Die Insel der Verschollenen

Deutschland 1921 Spielfilm

Die Insel der Verschollenen


J., Film-Kurier, Nr. 272, 22.11.1921


Die "Times", sonst ein ganz seriöses Blatt, hat sich, wenn Herrn B. E. Lüthge und Herrn Hans Behrendt zu glauben ist, hier aber ordentlich anschmieren lassen: fünf Artikel hat sie über die Menschenfabrik des Professors Mac Clelland auf der ominösen Südseeinsel publiziert, fünf lange Artikel darüber, daß besagter Mac (im Film heißen die Engländer fast immer Mac) durch die bakterienfreie Luft auf seinem Eiland in die Lage versetzt wurde, künstliche Menschen zu erzeugen. Der "Times" ist gar nicht aufgefallen, daß der operative Mischmasch im ganzen Leben keinen "künstlichen" Menschen zuwege bringen konnte, daß der Mac sogar ein Oberschaf sein mußte, wenn er nicht einmal ein Tigerherz von einem Menschenherzen zu unterscheiden wußte. Es geht halt nichts über die Presse, und vor allem nichts über die Presse, deren Vertreter sich auf ihrer Interview-Jagd wie dumme Jungen katzbalgen. Nun weiß man doch wenigstens, wie so"n Zeitungsblatt zustande kommt.

Im übrigen ist der Film ganz akzeptabel, die landschaftlichen Hintergründe sind recht geschickt gewählt, die Wasseraufnahmen sind durchaus fesselnd, und der Humor ist in hübschen Episoden vertreten. Man fühlt, einmal durch die Autoren und den Spielleiter (Urban Gad) eingefangen, kaum noch den groben Unsinn der Fabel, man geht mit, freut sich der praktischen Bivisektion und erwägt, ob nicht die klügste Person des ganzen Stückes Pat Quickin ist, der leider durch den zur Gewohnheit gewordenen Schlußbrand um den Verdienst seiner Arbeit kommt. Wäre den Verfassern des Manuskriptes noch ein anderer Schluß eingefallen, so wäre man wohl mit behaglichem Schmunzeln davongegangen. So aber offenbart sich eine gewisse Ermüdung der Phantasie, die der "Times" recht übelzunehmen ist.

Die Darstellung ist gleichfalls annehmbar, die üblichen Filmtypen sind gut vermieden, Alf Blütecher und Tronier Funder sind mit ihren Charakterköpfen ganz lustig, und auch Kaiser-Titz gibt eine gute Maske. Loo Bell ist drollig, Desdemona Schlichting wieder einmal nicht minder heiter, und Umberto Cimaste gibt ein Ungeheuer von sich, bei dem einem wirklich das Filmgruseln ankommen kann. Hans Behrendt, Hanni Weisse und Nien Tso Ling vervollständigen das scherzhafte Ensemble.

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