Berge in Flammen

Deutschland 1931 Spielfilm

Berge in Flammen



Hans Feld, Film-Kurier, Nr. 228, 29.9.1931


Ein Bergfilm? Ein Kriegsfilm? Ein Kriegsfilm aus den Bergen. (...)

Es ist ein Kriegsfilm. Er schildert was wirklich war. Das Ringen der Kaiserjäger um jeden Steilhang ist Verzweiflungskampf um das eigene Stück Erde; doch kontrastiert die Erhabenheit eben dieser Erde schärfstens zum menschlichen Vernichtungs-Treiben.

Für Wehleidigkeit ist dabei ebensowenig Platz wie etwa für ein falsches Heldentum. Die Konsequenz mag jeder für sich ziehen ... sie ist deutlich genug. (...)
Der goldene Manöver-Humor ist nicht sehr weit her; es ist in der Wirklichkeit kein Platz für ihn. Die da drin stecken in dem Schlamassel, ziehen eben in den Heldentod, wie man sie"s gelehrt. Der seinen Bergen verwachsene Mensch beugt sich der Elementar-Katastrophe, ohne viel nach den Gründen des Weltgerichts zu fragen. Deckung nehmen ist intuitive Regung, wenn von allen Seiten Tod droht.

Ein paarmal gibt es Ansätze; ein Spaß, ein Liedchen. Dann funken gleich die von drüben, wie verrückt. Patrouillen müssen über verschneite Hänge, so rechte Zielscheiben fürs M.-G. –, ein Mann erfriert im Schnee; einen anderen treffen die Steinsplitter in die Augen; Abwandlungen des Heldentods, und noch nicht einmal die grausamsten.

Das Verdienst Trenkers bleibt es, dieses Kriegsthema so zivil behandelt zu haben. Seine ursprüngliche Klugheit sorgt für genaueste Dosierung: Sparsam wie der Dialog sind die Spannungsmomente eingesetzt.

Die versprengte Kompagnie auf verlassenen Posten wird soIchermaßen fast zu einer Gruppe vom Älplern, die gegen Sturm und Klippen – nicht gegen Menschen – ausgesandt wird. Das entpersönlicht ... und gibt Stoff zum Nachdenken.

Die Sache selbst steht im Mittelpunkt der Bild-Debatte; und der einzelne fühlt sich ein. Luis Trenker selbst, der mit dem: Kameramann und Kriegskameraden Sepp Allgeier den Stoff fand, kennt seine Wirkungen und weiß sie mit Virtuosität zu nutzen. Er ist nicht der Star, wohl aber die geistig motorische Kraft dieses Films.


Das gewährleistet die Ausgeglichenheit der Gesamtkomposition, die rasche Folge vor allem von Erregungs-Höhepunkten und Bild-Schönheiten.

Die Berge sind für Trenker belebter Hintergrund; sie sind Gegenkriegsspieler. Ihrem eigenen Erleben schuf Arnold Fanck den einmaligen, haftenden, unvergessenen Widerschein.

Wie leicht hätte dieser Trenker, Alpinist von Gnaden, es sich machen können, wenn er den Ehrgeiz gehabt hätte, nur ein Ski-Fairbanks zu sein. Abzuhauen, um Kurven herum, die Schrägen entlang; Kletter-Star zu sein, in Gloriole photographiert.

Aber er tut"s nicht. Bleibt voll sachlicher Herbheit, leistet seinen Part mit männlicher Selbstverständlichkeit. Und deshalb gerade, weil er sich bewußt abgrenzt, wirkt er in den rein schauspielerischen Partien außergewöhnlich suggestiv.

Luis Trenker, Bergsteiger, Bergmensch, Architekt, Schauspieler und Produzent: ein Filmkerl.

Das Technische ist schwerelos gemeistert. Dafür bürgt die Mitarbeit Karl Hartls, der das Drehbuch anlegte, inszenierte und den brillanten Schnitt handhabte.

Gerade diese Verarbeitung des Materials, die souveräne Zusammenfügung der Bild-und Tonelemente ergibt die Summe der Eindrücke. (...)

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