Inhalt
Helen ist das internationale Debüt der vielfach preisgekrönten Regisseurin Sandra Nettelbeck. Hollywoodstar Ashley Judd verkörpert darin eine Uni-Professorin, deren Leben auf den ersten Blick nahezu perfekt zu sein scheint: Sie hat einen erfüllenden Job, einen liebenden Mann und ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrer 13-jährigen Tochter. Dann aber wird Helen von einer schweren Depression befallen. Verzweifelt versucht sie, ihre Erkrankung geheim zu halten – und setzt damit ihre gesamte Existenz aufs Spiel. In einer jungen Studentin findet sie schließlich einen Menschen, der ihre Situation wirklich zu verstehen scheint.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Doch Helens Schwächeanfälle nehmen zu, daheim wie an der Universität. Wo sie von einer ihrer Studentinnen angesprochen wird, die offenbar hinter die nur noch mühsam aufrecht erhaltene Fassade ihrer Dozentin blickt: Mathilda, die als achtjähriges Mädchen mit der schockierenden Tatsache fertig werden musste, dass ihre Mutter sich daheim erhängt hat, erkennt als langjährige Psychiatrie-Patientin Helen als ihre Leidensgenossin.
Helen flüchtet sich immer wieder in ihre Vergangenheit, kramt in alten Bilderalben, schaut sich inzwischen vergilbte Super-Acht-Filme aus ihrer Kindheit, College- und Universitätszeit an. David ist ratlos, kann ihren radikalen Stimmungsumschwüngen nichts entgegensetzen. Und Tochter Julie ergreift die Flucht zu ihrem leiblichen Vater Frank. Selbst im engsten Freundeskreis fühlt Helen sich überfordert, bekommt Atmungsstörungen und Panikattacken.
Nachdem sie heimlich ein Restaurant verlassen und ihre Freunde ratlos zurückgelassen hat, begleitet David sie in eine psychiatrische Klinik. Und erfährt, dass Helen bereits vor zwölf Jahren dort in Behandlung gewesen ist. „Ihre Frau ist nicht unglücklich, Ihre Frau ist krank“: die Diagnose lautet auf schwere suizidale Depression. Und David wird ihr nicht wirklich helfen können, weiß ihr „Ex“ Frank aus eigener Erfahrung.
Während sich seine attraktive Kanzleipartnerin Sue (Leah Cairns) Hoffnungen auf David macht, der nach einem erneuten Selbstmordversuch Helens mit deren Einweisung in die geschlossene Psychiatrie einverstanden ist, steht Mathilde, selbst Patientin in der gleichen Klinik, beinahe rund um die Uhr bereit, ihrer Dozentin beizustehen. In der sie offenbar den lange vermissten Mutterersatz sieht.
Als die Psychologin Dr. Sherman eine Elektroschockbehandlung vorschlägt, bemüht Helen das Gericht, um gegen den ärztlichen Willen entlassen zu werden. Während sie zu Mathilda in ein Loft zieht, lebt Julie inzwischen bei Frank – und David, den das Geschehen selbst psychisch stark mitgenommen hat, ist in eine neue Kanzlei eingetreten. Er macht sich kaum noch Hoffnungen auf die von ihm so ersehnte Familienzusammenführung.
„Sie fragt mich nicht, wie ich mich fühle, sie weiß es“: Helen und Mathilda ziehen in ein idyllisch gelegenes Haus am Meer. Obwohl Letztere weiß, dass sie nicht in der Lage ist, Helen zu erlösen: Diese kann nur sich selbst aus dem Sumpf ziehen. Eine zufällige Begegnung mit David und ein Gespräch mit Julie, in der ihre Tochter bedauert, zum „Weichei“ von Vater gezogen zu sein, bringen Helen zurück in die Spur: Sie unterzieht sich freiwillig der Elektroschockbehandlung von Frau Dr. Sherman. Als sie aus der Klinik entlassen wird, könnte sie mit David und Julie einen Neuanfang wagen. Aber was wird aus Mathilda, ohne die sie wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre? Helen beschließt, sich nun um sie zu kümmern...
„Helen“, das englischsprachige Spielfilmdebüt der deutschen Autorin und Regisseurin Sandra Nettelbeck, ist ein Film über eine Frau, die um ihr Leben und ihre Familie kämpft; über ihre Reise in die Hölle und zurück. Es ist eine fesselnde Liebesgeschichte und erzählt zugleich von Freundschaft, Mut, Hingabe und vom Triumph des Herzens über den Geist. Dass es dennoch kein Happy End gibt, ist dem realistischen Anspruch der Filmemacherin geschuldet.
Die bewegende filmischen Reise zur Hölle und zurück der grandios von Ashley Judd und Lauren Lee Smith verkörperten Depressiven, auf die Michael Bertls bisweilen subjektive Kamera nie voyeuristisch fokussiert, besticht durch eine Klasse-Besetzung. „Helen“ war bisher in Deutschland nur im Bezahlfernsehen zu sehen, Free-TV-Premiere war am 25. September 2012 in der Schweiz (SRF).
Pitt Herrmann