Andreas Menn
Andreas Menn, geboren 1973 in Lüdenscheid, sammelte zunächst Erfahrungen in der Bildenden Kunst, als er 1995 einen Sommer-Workshop bei dem Künstler Timm Ulrichs besuchte. 1996 nahm er ein Diplomstudium an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln auf. Während des Studiums realisierte er einige künstlerische Projekte und filmische Arbeiten, so etwa die Live-Videocollage "Kanalarbeiten", die auf dem Musiksender VIVA Zwei gezeigt wurde. 2001 machte er sein Diplom mit dem Happening "Eatmydiploma".
Nach dem Abschluss war Menn als Editor an Diplom-, Dokumentar- und Kurzfilmen anderer Studenten beteiligt und arbeitete von 2003 bis 2006 als freier Mitarbeiter für den Musiksender VIVA. Zu dieser Zeit zeichnete er zusammen mit Nik Kern für den Schnitt des Filmessays "Conceptual Paradise - There is a Place for Sophistication" (2002-2005) verantwortlich.
2005 begann Menn hauptberuflich als freier Filmeditor für Spiel- und Dokumentarfilme zu arbeiten. Sein erster abendfüllender Spielfilm-Schnitt war der Episodenfilm "Die Österreichische Methode", an dem fünf verschiedene Regisseur*innen beteiligt waren; der Film wurde bereits Ende 2004 gedreht, hatte aber erst im Herbst 2006 seine Uraufführung. Weitere frühe Arbeiten als Editor waren unter anderem Rainer Kaufmanns Mutter-Töchter-Drama "Vier Töchter" (2006), die hoch gelobte NDR-"Tatort"-Folge "Das namenlose Mädchen" (2007) und "The Green Wave" (2010), eine experimentelle Mischung aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm über die dramatischen Ereignisse vor und nach der iranischen Präsidentschaftswahl 2009. Außerdem zeichnete Menn für den "Zusatzschnitt" bei Marco Kreuzpaintners historischem Epos "Krabat" (2008) verantwortlich.
Ein großer Erfolg war der postapokalyptische Thriller "Hell" (DE/CH 2011, Regie: Tim Fehlbaum), für dessen Schnitt er 2012 mit dem Bayerischen Filmpreis und mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet wurde. Neben dem Schnitt verantwortete er bei dem in gleißendes, weißgelbes Licht getauchten Endzeit-Thriller auch die Optischen Spezialeffekte. 2013 lief Menns Musikvideo zu dem Lied "Left on a Little Farm" von Stan Back bei den Oberhausener Kurzfilmtagen in der Sektion MuVi-Award und gewann dort den Publikumspreis.
Die Regisseurin Frauke Finsterwalder engagierte Menn für den Schnitt bei der grotesk überzeichneten Gesellschaftssatire "Finsterworld" (2013), mit mehreren, teils verwobenen Handlungssträngen. Auch dieser Film bekam sehr gute Kritiken und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen. Mit Peter Thorwarth drehte Menn die Action- und Buddykomödie "Nicht mein Tag" (2013), mit Franz Müller die Tragikomödie "Worst Case Scenario" (2014), über ein Ex-Paar, dessen Filmdreh in Polen im Chaos zu versinken droht.
Nach dem Neo-Film-Noir "Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss" (2014) war Menn Editor bei zwei viel beachteten "Tatort"-Folgen: "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" (2015, Regie: Max Färberböck), der erste Fall des fränkische Ermittlerduos Voss und Ringelhahn (Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel); und "Borowski und das Fest des Nordens" (2016, Regie: Jan Bonny), der nicht zuletzt für seine raue filmische Ästhetik gelobt wurde. Für den von ihm selbst gedrehten, fünfeinhalbminütigen Imagefilm "Ein Film über Vitra" (2016, Produzent: Tim Fehlbaum) erhielt er 2017 den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis. Anschließend gehörte Menn zum Editoren-Team beider Staffeln der Streaming-Thrillerserie "You Are Wanted" (2017-2018).
Für den Schnitt bei der geheimnisvollen Liebesgeschichte "Mein Ende. Dein Anfang." (2019), dem Langfilmdebüt der Autodidaktin Mariko Minoguchi, wurde Andreas Menn im Frühjahr 2020 für den Deutschen Filmpreis nominiert.