Egon Monk

Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent
Berlin Hamburg

Biografie

Egon Monk wurde am 18. Mai 1927 in Berlin als Sohn eines Arbeiters geboren. Er besuchte dort die Volksschule und das Lessing-Gymnasium. 1943 wurde Monk Luftwaffenhelfer und kam 1944 zum Reichsarbeitsdienst. Nach dem Krieg absolvierte er bis 1947 die Schauspielschule und bereiste mit verschiedenen Wanderbühnen Deutschland. 1949 wurde er Regieassistent von Erich Engel, Berthold Viertel und Bertolt Brecht am neu eröffneten Berliner Ensemble. Schon sehr bald wurde er von Brecht mit der ersten eigenständigen Regiearbeit betraut ("Puntila und sein Knecht Matti"), bei einer Bearbeitung von Hofmeisters "Lenz" wurde er als erster Regisseur und Bearbeiter genannt. Es folgten zahlreiche weitere Bearbeitungen und Regiearbeiten, zum Beispiel "Der Biberpelz" und "Der rote Hahn" von Gerhart Hauptmann sowie der "Urfaust".

Nach einer Verfilmung der Brecht-Inszenierung von "Die Gewehre der Frau Carrar" für die DEFA trennte er sich von Brecht, arbeitete als Regisseur und Autor beim Sender RIAS Berlin (1955-1957), später als Hörspieldramaturg beim NDR in Hamburg (1957-1959), wo er schließlich seine Karriere eigenständig in dem neuen Medium Fernsehen fortsetzte . Er übernahm 1959/60 die Leitung der NDR-Fernsehspiel-Abteilung, aus der 1961 die eigenständige Hauptabteilung Fernsehspiel hervorging. Hier konnte er die Erfahrungen, die er bei Brecht am Theater, seiner Filmarbeit für die DEFA sowie beim Rundfunk gesammelt hatte, in dem neuen Medium anwenden und weiterentwickeln.

Mit "Das Geld, das auf der Straße liegt", "Die Brüder" (1958; ARD) und "Das Leben des Galilei" (1962; ARD) und "Wassa Schelesnowa" (1963; NDR) war Monk noch ganz der Theateradaption und der Fernsehfilmästhetik der 50er Jahre verbunden. Doch mit "Anfrage" (1962; ARD), "Schlachtvieh" (1963; NDR), "Mauern" (1963; NDR) und "Wilhelmsburger Freitag" (1964; NDR) entwickelte er neue Darstellungsmöglichkeiten. Monks methodische Vorgehensweise bei der Produktion seiner Fernsehspiele ist stark von Brecht geprägt, doch entwickelte Monk eine ganz eigene Ästhetik, die sich konsequent durch all seine Filme hindurchzieht. Im Zentrum seines Interesses steht der Mensch als Individuum, das jedoch immer in ein gesellschaftliches System eingebunden ist. Ihn interessiert nicht die psychologische Innensicht der Charaktere und ihrer privaten Schicksale, seine Figuren sind als Stellvertreter einer ganzen Gesellschaft und ihrer Zeit zu verstehen: "Private Leidenschaften interessieren mich nicht. (...) Meine Art von Vergnügen richtet sich auf das Sehen, Betrachten, Beobachten, den Versuch zu analysieren, was in der Gesellschaft vor sich geht." (Interview mit Manfred Delling).

Monk durchleuchtet Denk- und Verhaltensweise seiner Personen innerhalb einer bestimmten gesellschaftlichen Periode, die Handlung thematisiert geschichtliche Ereignisse und Prozesse, auf welche die Handlungsträger gegensätzlich reagieren; durch Anpassung oder Auflehnung, Verdrängung oder Konfrontation. Er will gesellschaftliche Missstände offenlegen, um die Menschen zu kritischem Bewusstsein anzuregen. Monk geht dabei über bloße Milieustudien hinaus, will Ausschnitte der Realität nicht einfach abbilden, sondern auch die gesellschaftlichen Mechanismen sichtbar machen, die das Milieu produziert.

Die ästhetische Gestaltung seiner Fernsehspiele, für die der Begriff "Hamburgische Dramaturgie" erstmalig 1967 von Werner Kließ verwendet wurde, zeichnet sich durch das "epische Prinzip" aus, d.h. durch Gestaltungsmittel, die der Darstellung einen auffallend demonstrativen Charakter verleihen. In "Mauern", "Schlachtvieh" und "Anfrage" wird die Mischung von fiktionalen und dokumentarischen Sequenzen zu einem "inszenierten Dokument", bewirkt so eine größere Aufmerksamkeit des Zuschauers, der herausgefordert wird, die Montage von fiktionalem und dokumentarischem Bild- und Tonmaterial zu durchschauen. Während die "bühnenhaft-abstrakten" Passagen dem Zuschauer eindeutig inszenierte Fiktion demonstrativ vorführen, reißt ihn der Wiedererkennungseffekt beim Betrachten von dokumentarischen Aufnahmen aus seiner distanzierten Sichtweise heraus.

"Ein Tag" (1965; ARD) nach einem Buch von Gunther R. Lys ist einer der ersten deutschen Filme, der das Leben in einem Konzentrationslager filmisch darstellt, und sich der "Unvorstellbarkeit" und "Unbeschreibbarkeit" widersetzt. Es folgten die Produktionen "Berlin 65" (1965; NDR), "Preis der Freiheit" (1966; NDR) und "Über den Gehorsam" (1968; ARD). Parallel zu seiner Tätigkeit beim NDR realisierte Monk mehrere Inszenierungen an der Staatsoper und am Schauspielhaus in Hamburg.

Im August 1968 wurde Monk Intendant des Hamburger Schauspielhauses, legte das Amt aber nach 75 Tagen wieder nieder. Als nun freier Autor und Regisseur produzierte er die Fernsehspiele "Goldene Städte" (1969; HR) und "Die Räuber" (1969; ARD). Zum NDR zurückgekehrt, folgten "Industrielandschaften mit Einzelhändlern" (1970; NDR) und "Bauer, Bomben, Bonzen" (1973; Fünfteiler; NDR) nach Hans Fallada.

Die aufwendigen Mehrteiler "Die Geschwister Oppermann" (1983, ZDF) nach Lion Feuchtwanger und "Die Bertinis" (1988, ZDF/ORG/SRG) nach Ralph Giordano waren Monks letzte Literaturverfilmungen.

Egon Monk starb am 28. Februar 2007 in Hamburg.

FILMOGRAFIE

1988
  • Regie
  • Drehbuch
1982
  • Regie
  • Drehbuch
1981
  • Darsteller
1972/1973
  • Regie
  • Drehbuch
1969
  • Regie
1969
  • Regie
  • Drehbuch
1967/1968
  • Produzent
1967
  • Produzent
1967
  • Redaktion
1966
  • Produzent
1965/1966
  • Regie
  • Produzent
1965
  • Regie
  • Drehbuch
1963
  • Regie
  • Drehbuch
1963
  • Regie
  • Drehbuch
1962/1963
  • Regie
  • Drehbuch
1962
  • Regie
  • Drehbuch
1961
  • Regie
  • Drehbuch
1958
  • Regie