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George Moorse wurde am 1. Mai 1936 in New York City, USA, geboren; seine Mutter stammte aus Riga (Lettland), sein Vater aus London (England). Seine künstlerische Karriere begann er als Poet und Bildender Künstler. Im Alter von 15 Jahren verkaufte er sein erstes Gedicht an die New York Times – für acht Dollar. Er studierte Philosophie und Altphilologie am Hofstra College in Hempstead, New York, und am Washington Square College in New York City, wo er sowohl für seine Bilder als auch für seine Schriften Auszeichnungen erhielt.
Ab 1953 war Moorse als Schriftsteller und als Redakteur für das unabhängige New Yorker Verlagshaus Grove Press tätig. 1957 zog er nach Griechenland, im Jahr darauf nach Deutschland, wo er als Lyriker und Graphiker arbeitete. 1964 wendete er sich dem Film zu – und wurde für seinen ersten Kurzfilm "in side out" (1964) prompt mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Sein Langfilmdebüt gab Moorse 1967 mit "Der Findling", nach der Novelle von Heinrich von Kleist. Im gleichen Jahr realisierte er "Kuckucksjahre", eine humorige Geschichte über eine Clique junger Münchner Müßiggänger*innen und ihre Beziehungswirren. Eine Hauptrolle spielte Rolf Zacher; als Moorses Regieassistenten fungierten Wolfgang Petersen und Daniel Schmid; auch der damals 17-jährige Rio Reiser (bürgerlich: Ralph Moebius) wirkte an der Produktion mit.
In den Komödien "Der Griller" (1968) und "Liebe und so weiter" (1968), beide erneut mit Zacher in einer Hauptrolle, fing Moorse das Lebensgefühl und den Zeitgeist der 68er-Generation ein. Seine Georg-Büchner-Verfilmung "Lenz" (1971) erhielt drei Deutsche Filmpreise: für die Kameraführung, die Darstellerische Leistung und als Bester Film.
Trotz dieses Erfolgs konnte Moorse nur noch wenige Kinoprojekte realisieren: "Pan" (1972), eine Interpretation des Mythos vom antiken Hirtengott Pan, das Schizophrenie-Drama "Inki" (1973), das theaterhafte Liebesdrama "Schattenreiter" (1974), das Vater-Sohn-Drama "Daniel" (1980), und die Dreiecksgeschichte "Brandmale" (1982) – wobei keiner dieser Filme nach den Festivalpremieren eine reguläre Kinoauswertung erhielt.
So drehte Moorse vor allem eine Vielzahl an Fernsehspielen. Neben ambitionierten Projekten wie "Prosperos Traum" (1977) mit Vadim Glowna handelte es sich meist um leichte Kost wie die Gruselgeschichte "H.P. Lovecraft: Schatten aus der Zeit" (1975) und Familienunterhaltung wie "Jahreszeiten der Liebe" (1979) und "Wochenendgeschichten" (1980).
Moorse schrieb und inszenierte auch einige Episoden der umstrittenen Kinderserie "Anderland" (1982-1985) und führte bei Episoden der Serien "Krimistunde" (1983) und "Gespenstergeschichten" (1985) Regie.
1986/87 drehte Moorse die TV-Dokumentation "Andi - Protokoll einer Inszenierung von Peter Zadek", woraus sich eine dauerhafte Verbindung mit dem Theatermacher entwickelte: Einige Jahre später verfilmte er fürs Fernsehen Zadeks Theaterarbeiten "Der Kaufmann von Venedig" (1990) und "Lulu" (1991).
Besondere Popularität erlangte George Moorse jedoch als Regisseur der Kultserie "Lindenstraße", für die er von 1987 bis zu seinem Tod 1999 arbeitete: er inszenierte 186 Episoden, 20 davon nach eigenem Drehbuch. 1995 führte er auch bei dem abendfüllenden Jubiläumsfilm "Entführung aus der Lindenstraße" Regie. Daneben übernahm er kaum noch andere Regiearbeiten: außer den oben genannten Zadek-Verfilmungen lediglich das Fernsehspiel "Zwischen Tag und Nacht" (1995) sowie vier Folgen der Serie "Alphateam" (1997).
Künstlerisch untätig blieb Moorse gleichwohl nicht. Er schrieb bis zuletzt an einem satirischen Roman und plante eine Filmversion von Peter Zadeks "Hamlet"-Inszenierung. Doch dazu kam es nicht mehr: Am 30. Juli 1999 starb George Moorse in Köln an den Folgen eines Herzinfarkts.
Kurz nach seinem Tod sendete das ZDF seine letzte Arbeit: "Himmel, Harz und Hölle - Goethes Dämonen", ein Filmessay über die Brocken-Besteigung des jungen Goethe. In der Serie "Lindenstraße" wurde zu seinem Gedenken das Eiscafé erst "Café Moorse" und ab Mitte 2009 "Café George" genannt.