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Alle Fotos (6)Biografie
Elisabeth Bergner, geboren als Elisabeth Ettel am 22. August 1897 in Drohobycz (Galizien, heute Drohobych, ehemals UdSSR), wuchs in einer jüdischen Familie auf. Ihre Eltern, Emil Ettel, ein Kaufmann, und Rosa, geborene Wagner, waren nicht streng religiös. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Wien. Nach kurzer Schulzeit besuchte sie 1911/12 eine private Schauspielschule und setzte ihre Ausbildung von 1912 bis 1915 am Wiener Konservatorium fort. 1915 erhielt sie ihr erstes Engagement am Theater in Innsbruck, bevor sie in der Spielzeit 1916/17 am Stadttheater Zürich auftrat, unter anderem als Ophelia in einer "Hamlet"-Inszenierung von Alexander Moissi. Von 1919 bis 1920 war sie an der Neuen Wiener Bühne zu sehen, anschließend von 1920 bis 1922 an den Münchner Kammerspielen und am Staatstheater München, wo sie unter anderem als Helene Altenwyl in der Uraufführung von Hofmannsthals "Der Schwierige" auftrat. Ihre Darstellung der Fräulein Julie im Wiener Burgtheater beeindruckte den österreichischen Schriftsteller und Kritiker Alfred Polgar, der in seiner Rezension schrieb, dass man "eine so restlose Umsetzung seelischer Bewegung in körperliche auf der Bühne selten gesehen" habe (Prager Tageblatt, 28. Januar 1922).
1921 trat Bergner erstmals in Berlin auf, wo sie neben Conrad Veidt und Alexander Granach in Julius Berstls Stück "Der lasterhafte Herr Tschu" (Premiere am 18. Oktober 1921 im Lessing-Theater) spielte. 1923 gelang ihr der restlose Durchbruch als Rosalind in Max Reinhardts Inszenierung von "Wie es euch gefällt" am Lessing-Theater, und sie wurde zu einer der gefeiertsten Bühnenkünstlerinnen Berlins. In der Folge spielte sie unter Reinhardts Regie in Stücken wie Shaws "Die heilige Johanna" (1924) und Klabunds "Kreidekreis" (1925, beides im Deutschen Theater) sowie in "Romeo und Julia" (1928 im Berliner Theater) an der Seite von Franz Lederer.
Ihr Filmdebüt gab Bergner 1923 in "Der Evangelimann", in dem sie eine bucklige Schneiderstochter spielte. 1924 begann ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Paul Czinner, mit dem sie in den folgenden Jahren eine Reihe von Filmen drehte. Zu den bekanntesten gehörten "Nju" (1924), "Der Geiger von Florenz", "Liebe" (beide 1926) und "Doña Juana" (1927). Diese Filme, die oft auf Bergners Rolle zugeschnitten waren, nutzten ihre Fähigkeit, eine Mischung aus Zartheit und burschikoser Anmut zu verkörpern. Ihr größter Erfolg im Stummfilm kam 1929 mit "Fräulein Else" nach Arthur Schnitzler. In ihrem ersten Tonfilm, "Ariane", spielte sie 1931 eine russische Studentin, die sich in einen älteren Mann (gespielt von Rudolf Forster) verliebt. "Der träumende Mund", der nur ein Jahr später entstand und bei dem sie am Drehbuch mitarbeitete, war ihr letzter deutscher Film vor ihrer Emigration.
Mit Czinner, den sie am 9.1.1933 in London heiratete, blieb sie in England. Dort gehörte sie zu den wenigen deutsch-jüdischen Künstler*innen, die ihre Karriere im Ausland nahezu problemlos fortsetzen konnten. Ihre Rolle als Gemma Jones in "Escape Me Never" brachte ihr 1933 auf der Bühne des Opera House Manchester und 1935 im britischen Kino großen Erfolg. Weitere bedeutende Filme aus ihrer Zeit in England waren die Shakespeare-Adaption "As You Like It" mit Laurence Olivier, "Dreaming Lips" (ein Remake von "Der träumende Mund") und "Stolen Life", in dem sie eine Doppelrolle spielte. Ihr Freund, der Dramatiker James M. Barrie, schrieb das Stück "The Boy David" (Premiere am 14. Dezember 1936 im His Majesty's Theatre, London) speziell für sie.
1939 begann sie in Kanada mit den Dreharbeiten zu "49th Parallel". Da sie sich unter Verweis auf die Kriegsgefahren in Europa weigerte, nach England zurückzukehren, um zusätzliche Szenen zu drehen, übernahm Glynis Johns ihre Rolle, weshalb Bergner nur in wenigen Totalen zu sehen ist. Ihr einziger amerikanischer Film war "Paris Calling", ein Anti-Nazi-Drama. Neben ihrer Theaterarbeit engagierte sie sich in Kreisen der Emigranten und gehörte zu den Unterzeichnern der Grundsatzerklärung des Council for a Democratic Germany.
Nach dem Krieg blieb Bergner zunächst in New York, wo sie u.a. in Gert von Gontards Emigrantenensemble The Players from Abroad auftrat. Anfang der 1950er Jahre trat sie mit Bibellesungen in Israel und der Bundesrepublik auf und kehrte 1951 nach London zurück, wo sie weiterhin auf der Bühne, im Film und Fernsehen zu sehen war. Ab 1954 konnte sie in Deutschland an alte Bühnenerfolge anknüpfen, etwa in Shaws "Geliebter Lügner" an der Seite von O. E. Hasse mit dem Tourneetheater Der Grüne Wagen. Ab 1962 war sie auch wieder im Film erfolgreich, etwa in "Die glücklichen Jahre der Thorwalds" und "Der Fußgänger". Später übernahm sie häufig Rollen eigenwilliger älterer Damen, wie etwa in "Der Pfingstausflug", "Feine Gesellschaft – Beschränkte Haftung" oder "Der Garten".
1983 widmete ihr die Retrospektive "Exil – Sechs Schauspieler aus Deutschland" bei den Filmfestspielen Berlin eine Hommage. Zwei Jahre später sprach sie ihre einzige Hörspielrolle in Marguerite Duras' "Savannah Bay" für den SFB. Elisabeth Bergner starb am 12. Mai 1986 in ihrer Wohnung in London.