Paul Martin
Paul Martin, geboren am 8.Februar 1899 in Maiolana (heute Ungarn), meldete sich 1916 nach seinem Abitur zu Dienst in der österreichischen Armee ein und nahm als k.u.k. Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegende arbeitete er als Provisor in einer Apotheke und spielte erste, kleinere Rollen in Stummfilmen. Durch die Vermittlung des Regisseurs Ludwig Bergers bekam er Stellen als Regieassistent unter anderem bei Robert Siodmak ("Voruntersuchung", 1931) und Eric Charell ("Der Kongreß tanzt", 1931). Kurz darauf gab er sein Regiedebüt mit der Hans-Albers-Komödie "Der Sieger" (1932, Co-Regie: Hans Hinrich).
Der große kommerzielle Erfolgs seiner zweiten Regiearbeit, der musikalischen Komödie "Ein blonder Traum" mit Lilian Harvey und Willy Fritsch, machte auch amerikanische Produzenten auf Martin aufmerksam – allerdings geriet Martins US-Debüt "Orient Express" (USA 1934), nach einem Roman von Graham Greene, künstlerisch wie kommerziell zum Flop. Lilian Harvey, mit der Martin trotz seiner Ehe mit der Schauspielerin Frauke Lauterbach von 1931 bis 1938 liiert war, bemühte sich vergeblich darum, ihren Lebensgefährten als Regisseur ihrer amerikanischen Filme durchzusetzen. So endete seine Hollywoodkarriere, noch bevor sie wirklich begonnen hatte.
Zurück in Deutschland gelang Martin mit "Glückskinder" (1936) dafür prompt einer der größten Erfolge seiner Laufbahn: Die im Stil der amerikanischen "Screwball Comedies" inszenierte Komödie erzählt von einem Reporter (Willy Fritsch), der durch eine Verkettung widriger Umstände gezwungen ist, eine ihm unbekannte Stadtstreicherin (Lilian Harvey) zu heiraten. Bis 1939 drehte Martin drei weitere Filme mit Harvey: das Melodram "Schwarze Rosen" (1935), die Filmbiographie "Fanny Elßler" (1937) und die Komödie "Frau am Steuer" (1939). Im Frühjahr 1939 emigrierte Lilian Harvey nach Frankreich und ging 1942 nach Amerika, Paul Martin blieb in Deutschland und spezialisierte sich auf Musikfilme und Filmoperetten wie "Jenny und der Herr im Frack" (1941) und "Maske in Blau" (1942).
Auch nach der Befreiung Deutschlands und dem Ende des "Dritten Reichs" blieb Martin in der frühen Bundesrepublik dem im den dreißiger Jahren konfektionierten Genre des "unpolitischen" Unterhaltungsfilms treu. Er inszenierte Publikumserfolge wie das Melodram "Liebestraum" (1951), die Romanze "Die Privatsekretärin" (1953) und die Filmoperette "Meine Schwester und ich" (1954); sein "Das Bad auf der Tenne" (1956) gehörte zu den damals populären Heimatfilm-Remakes, die auf Stoffen der dreißiger Jahre basierten.
Ab Ende der fünfziger Jahre verlegte sich Martin fast völlig auf Musikfilme und arbeitete erfolgreich mit Schlagerstars wie Caterina Valente ("Du bist wunderbar", 1959) und Peter Alexander ("Hochzeitsnacht im Paradies", 1962). Im Jahr 1966 feierte mit der Westernparodie "Graf Bobby, der Schrecken des Wilden Westens" sein letzter Kinofilm Premiere. Im gleichen Jahr musste er auf Grund einer Verletzung die Dreharbeiten zu der Fernsehproduktion "Das kleine Teehaus" abbrechen; Eugen York drehte den Film zu Ende. Am 23. Januar 1967 starb Paul Martin in Berlin (West).