares in Plastic" (2001), "Japan – die Monsterinsel" (2006) und "Nekromantik" (2007). Außerdem arbeitet er als Hörspielmacher für den WDR und Deutschlandradio (z.B. "Ed Gein Superstar" [2002, WDR], "Frankenstein in Hiroshima" [2002, WDR] und "Sexmonster" [2009, WDR]). 2005 inszeniert er zur Musik der Ramones das Punk-Musical "Gabba Gabba Hey", 2007 das Theaterstück "Captain Berlin versus Hitler".
2002 kommt seine preisgekrönte TV-Dokumentation "Die Monsterinsel" ins WDR-Fernsehen. 2008/2009 entsteht eine indirekte Fortsetzung namens "Monsterland" für ARTE, in der er nach den Ursprüngen und der gesellschaftlichen Bedeutung von Monstern wie Frankenstein, King Kong und Godzilla fahndet und dabei Künstler wie John Carpenter, Joe Dante und H. R. Giger besucht. Daneben hält Jörg Buttgereit als Gastdozent Vorträge an Kunst- und Filmhochschulen und dreht Musikvideos und Kurzfilme.
Nicht zuletzt ist Buttgereit als Theaterautor aktiv. Sein Stück "Kannibale und Liebe. Eine True Crime-Tragödie", eine Bühnenfassung seines Hörspiels "Ed Gein Superstar", wird im Oktober 2012 im Studio des Theater Dortmund uraufgeführt. Im Jahr darauf führt er dort bei einer Bühnenfassung des Broadwaystücks "Der Elefantenmensch" Regie. Auch seine eigenen Stücke "Nosferatu lebt!" und "Besessen" (beide 2015) feiern im Studio des Schauspiel Dortmund Premiere.
Erst 2014 nimmt Buttgereit dann wieder ein Kinoprojekt in Angriff: Gemeinsam mit Andreas Marschall und Michal Kosakowski realisiert er "German Angst", einen aus drei unabhängigen Episoden bestehenden Horrorfilm. Der Film wird im Januar 2015 beim Filmfestival Rotterdam uraufgeführt; die Deutschlandpremiere erfolgt im März 2015 im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights. Die Kritiken für "German Angst" fallen weitgehend positiv aus.
Neben dieser kurzen Rückkehr zum Film betätigt Buttgereit sich weiterhin als Autor von Filmkritiken, Comics, Hörspielen, Radio-Features und Theaterstücken. 2017 inszeniert er am Schauspiel Essen sein Stück "Die lebenden Toten oder: Monsters of Reality"; im Jahr darauf veranstaltet er am Theater Dortmund die Gesprächsreihe "Jörg Buttgereit's Nackt und Zerfleischt".