Ruth Toma
Ruth Toma, geboren 1956 in Bad Kötzting, gehörte neun Jahre lang zum Team des Hamburger Theaters "Fliegende Bauten" und absolvierte Mitte der neunziger Jahre den kurz zuvor gegründeten Aufbaustudiengang Film an der Universität Hamburg. Schon kurz danach gelang ihr mit dem Drehbuch zu dem Fernsehspiel "Der schönste Tag im Leben" ein erster großer Erfolg: Die Komödie über eine Hochzeit, die nicht ganz so reibungslos verläuft, wie geplant, brachte dem Regisseur Jo Baier den Bayerischen Fernsehpreis ein. Viel Kritikerlob erhielt auch das nach ihrem Drehbuch entstandene romantische Historiendrama "Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod" (1999), für das sie im Jahr 2000 mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr darauf erhielt Toma den Deutschen Fernsehpreis für ihre Vorlage zu Hermine Huntgeburths Drama "Romeo"; darin verkörperte Martina Gedeck eine einsame Frau, die sich in einen DDR-Spion verliebt.
In den folgenden Jahren avancierte sie mit den Vorlagen zu Fatih Akins "Solino" (2002; Bayerischer Filmpreis 2003), Lars Büchels "Erbsen auf halb 6" (2004), Sven Taddickens "Emmas Glück" (2006) und Jo Baiers Filmbiografie "Liesl Karlstadt und Karl Valentin" (TV, 2008) zu einer der renommiertesten und gefragtesten Drehbuchautorinnen der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Ihre besondere Könnerschaft besteht unter anderem darin, einer Geschichte verschiedene Stimmungslagen zu geben. Sie selbst sagte einmal, dass sie meist Komödien schreibe, "je tragischer, desto besser". So auch bei Neele Vollmars "Friedliche Zeiten" (2008), einer tragikomischen Familiengeschichte im Spannungsfeld von Kaltem Krieg, Mauerbau und deutscher Teilung.
2008 adaptierte sie für den Regisseur Detlev Buck Benjamin Prüfers autobiografischen Bericht "Wohin du auch gehst" zu einem Kinodrehbuch: "Same Same but Different", über die dramatische Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen und einer HIV-infizierten Prostituierten in Kambodscha, kam 2009 in die deutschen Kinos. Kritikerlob erhielt auch die nach ihrem Drehbuch entstandene Tragikomödie "Schenk mir Dein Herz" (2010), über einen eitlen Schlagerstar, der nach einem Herzinfarkt in einer Reha-Klinik eine Jazzcombo gründet.
In ihrem Drehbuch für Sherry Hormans erfolgreiches Drama "3096 Tage" verarbeitete Toma die Geschichte der Österreicherin Natascha Kampusch, die achteinhalb Jahre lang in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten wurde. Der Film startete im Februar 2013 in den Kinos.
In den folgenden Jahren schrieb Toma neben weiteren TV-Arbeiten wie "Der verlorene Bruder" (2015, Regie: Matti Geschonneck) und "Nichts zu verlieren" (2018, Regie: Wolfgang Murnberger) fürs Kino die Beziehungskomödie "Einmal Hans mit scharfer Soße" (2013) in der Regie von Buket Alakus, "Dessau Dancers" über Breakdancer in der DDR (2014) sowie die Romanverfilmung "Der Koch" (2014) nach Martin Suter, die eine Liebesgeschichte mit einer politischen Ebene verknüpft. In "Mein Blind Date mit dem Leben" (2017), inszeniert von Marc Rothemund, erzählt sie auf einer wahren Geschichte basierend von einem jungen Mann, der, obwohl er nahezu blind ist, mit enormem Ehrgeiz seine Ziele in der Welt der "Normalsehenden" zu verwirklichen sucht.
Eine weitere Nominierung für den Deutschen Filmpreis erhielt Ruth Toma für ihre Adaption von Hape Kerkelings autobiographischer Kindergeschichte "Der Junge muss an die frische Luft" (2018). In der Regie von Caroline Link erzählt der Film mit viel 1970er-Jahre-Flair von Kerkelings erwachendem komischen Talent und seiner teils skurrilen Verwandtschaft, aber auch von den schweren Depressionen der Mutter.