Oliver Bröcker
Oliver Bröcker, geboren am 11. Mai 1977 in Berlin, ging mit zwölf Jahren zu einem Casting und stand so für Wolfgang Beckers "Kinderspiele" (1992) zum ersten Mal vor der Kamera: Als Schüler Kalli, der erneut ein Schuljahr wiederholen muss, den das aber nicht im Geringsten stört. Dieser einprägsame Auftritt brachte Bröcker prompt weitere Rollen ein: So gehörte er zum Ensemble der Jugendserie "Die Stadtindianer" (1994) und spielte in der "Tatort"-Episode "Jetzt und alles" (1994) ein Crashkid, das in Lebensgefahr gerät. In den folgenden Jahren avancierte Bröcker, der nie eine Schauspielschule besucht hat, zu einem sehr gefragten Darsteller vor allem in Fernsehproduktionen. Er spielte einen rebellischen Schüler in Urs Eggers Neuverfilmung von "Die Halbstarken" (1996, TV), gab in Uwe Jansons Liebeskomödie "Holstein Lovers" (1999, TV) einen Provinzjugendlichen im Tanzfieber und in Christian Wagners "Zehn wahnsinnige Tage" (1999) einen Polizeischüler, der eifersüchtig auf die neue Freundin seines besten Freundes reagiert. Für diese Rolle erhielt Bröcker eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis als Bester Nebendarsteller. Im Jahr darauf hatte er eine kleine, aber markante Kinorolle als Provinzekel in Jobst Oetzmanns melancholischer Komödie "Die Einsamkeit der Krokodile" (2000). Eine Fernsehpreis-Nominierung als Bester Hauptdarsteller erhielt Bröcker für seine Verkörperung eines Kleinstadtpolizisten, der in einen Hamburger Problembezirk versetzt wird, in dem Drama "Mit dem Rücken zur Wand" (2002).
Zu Bröckers weiteren wichtigen Fernsehfilmen gehören Barbara Teufels Dokudrama "Alles Lüge - Auf der Suche nach Rio Reiser" (2007), das DDR-Drama "Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen" (2008) und die Familienkomödie "Harry nervt" (2013). Daneben wirkte er in Gastrollen in zahlreichen Serien mit, darunter Episoden von "Tatort", "Polizeiruf 110", Soko Wismar", "Alarm für Cobra 11", "Wolffs Revier", "Bella Block", "Ein Fall für zwei", SK Kölsch", "Balko", "Ein starkes Team" und "Großstadtrevier"; besonders prägnant war seine Rolle in einem dreiteiligen Special der Krimiserie "Rosa Roth" ("Der Tag wird kommen", 2007), als rechte Hand eines von Mario Adorf verkörperten Waffenhändlers. Eine durchgehende Serienrolle hatte Bröcker von 2009 bis 2012 in der Krimiserie "Flemming", als Kriminalhauptkommissar an der Seite von Samuel Finzi und Claudia Michelsen.
Auf der Kinoleinwand sah man Bröcker seltener und meist in kleineren Nebenrollen, wobei seine Auftritte oftmals prägnant ausfielen. In Benjamin Quabecks "Verschwende deine Jugend" (2003) gab er einen exzentrischen Geldboten, in Carsten Fiebelers Jugendfilm "Kleinruppin Forever" (2004) einen Knacki, in Hans Weingartners "Die fetten Jahre sind vorbei" (2004) einen gewaltbereiten Globalisierungsgegner und in Leander Haußmanns Komödie "NVA" einen aufmüpfigen Rekruten, der sich prompt eine blutige Nase holt. Größere Parts hatte er als Bandmitglied in der Bestseller-Verfilmung "Fleisch ist mein Gemüse" (2008) sowie als bester Freund eines an Parkinson erkrankenden Mannes in dem Drama "Liebeslied" (2008). In Sven Taddickens "Zwölf Meter ohne Kopf" (2009) sah man ihn als Pirat, an dem der Freibeuter Gödeke Michels ein Exempel statuiert, in der Musikkomödie "Dear Courtney" (2012) brillierte er als liebeskranker Heavy-Metal-Fan. Eine wichtige Rolle hatte er auch in dem preisgekrönten Drama "Freier Fall" (2013), als Kollege eines jungen, seine Homosexualität verheimlichenden Polizisten. Einen Polizisten spielte Bröcker auch in der Satire "Heil" (2015): Als suspendierter Dorfwachtmeister nimmt er es darin mit einer wild gewordenen Neonazi-Gruppe auf.