Arthur Maria Rabenalt
Arthur Maria Lothar Konrad Heinrich Friedrich Rabenalt, geboren am 25. Juni 1905 in Wien, erhielt 1921 nach dem Schulabschluss, durch eine Empfehlung, eine Stelle als Regieassistent am Hessischen Landestheater Darmstadt. Dort erwies er sich bald als großes Talent und gab mit 16 Jahren sein Debüt als Opernregisseur. Weitere Erfahrungen sammelte er als Regisseur am Berliner Theater am Kurfürstendamm und dem Theater Tribüne. Am Reußischen Theater Gera ernannte man ihn zum zweiten Opern- und Schauspielregisseur, an der Oper Würzburg und der Oper am Hessischen Landestheater Darmstadt zum Oberregisseur.
Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Wilhelm Reinking und der Ballettmeisterin Claire Eckstein formte Rabenalt in Berlin ein experimentelles Theatertrio – aber nach der Machtergreifung der Nazis 1933 erhielt er auf Grund seiner avantgardistischen Opernregie-Experimente (unter anderem an der Berliner Kroll-Oper) zeitweise Berufsverbot: Man stufte ihn, wie auch Reinking und Eckstein, als "Kulturbolschewisten" ein. Nach der erzwungenen Auflösung des Trios arbeitete Rabenalt kurzzeitig am Metropol Theater, wendete sich 1934 aber endgültig dem Filmgeschäft zu, bei dem er zuvor nur gelegentlich hospitiert hatte: So etwa als Regievolontär bei Alexander Korda ("Der Tänzer meiner Frau", 1925) und als zweiter Assistent von G. W. Pabst ("Die Herrin von Atlantis", 1932). Auch die Nachaufnahmen Peter Lorres für die englische Synchronfassung von Fritz Langs "M" (1932) stammten von Rabenalt.
Sein Regiedebüt gab Arthur Maria Rabenalt 1934 mit dem Familienfilm "Pappi". Nachdem er mit "Was bin ich ohne Dich" (1934) und "Eine Siebzehnjährige" (1934) weitere gefällige Unterhaltungsfilme gedreht hatte, fiel er bei den Nazis mit seiner Komödie "Ein Kind, ein Hund, ein Vagabund" zeitweilig in Misskredit: Der Film wurde vorübergehend verboten, Rabenalt musste zum Arbeiten nach Frankreich (als Dialogregisseur für Jacques Feyder), Italien ("Die weiße Frau des Maharadscha", IT/D 1936) und Österreich ("Das Frauenparadies", 1936; "Millionenerbschaft" 1937) ausweichen. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland bliebt Rabenalt unverfänglich wirkenden Romanzen sowie Musik- und Zirkusfilmen treu: Zu seinen populärsten Filmen in Nazi-Deutschland gehörten "Liebelei und Liebe" (1938), "Die 3 Codonas" (1940), "Leichte Muse" (1941), "Liebespremiere" (1943) und "Zirkus Renz"(1943). Vor allem aber durch seine Beratertätigkeit bei Leni Riefenstahls "Tiefland" (1940-1944) und durch seine propagandistischen "Aufbaufilme" "Achtung! Feind hört mit!" (1940), "… reitet für Deutschland" (1941) und "Fronttheater" zeigte Rabenalt, dass er sich inzwischen mit den Interessen der Machthaber arrangiert hatte. Trotzdem beharrte er in späteren Jahren stets auf dem Standpunkt, ein "unpolitischer Regisseur" zu sein – ungeachtet des Arguments, dass es im nationalsozialistischen Deutschland keine unpolitischen Filme geben konnte. 1958 veröffentlichte Rabenalt zu diesem Thema sogar eine Art Rechtfertigung in Buchform mit dem Titel: "Film im Zwielicht. Über den unpolitischen Film des Dritten Reichs und die Begrenzung des totalitären Anspruchs".
Nach dem Kriegsende gründete Rabenalt in München das Kabarett Schaubude und arbeitete als kommissarischer Leiter der Städtischen Schauspiele Baden-Baden. Von 1947 bis 1949 war er Intendant des im Ostsektor Berlins gelegenen Metropol-Theaters. Zur gleichen Zeit begann er als Regisseur bei der DEFA Kinofilme zu drehen ("Chemie und Liebe", 1948; "Das Mädchen Christine", 1949).
In der Bundesrepublik inszenierte Rabenalt ein mit Erich von Stroheim und Hildegard Knef populär besetztes Remake des Klassikers "Alraune" (1952), das von der Kritik vor allem für seine beeindruckend düstere Atmosphäre gelobt wurde. In erster Linie aber besann Rabenalt sich auf frühere Erfolgsrezepte und drehte Musikfilme wie "Der Zigeunerbaron", (1954) und Komödien wie "Das haut einen Seemann doch nicht um" (1958). Nur vereinzelt realisierte er auch ambitioniertere, zeitkritische Stoffe wie "Die Ehe des Dr. med. Danwitz" (1956), über einen Assistentsarzt, der aus Geldnot in ein moralisches Dilemma gerät, und "Glücksritter. Eine Geschichte von heute" (1957), über einen jungen Journalisten, der mit der Nazi-Vergangenheit seines einflussreichen Schwiegervaters konfrontiert wird. Viel Kritikerlob erhielt Rabenalt auch für "Mann im Schatten" (1961), nach einem Drehbuch von Wolfgang Menge: Ein auf einem realen Fall basierender Wiener "Heimatkrimi", in dem ein Polizeirat den Mord an einer Strickmoden-Produzentin aufklären muss.
Mit Beginn der 1960er Jahre verlegte Rabenalt seine Tätigkeiten fast ausschließlich aufs Fernsehen: Er inszenierte Komödien, Historienfilme und Operetten-Adaptionen, aber auch Kindersendungen ("Sing ein Lied mit Onkel Bill", 1966) und Musikshows ("Das Stiftungsfest der fleißigen Bienen", 1963; "Peter-Garden-Party", 1969). In den 1970er Jahren kehrte er noch einmal zum Kino zurück und inszenierte die Komödie "Hilfe, mich liebt eine Jungfrau" (D/F 1970) und das Freddy-Quinn-Vehikel "Haie an Bord" (1971). Nach dem erotischen Südseefilm "Caribia - Ein Filmrausch in Stereophonie" (1978) zog Rabenalt sich von der Regiearbeit zurück.
Neben seiner Regietätigkeit veröffentlichte Rabenalt im lauf seiner Karriere auch zahlreiche Schriften zu film- und theaterhistorischen Themen, so etwa Mitte der 60er Jahre eine fünfbändige Geschichte des erotischen Theaters; 1968/69 leitete er in München das Theatron eroticon. Nach seinem Rückzug aus dem Arbeitsleben verfasste er erotische Erzählungen, die er teils im Privatdruck publizierte. 1988 vermachte er sein rund 70000 Dokumente und Fotos umfassendes Privatarchiv dem Theater- und musikwissenschaftlichen Institut Thurnau an der Universität Bayreuth. Im Jahr darauf ernannte die Hochschule ihn zum Honorarprofessor.
Am 26. Februar 1993 starb Arthur Maria Rabenalt im Wildbad Kreuth am Tegernsee.
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