Igor Luther

Kamera
Neusohl, Tschechoslowakei (heute Banská Bystrica, Slowakei) Rijeka, Kroatien

Biografie

Igor Luther wurde am 5. August 1942 in Neusohl in der Tschechoslowakei (heute Banská Bystrica, Slowakei) geboren. Nach einem Kamerastudium an der Filmhochschule in Prag begann er 1967 als freiberuflicher Kameramann zu arbeiten. 1968 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er zunächst vor allem mit den Regisseuren Helmut Förnbacher (u.a. "Sommersprossen", DE/IT 1968) und Michael Verhoeven zusammenarbeitete. Viel Aufsehen erregte Verhoevens Vietnamkriegs-Drama "o.k." (1970), das den wahren Fall einer von US-Soldaten vergewaltigten und ermordeten Vietnamesin aufgriff. Luther drehte den Film in Schwarzweiß, um sich der Ästhetik der damaligen Fernseh-Kriegsberichterstattung anzunähern; zugleich inszenierte Verhoeven die Geschehnisse zum Teil mit Brecht’schen Verfremdungseffekten. So entstand eine spannungsvolle Ästhetik zwischen der abstrahierenden Inszenierung und dem beobachtenden Stil einer Reportage. Im Wettbewerb der Berlinale 1970 wurde der Film von der Jury höchst kontrovers aufgenommen. Es kam zu einem Eklat, der wiederum zum Abbruch des Festivals führte. 

In den nächsten Jahren avancierte Luther zu einem der prägenden Bildgestalter des Neuen Deutschen Films. Für die Kameraarbeit bei Ulrich Schamonis in Südfrankreich spielender, moderner Wildwest-Paraphrase "Eins" wurde er mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Auch Schamonis kapitalismuskritische Komödie "Chapeau Claque" (1974), die "fröhliche Beichte eines Faulenzers", erhielt sehr gute Kritiken und gehört zu den Klassikern des Neuen Deutschen Films. Mit Michael Verhoeven drehte Luther noch die umstrittene ménage à trois "Wer im Glashaus liebt..." (1971), das feministische Drama "Ein unheimlich starker Abgang" (1973, TV) und die schwarze Komödie "MitGift" (1975).  

1977 gewann Luther erneut einen Deutschen Filmpreis, diesmal für zwei Filme: Volker Schlöndorffs während des Russischen Bürgerkriegs spielendes Liebesdrama "Der Fangschuß" (1976) und Bernhard Wickis in Italien angesiedelte Klassenkampfgeschichte "Die Eroberung der Zitadelle" (1977).  

Ein triumphaler Erfolg war im Jahr darauf Schlöndorffs "Die Blechtrommel" (1978). Die provokative Günter-Grass-Adaption war ein internationaler Kritiker- und Kassenerfolg, wurde vielfach preisgekrönt (unter anderem in Cannes) und als Krönung mit dem Oscar als Bester ausländischer Film prämiert. "Igor Luther war der genialste Kameramann, mit dem ich je gearbeitet habe", erinnerte sich Schlöndorff im Jahr 2020 in der Zeitung "Die Welt". "Sieben Filme haben wir zusammen gemacht, darunter meine besten". Diese Filme waren (neben "Der Fangschuß" und "Die Blechtrommel") der Dokumentarfilm "Der Kandidat" (1980) über den CSU-Politiker Franz-Josef Strauß, das medienkritische Kriegsreporter-Drama "Die Fälschung", (1981), der Kalter-Krieg-Dokumentarfilm "Krieg und Frieden" (1982), die dystopische Bestsellerverfilmung "Die Geschichte der Dienerin" (1990) und der experimentelle Dokumentarfilm "Michael Nyman Songbook" (1992). Wie Schlöndorff in dem Text schreibt, waren Luthers Alkoholprobleme die Ursache für das Ende der Zusammenarbeit, aber "nicht unserer Freundschaft". 

Weitere wichtige Arbeiten in Luthers Karriere waren die Andrzej Wajda-Filme "Danton" (1983) und "Eine Liebe in Deutschland" (1983), Tom Toelles atmosphärisches Bergbauern-Drama "Via Mala" (1985, TV) und Peter Patzaks Großstadtkrimi "Der Joker" (1987). 

Ab Mitte der 1990er Jahre (nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Schlöndorff) zeichnete Luther bei sehr unterschiedlichen Werken als Kameramann verantwortlich: So etwa bei dem amerikanischen B-Thriller "Night of the Archer" ("Die Nacht des Killers", 1994), der Dürrenmatt-Adaption "Tod im kalten Morgenlicht" (NL/DE 1995, nach "Das Versprechen") und der Brentano-Liebesgeschichte "Requiem für eine romantische Frau" (1998). In Tschechien drehte er das erotische Drama "Postel" ("Das Bett", 1998, Regie: Oskar Reif) für das er 1999 für den Filmpreis 'Tschechischer Löwe' nominiert wurde. 

Auch in den 2000er Jahren war Igor Luthers Schaffen von sehr unterschiedlichen Stoffen geprägt. Die Bandbreite reichte von dem dreistündigen thailändischen Abenteuerepos "Suriyothai" ("Suriyothai - Die Kriegsprinzessin", 2001) bis zu dem Dokumentarfilm "Frei: Gespielt. Mehmet Scholl - Über das Spiel hinaus" (2007). Eine regelmäßige Zusammenarbeit verband ihn während dieses letzten Karriereabschnitts mit dem Dokumentarfilmer Douglas Wolfsperger. Mit ihm drehte er "Die Blutritter" (2004), "Warn Sie schon mal in mich verliebt?" (2005), "Der lange Weg ans Licht" (2007) und "Wiedersehen mit Brundibar" (DE/CZ 2014) – Luthers vorletzte Arbeit als Kameramann. Erst fünf Jahre später stand er noch einmal hinter der Kamera, für den slowenischen Dokumentarfilm "Teslafy Me" (2019, Regie: Janja Glogovac), über den Elektroingenieur und Erfinder Nikola Tesla. 

Im Jahr darauf, am 8. Juni 2020, starb Igor Luther in Rijeka, Kroatien. 

FILMOGRAFIE

2002-2004
  • Kamera
2001
  • Kamera
2001
  • Kamera
1997
  • Kamera
1997
  • Kamera
1994/1995
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1993/1994
  • Kamera
1992/1993
  • Kamera
1993
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1989/1990
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1988
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1986/1987
  • Kamera
1986/1987
  • Kamera
1985
  • Kamera
1981-1983
  • Kamera
1981/1982
  • Kamera
1981
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1980
  • Kamera
1980
  • Kamera
1978/1979
  • Kamera
1978/1979
  • Kamera
1978
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1978
  • Kamera
1977
  • Kamera
1976/1977
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1976
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1974/1975
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1975
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1973/1974
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1972/1973
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1972
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1971
  • Kamera
1970
  • Kamera
1970
  • Kamera
1968
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