Pia Frankenberg
Pia Frankenberg, geboren am 27. Oktober 1957 in Köln, begann nach dem Abitur eine Ausbildung zur Schauspielerin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg, die sie nicht abschloss. 1979 gründete sie die Pia Frankenberg Musik- und Filmproduktion und produzierte zusammen mit der v. Vietinghoff Filmproduktion und der Solaris Film den Spielfilm "Die Ortliebschen Frauen" in der Regie von Luc Bondy. 1980 gewannen sie dafür den Bundesfilmpreis. Danach arbeitete sie als Requisiteurin, Continuity und Regieassistentin, unter anderen bei Thomas Körfer, Hans Neuenfels und Ulrike Ottinger.
Von 1980 bis zu seiner Auflösung 1995 war sie Mitglied des Hamburger Filmbüros, der ersten selbstverwalteten Filmförderung Deutschlands.
1981 produzierte Pia Frankenberg ihren ersten eigenen Kurzfilm "Sehnsucht nach dem ganz Anderen", der bei den Mannheimer Filmwochen und im Hessischen Rundfunk zu sehen war. 1984 lief ihr Kurzfilm "Der Anschlag" auf der Berlinale. Er wurde anschließend unter anderem auf den Oberhausener Informationstagen und dem Kurzfilmfestival Melbourne gezeigt, wo er ein Diploma of Merit gewann.
Noch erfolgreicher erwies sich ihr erster langer Spielfilm "Nicht nichts ohne Dich", der 1986 unter anderem auf der Biennale in Venedig gezeigt und in Saarbrücken mit dem Max Ophüls Preis für den besten deutschen Nachwuchsfilm ausgezeichnet wurde. Es folgten Ausstrahlungen in der ARD und auf 3SAT.
1988 erhielt Pia Frankenberg für den Spielfilm "Brennende Betten", in dem der englische Punkmusiker Ian Dury an ihrer Seite die Hauptrolle spielt, auf dem schweizerischen Komödienfestival in Vevey den Publikumspreis. Auch dieser Film wurde von der ARD und von 3SAT ausgestrahlt.
1991 drehte sie "Nie wieder schlafen". Dieser episodisch erzählte Film, der entlang der ehemaligen Berliner Mauergrenze spielt, ist ihr experimentierfreudigster Film. Auf der Berlinale 2019 wurde er im Rahmen der Retrospektive "Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen" erfolgreich wiederaufgeführt.
Anfang der 1990er Jahre firmierte sie die Pia Frankenberg Musik- und Filmproduktion zur Next Film um, und Laurens Straub trat als Gesellschafter ein. Im Rahmen von Next Film wurden verschiedene Spiel- und Dokumentarfilme produziert, darunter der Spielfilm "Das Trio" (1997) in der Regie von Hermine Huntgeburth mit Götz George in der Hauptrolle und "Fisimatenten" (1998) von Jochen Kuhn. Außerdem entstanden einige Themenabende für Arte, zum Beispiel "Christo" und "Hunde wie wir" (1995, gemeinsam mit Thomas Struck).
Von 1993 bis 1998 war Pia Frankenberg zusammen mit Michael Conrad und Doris Bandhold Gesellschafterin des Alabama Kinos in Hamburg.
Ab 1995 konzentrierte sie sich auf ihre literarische Arbeit und zog nach New York. Sie veröffentlichte die Romane "Die Kellner und ich" (1996), "Klara und die Liebe zum Zoo"(2001), "Nora" (2006) und "Der letzte Dreh" (2009). Gelegentlich schrieb sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit und die TAZ, für die sie seit 2013 auf der Satireseite "Die Wahrheit" regelmäßig eine Kolumne verfasste.
Seit 2012 lebt Pia Frankenberg in Berlin.
Autor: Valentin Gille
Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.