Rolf Olsen
Rolf Olsen wurde am 26. Dezember 1919 als Sohn eines Kaufmanns mit dem Geburtsnamen Rudolf Knoblich in Wien geboren. Dort besuchte er das renommierte Gymnasium der Theresianischen Akademie, wo er sein Abitur ablegte. Er nahm Schauspielunterricht und war Ende der 1930er Jahre an verschiedenen österreichischen Bühnen als Schauspieler und Kabarettist tätig; unter anderem in Wien am Theater in der Josefstadt, in Linz, Gablonz und beim Kabarett "Wiener Werkel", bevor er 1941 als Soldat eingezogen wurde und bis 1943 Kriegsdienst leistete.
1945 gründete Olsen sein eigenes Kabarett "Das kleine Brettl" in Wien, die erfolgreichste österreichische Kleinkunstbühne der Nachkriegszeit, und war weiterhin als Regisseur und Schauspieler am Theater in der Josefstadt tätig. Zahlreiche Gastspiele und das Kabarett "Die kleinen Vier" führten ihn in die Schweiz sowie nach Frankfurt am Main und München, wo er seine Filmkarriere begann. Seit 1954 war er zudem am Deutschen Theater in München als Regisseur und Schauspieler tätig.
Als Co-Autor verfasste er 1947 gemeinsam mit Gustav Ucicky das Drehbuch zu dessen Regiearbeit "Singende Engel". Es folgten zahlreiche weitere Drehbücher, sowohl für Kinofilme wie auch für Funk und Fernsehen, zudem betreute er Unterhaltungssendungen bei verschiedenen Rundfunkanstalten. Als Schauspieler übernahm er Nebenrollen in deutschen und österreichischen Unterhaltungsfilmen, darunter häufig in den überaus erfolgreichen Werken seines Landsmannes Franz Antel, dessen Form der leichten, oft auch frivolen Komödie für Olsen zum Vorbild wurde. So spielte er unter anderem in "Kleiner Schwindel am Wolfgangsee" (1950), "Vier Mädels aus der Wachau" (1957), "Liebe, Mädchen und Soldaten" (1958) oder "00 – Sex am Wolfgangsee" (1966). Auch in der Regie von Geza von Cziffra arbeitete er immer wieder, beispielsweise in "Ich bin kein Casanova (1959), "Kriminaltango" (1960) und "Die Abenteuer des Grafen Bobby" (1961).
Während seine Karrieren als Autor und Schauspieler sehr produktiv weiterliefen, gab Rolf Olsen 1961 sein Regiedebüt mit der Travestie- und Schlagerkomödie "Unsere tollen Tanten", die so erfolgreich war, dass er noch zwei Fortsetzungen drehte. Mit solcher und ähnlicher Komödienkost wie etwa "Die türkischen Gurken" (1961) oder "Hochzeit am Neusiedler See" (1963) wurde Olsen im Lauf der 1960er Jahre berühmt. Er versuchte sich jedoch auch in anderen Genres wie Kriminal- und Gruselfilm ("Das Rasthaus der grausamen Puppen", 1967) und Western ("Der letzte Ritt nach Santa Cruz", 1964) aus.
Noch ehe der Begriff des Exploitationfilms etabliert war, drehte Olsen reihenweise entsprechende Werke, etwa freizügig-reißerische Milieu-Melodramen wie "In Frankfurt sind die Nächte heiß" (1966) und die ausgedehnte St.-Pauli-Reihe, darunter "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (1967), "Der Arzt von St. Pauli" (1968), "Das Stundenhotel von St. Pauli" (1970) und "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1969), viele mit Curd Jürgens in der Hauptrolle. Der erste der Reihe ist laut Ray-Filmmagazin "der erste farbige, deutschsprachige Pseudo-Doku-Reißer, der Sex und Gewalt in expliziter Form ausstellte", er könne als früher Vorläufer jeden Tarantino-Film alt aussehen lassen (Ray 05/2013).
Einer der größten Erfolge Olsens war der derbe Bankraubthriller "Blutiger Freitag" (1972) mit Raimund Harmstorf, der auf die Gewaltverbrechen der RAF Anfang der 1970er Jahre Bezug nahm, durch die (gestellte) Befragung von Passanten einen dokumentarischen Touch erhielt und mit seiner ausgestellten Brutalität Anstoß erregte. Schaute die damalige Kritik mit Verachtung auf Olsens Werk, genießt insbesondere "Blutiger Freitag" heute gerade wegen seiner Direktheit und Drastik eine hohe Wertschätzung bei zahlreichen Cineasten.
In den 1970er Jahren drehte Olsen zudem mehrere so genannte "Mondo-Filme", die mit dokumentarischem Anspruch, doch in möglichst reißerischer Umsetzung schockierende Sitten und Gebräuche aus aller Welt versammelten und kommentierten, etwa die Esoterik-Kompilation "Reise ins Jenseits - Die Welt des Übernatürlichen" und "Shocking Asia – Sünde, Sex und Sukiyaki" (1976).
Seine letzte Kinoregie war ein Teil des Episodenfilms "Starke Zeiten" (1988) mit Rudi Carrell, David Hasselhoff und Hans-Joachim Kulenkampff, mit dem er immer wieder zusammen gearbeitet hatte. Kulenkampff spielte auch in Olsens letzter Regiearbeit, der TV-Miniserie "Die große Freiheit", die Hauptrolle.
Im Lauf seines filmischen Schaffens als Regisseur, Darsteller und Drehbuchautor, das insgesamt etwa 100 Produktionen umfasst, arbeitete Olsen unter anderem mit Schauspielstars wie Heinz Erhardt, Mario Adorf, Harald Juhnke, Fritz Wepper und Klaus Kinski. Bis zu seinem Tod war er mit der Schauspielerin Ilse Peternell verheiratet, die er Ende der 1950er Jahre bei österreichischen Filmproduktionen kennengelernt hatte.
Rolf Olsen starb am 3. April 1998 im oberbayerischen Starnberg an einem Krebsleiden.
Autor: Kevin Assender
Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.