Willy Zielke

Weitere Namen
Viktor Valet (Pseudonym) Willy Otto Zielke (Geburtsname)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Produzent
Lodz, Polen Bad Pyrmont

Biografie

Willy Otto Zielke, geboren am 18. September 1902 in Lodz, Polen, absolvierte in Russland ein Studium als Eisenbahningenieur. Nachdem die Familie nach Deutschland übergesiedelt war, folgte von 1923 bis 1924 eine Ausbildung an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München; von 1928 bis 1936 war Zielke dort selbst als Dozent tätig. 1929 nahm er an der internationalen Werkbundausstellung Film und Foto in Stuttgart teil, wo er Glasstillleben präsentierte.

1931 begann Zielke, sich als Filmemacher zu betätigen. Als Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur in Personalunion realisierte er mehrere Kurz-Dokumentarfilme. Seinen sozialkritischen Film "Arbeitslos. Ein Schicksal von Millionen" (1933), in dem er schonungslos die demoralisierende Wirkung von Arbeitslosigkeit darstellte, musste er unter dem Druck der Nationalsozialisten umschneiden: Unter dem Titel "Die Wahrheit" wurde die Kernaussage in einen propagandistischen Zusammenhang gerückt und der Nationalsozialismus als Befreiung aus der Weltwirtschaftskrise dargestellt.

1934 erhielt Zielke von der Reichsbahn den Auftrag, einen Industriefilm zum 100. Jahrestag (1935) der ersten deutschen Eisenbahn zu drehen: "Das Stahltier" versah die Dokumentaraufnahmen mit einer Spielfilm-Rahmenhandlung; stilistisch zeichnete er sich durch eine expressionistische Bildgestaltung und einen avantgardistischen Schnitt aus. Heute gilt er als ein Meilenstein des Avantgarde- und Dokumentarfilms. Von der Führung der Reichsbahn wurde der Film jedoch gerade wegen des avantgardistischen Stils als "nicht zur Aufführung geeignet" eingestuft. Das Propagandaministerium setzte "Das Stahltier" zunächst noch zur Schulung von Kameraleuten der Propagandakompanie ein. Schließlich aber wurde der Film komplett verboten. Trotz einer Intervention Leni Riefenstahls, die von dem Film begeistert war, hielt Joseph Goebbels an dem Verbot fest.

Riefenstahl hingegen engagierte Zielke als Mitarbeiter bei der Produktion der Olympia-Filme. Zwar sollte er für den sogenannten "Prolog" der Filme verantwortlich sein, doch kam es während der Dreharbeiten zu erheblichen Differenzen mit Riefenstahl. Am Ende nutzte sie das von ihm gedrehte Material, erstellte daraus aber eine eigene Version des Prologs.

Zielke wurde indes –gegen seinen Willen– im Februar 1937 in die Psychiatrie Haar eingewiesen, wo man eine angebliche Schizophrenie diagnostizierte. Als Konsequenz wurde er zwangssterilisiert. Es folgten Zwangsaufenthalte in verschiedenen Psychiatrien und Arbeitslagern. Erst fünf Jahre später, im Jahr 1942, kam er wieder in Freiheit. Wie Zielke später sagte, sah er Leni Riefenstahl als treibende Kraft hinter seiner Einweisung.

Erst in den 1950er Jahren begann Zielke wieder mit der Filmarbeit und drehte kurze Dokumentar- und Industriefilme. Für seine Bildgestaltung bei Karl G'schreys Dokumentarfilm "Schöpfung ohne Ende" (1956) wurde er gemeinsam mit den drei weiteren Kameramännern des Films mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Von seinen eigenen Regiearbeiten erinnerte jedoch nur "Aluminium - Porträt eines Metalls" (1958) an seine frühere stilistische Experimentierfreude. Es war zugleich sein letzter Film.

In den 1980er Jahren wurden Willy Zielkes frühe Fotoarbeiten von der Kunstwelt wiederentdeckt und in mehreren Ausstellungen gewürdigt. Im Jahr 1987 erhielt er von der Bundesrepublik eine Entschädigung für die an ihm durchgeführte Zwangssterilisation. Zwei Jahre später, am 16. Juni 1989, starb Willy Zielke in Bad Pyrmont.

 

FILMOGRAFIE

2009/2010
  • Darsteller (Sonstiges)
1956
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1953
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1936-1938
  • Regie (Sonstiges)
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1936-1938
  • Kamera
1936-1938
  • Regie (Sonstiges)
  • Drehbuch
  • Schnitt
1934-1935/1954
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1932/1933
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1932
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1931
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1931
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt