Peter Lilienthal gestorben

Der Regisseur Peter Lilienthal ist am gestrigen Freitag in München gestorben. Er zählte zu den wichtigsten Filmemachern des Neuen Deutschen Films.

 

Zu Lilienthals bekanntesten Werken gehören mehrere Filme, in denen er sich mit den politischen Umbrüchen in Lateinamerika auseinandersetzte, beispielsweise "Es herrscht Ruhe im Land" (1975) über die Folgen des chilenischen Militärputschs im September 1973 oder "Der Aufstand" (1980) über die sandinistische Revolution in Nicaragua. "Das Autogramm" (1985) spielt in einer fiktiven lateinamerikanischen Diktatur. Doch auch mit der deutschen Geschichte und Gegenwart setzte sich Lilienthal immer wieder auseinander: In "David" (1979), auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären sowie beim Deutschen Filmpreis mit dem Filmband in Silber ausgezeichnet, thematisierte er mit dem Schicksal eines jüdischen Jungen die Schrecken der Nazizeit. Das Filmband in Gold erhielt er 1987 für "Das Schweigen des Dichters" über einen Schriftsteller und seinen geistig behinderten Sohn.

Peter Lilienthal, ein Nachkomme des Flugpioniers Otto Lilienthal, wurde 1929 in Berlin geboren und floh 1939 mit seiner jüdischen Mutter vor den Nationalsozialisten nach Uruguay. In Montevideo studierte er zunächst Kunstgeschichte, Musik und Jura, bevor er nach Berlin zurückkehrte und dort 1956 ein Studium an der Hochschule der Künste aufnahm. Ende der 1950er Jahre entstanden seine ersten filmischen Arbeiten, in denen er sich sehr bald auf sozialkritische und politische Themen konzentrierte. Dabei standen jedoch stets Individuen im Mittelpunkt, Politik wurde stets darin sichtbar, wie sie von Einzelnen mitgestaltet wird und wie sich auf Einzelne auswirkt.

Peter Lilienthal war einer der Mitgründer des Filmverlags der Autoren und Gründungsdirektor der Sektion Film- und Medienkunst an der West-Berliner Akademie der Künste. Bis ins hohe Alter war er auch als Dozent tätig.
Seine letzte Arbeit als Regisseur war 2007 der Dokumentarfilm "Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam". Darin porträtierte einen amerikanischen Kriegsdienstverweigerer sowie den Vater eines im Irak getöteten US-Soldaten.

Lilienthal lebte in München, wo er gestern im Alter von 95 Jahren starb.