Frau im Mond

Deutschland 1928/1929 Spielfilm

Frau im Mond


Kinematograph, Nr. 242, 16.10.1929


Der alte stumme Film hat einen großen unbestrittenen Sieg errungen. Die "Frau im Mond" steht begründet in der deutschen Filmgeschichte in der vordersten Reihe und wird ohne jede Frage, was an dieser Stelle vielleicht am stärksten zu betonen ist, sich in die Reihe der Kassenrekorde, in die Reihe der Millionenfilme rücken.

Es ist ein echter Fritz-Lang-Film. Eine wundervolle Mischung von Phantasie, technischer Vollendung und starker Dramatik. Ein Stück Detektiv-Film, Geschichte einer großen, reifen und ernsten Liebe, Realisierung eines der kühnsten Träume der ernsten Forscher.

Wäre dieser Film vor zehn oder fünfzehn Jahren erschienen, hätte man gelächelt, hätte die Fahrt nach dem Mond vielleicht so beurteilt wie die Zeitgenossen Jules Vernes seine Romane.

Aber heute haben wir darüber anders denken gelernt. Wir sehen und hören in die Ferne.

Ernste Männer der Wissenschaft halten es für möglich, daß in zwei, drei Jahren tatsächlich, von Raketenkraft getrieben, Menschen zum Mond aufsteigen, um zu forschen, um zu berichten.

Dieser Professor Georg Manfeldt, von Klaus Pohl vielleicht mit etwas Übertreibung dargestellt, wird heute nicht mehr verlacht, findet heute nicht Hohn, sondern Unterstützung.

Genau so wie die Ufa diesem grandiosen Spiel nun das ernste wissenschaftliche Experiment folgen läßt, das eine Rakete mit Registrierapparaten demnächst wenigstens 50 Kilometer in die Höhe rasen läßt.

Aber nicht die Idee, die in diesem Film wohnt, nimmt allein gefangen, man steht bewundernd und erschüttert vor einer hohen Leistung kinematographischer Technik, vor einer unerhörten, überraschenden Vollendung der Illusionstechnik, vor Höhenleistungen der Kamerakunst und vor einer vollendeten Zusammenarbeit zwischen Arbeit und Wissenschaft.

(...) Man bedauert seit langem das erstemal nicht, daß Millionen in ein Filmwerk gesteckt wurden.

Weil hier wirklich ein Standardwerk vor uns abrollt, das erneut in der Welt verkündet, daß wir im Film ein gewichtiges Wort mitzusprechen haben.

Ein Standardwerk, das außerdem verkündet, daß der stumme Film noch lange nicht tot ist. Daß es Dinge zwischen Western und Tobis gibt, von denen sich die Electro-Trustleute nichts träumen lassen wollen.

Eine kleine, wichtige filmhistorische Feststellung. Der Rundfunk überträgt zum erstenmal eine große Premiere.

Erst Schilderung des grandiosen Bildes vor dem Theater. Kurze Skizzierung der ausgezeichneten Außenausstattung, die Rudi Feld entwarf. Dann ein Stimmungsbild von dem eleganten Publikum, das die weiten Hallen füllt.

Kurz vor dem Anfang Interviews mit Fritz Lang, Thea von Harbou, Willi Fritsch und Gerda Maurus, ähnlich wie damals bei Henny Porten.

Die Schauspieler wissen nicht viel zu sagen. Sind reichlich nervös und aufgeregt oder tun wenigstens so.

Dann ein Blick aus der Prominentenloge in den großen gefüllten Saal und schließlich Übermittlung der einleitenden Musik, die Schmidt-Gentner zusammenstellte und dirigierte. (...)

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