Sonnensucher

DDR 1957/1958 Spielfilm

Sonnensucher



Film- und Fernsehkunst in der DDR, Berlin/DDR: Henschel, 1979


(…) Zu den filmischen Kunstwerken, die in diesen Jahren entstanden, gehört auch Konrad Wolfs "Sonnensucher" (1958, Drehbuch Karl Georg Egel und Paul Wiens). Vor allem ist es das den Verhältnissen auf den Grund gehende Konflikt- und Harmoniebewußtsein, das Wissen darum, wie schwer gerade in den "sozialistischen Gründerjahren" das Glück zu erkämpfen war, was heute noch auf belebende Art erschütternd wirkt. Und es sind nicht minder das sorgfältig erwogene Erfinden bildbauender Elemente und das bewußte Wiederaufnehmen lange nicht genutzter sozialistischer Montagetraditionen, die den Film aus zeichnen. (…)

Bei der ästhetischen Wertung des Films muß man das schöpferisch Neue, das Über-sich-Hinauswachsen der Menschen im revolutionären Sinne in den Vordergrund stellen. Denn er gibt ein konkretes, sinnlich intensives Bild der Arbeiterklasse in einer der schwierigsten Situationen nach 1945, die von den Arbeitern verlangte, daß sie sich mit vielen Widersprüchen auseinandersetzten. Das Typische – als das historisch Bedeutsame – sah das Filmkollektiv nicht nur in den Haltungen und Leistungen – die es als schon gegeben anlegte –, sondern mehr noch in der Entschiedenheit, mit der darum gerungen wurde, die alten gesellschaftlichen Verhältnisse hinter sich zu lassen. Dieser hohe Anspruch überträgt sich mit großer emotionaler Kraft auf den Zuschauer.

In "Sonnensucher" hatte Konrad Wolf den Konflikt genutzt, um tiefgreifende reale Prozesse aus der Geburtsstunde der DDR dialektisch zu meistern und die dabei gewonnenen Erfahrungen für die Erreichung eines höheren Grades an politischer und ästhetischer Bewußtheit anwendbar zu machen. Damit begann für Konrad Wolf eine Reihe von Filmwerken, die einen Anspruch erhoben: Auf vielfältige Weise machte er die Verantwortung des einzelnen vor der Geschichte zum Thema seiner Filme, oft verknüpft mit den humanistischen Anforderungen des proletarischen Internationalismus und der klassenmäßigen Beantwortung nationaler Fragestellungen. (…)

© Wolfgang Gersch

Rechtsstatus