Biografie
Jens Meurer wurde 1963 in Nürnberg geboren und wuchs ab seinem 12. Lebensjahr in Johannesburg, Südafrika, auf. Erste Erfahrungen im Medienbetrieb sammelte er als Sportreporter und Editor bei der West Rand Times in Krugersdorp, einer Stadt unweit von Johannesburg. Nach Studien am Balliol College in Oxford, England, am Institut d’études politiques de Paris (kurz: Sciences Po) und der Columbia University in New York City begann er Anfang der 1990er Jahre erste Dokumentarfilme zu drehen. 1992 gründete er seine Produktionsfirma Egoli Films.
Er realisierte eine TV-Doku über den Zerfall der Sowjetunion ("Das Letzte Jahr der Sowjetunion", 1992) und wurde für seinen Kurz-Dokumentarfilm "Viva Stalin" 1995 mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Weitere Filme drehte er über die Überwindung der Apartheid in Südafrika ("Egoli - Ein Heimatfilm aus Südafrika", 1996), die Geschichte der Jecken ("Jeckes - Die entfernten Verwandten", 1997) und die Black-Panther-Bewegung in den USA ("Public Enemy", 1999). Als Produzent und Koproduzent brachte er Filme anderer Regisseure auf den Weg, etwa "Der Glanz von Berlin" (2001) von Judith Keil und Antje Kruska.
Im Jahr 2001 fusionierte Egoli Films mit Judy Tossells Tossell Pictures zur Egoli Tossell Film. Meurer und Tossell hatten sich bereits 1984 während ihres Studiums am Balliol College kennengelernt. In den nächsten Jahren produzierten sie zahlreiche, teils preisgekrönte Filme. Neben alleinigen Produktionen wie "Grüße aus Dachau" (2003), "Dancing With Myself" (2005) und Kai Wessels "Hilde" (2009) war die Egoli Tossell Film auch an internationalen Koproduktionen beteiligt, so etwa an Aleksandr Sokurovs "Russian Ark" (RU/DE 2002), Paul Verhoevens "Black Book" (NL/GB/DE/BE 2006) und Michael Hoffmans "Ein russischer Sommer" (DE/GB/RU) mit Helen Mirren und Christopher Plummer.
Zu einer wirtschaftlichen Zäsur kam es nach der französisch-deutschen Produktion "Carlos" (2010) von Olivier Assayas, ein aufwändiges Epos über das Leben des berüchtigten Terroristen Carlos: Ein ausländischer Produktionspartner stieg überraschend aus, und obwohl der Film von der Kritik hoch gelobt wurde, brachte er letztlich kein Geld ein. Als Folge kam es zu Liquiditätsproblemen, und im Januar 2011 musste Egoli Tossell Film Insolvenz anmelden. Im Jahr darauf 2012 wurde das Unternehmen über ein Insolvenzplanverfahren saniert.
In den folgenden Jahren war Meurer als Produzent oder Executive Producer an Filmen wie Ron Howards Formel-1-Drama "Rush - Alles für den Sieg" (US/GB/DE 2013), Peter Chelsoms Selbstfindungsgeschichte "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" (DE/CN 2014), dem Abenteuerfilm "Big Game" (FI/GB/DE 2015) und Atom Egoyans Kriegsverbrecherdrama "Remember" (CN/DE 2015) beteiligt. 2016 erfolgte die Umbenennung von Egoli Tossell Film in Egoli Tossell Pictures.
Bereits 2013 hatte Meurer mit der Arbeit an einem weiteren eigenen Dokumentarfilm begonnen (mit seiner neu gegründeten UG Instant Film): In "An Impossible Project" (AT/DE) begleitet er den Gründer einer Firma, die auf vom Aussterben bedrohte, analoge Produkte wie Vinyl-Platten und Papierwaren spezialisiert ist, und der nun das Polaroid-Fotoformat retten will. Nach sechsjähriger Arbeit feierte der Kickstarter-finanzierte, auf 35mm gedrehte Film im Januar 2020 beim Rotterdam Film Festival Premiere. Aufgrund der Covid-Pandemie folgte der reguläre Kinostart erst zwei Jahre später, im Januar 2022. Zu diesem Zeitpunkt hatte Meurer bereits seinen nächsten Film fertiggestellt: "Seaside Special", ein liebe- und humorvolles Porträt Großbritanniens, für das er ein Jahr lang die letzte traditionelle "End-of-the-Pier-Show" im abgelegenen englischen Seebad Cromer beobachtete. Die Uraufführung fand im Oktober 2021 bei den Hofer Filmtagen statt.