Jens Harzer
Jens Harzer, geboren am 14.3.1972 in Wiesbaden, absolvierte ein Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München und machte sich vornehmlich im Theaterbereich einen Namen: Nach seinem Studienabschluss spielte er ab 1993 (bis 2009) sowohl an den Münchener Kammerspielen als auch am Bayerischen Staatsschauspiel unter der Intendanz von Dieter Dorn.
Daneben hatte er Gastspiele unter anderem an der Schaubühne Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspiel Frankfurt, bei der Ruhrtriennale, am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen.1996 wurde er mit dem Bayerischen Kunstförderpreis im Bereich Darstellende Kunst und mit dem Kunstpreis Berlin der Akademie für Künste ausgezeichnet.
Auf der Leinwand trat Harzer seltener und vornehmlich in Nebenrollen in Erscheinung. Er übernahm eine kleine Rolle in Michael Verhoevens "Mutters Courage" (1995) und absolvierte Kurzauftritte in den Herbert-Achternbusch-Filmen "Hades" (1995), "Picasso in München" (1997) und "Neue Freiheit - Keine Jobs" (1998). Eine Hauptrolle hatte er an der Seite von Veronica Ferres in Xaver Schwarzenbergers Holocaust-Drama "Annas Heimkehr" (2003, TV) als ehemaliger Verlobter der Hauptfigur.
2006 spielte Harzer eine wichtige Rolle in Hans-Christian Schmids preisgekröntem "Requiem", als Priester, der den Exorzismus an einer vermeintlich besessenen jungen Frau (Sandra Hüller) durchführt. Im gleichen Jahr sah man Harzer in der Hauptrolle von Bülent Akincis "Der Lebensversicherer", als seelisch ausgebrannten Versicherungsvertreter, der auf einer Raststätte eine ungewöhnliche Frau kennen lernt. Für diese Rolle wurde er beim Moskau Filmfestival mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet.
Detlev Buck besetzte Harzer in dem Drama "Same Same But Different" (2009) als abgeklärten älteren Bruder der Hauptfigur (David Kross). Ebenfalls 2009 wurde Harzer festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg, dem er bis heute angehört. 2011 wählte ihn die Fachzeitschrift "Theater heute" (wie schon 2008) zum Schauspieler des Jahres. 2015 erhielt er den Rolf-Mares-Preis für seine Rolle in "Das Käthchen von Heilbronn" am Thalia Theater.
Als Film- und Fernsehschauspieler meldete Harzer sich nach 2011 erst 2015 wieder zurück: Er gehörte zum Ensemble von Philipp Kadelbachs Holocaust-Drama "Nackt unter Wölfen" (2015, TV) und war der charismatische Bösewicht des Science-Fiction-Films "Boy 7" (2015, Regie: Özgür Yildirim). Von seiner finsteren Seite zeigte Harzer sich auch als verurteilter Pädophiler in dem Psychothriller "Neben der Spur – Amnesie" (2016, TV; Regie: Cyrill Boss und Philipp Stennert) und als Serienmörder in der "Tatort"-Folge "Es lebe der Tod" (2016) mit Ulrich Tukur als Kommissar.
Wim Wenders' kammerspielartiger Vier-Personen-Film "Die schönen Tage von Aranjuez" (DE/FR/PT 2016) zeigte Harzer als namenlosen Schriftsteller, der dem Zwiegespräch eines Paares lauscht (oder aber deren Dialoge verfasst). Vanessa Jopp besetzte ihn in der "Tatort"-Folge "Amour fou" (Ausstrahlung: Juni 2017) in einer weiteren Hauptrolle, als Witwer, dessen Ehemann mutmaßlich von homophoben Kiez-Jugendlichen ermordet wurde.