Berge in Flammen
Filmkrieg in den Bergen
Film-Kurier, Nr. 226, 26.9.1931
Fragt man unsere Schauspieler, wie sie angefangen haben, so kriegt man in siebzig Prozent aller Fälle die Antwort. Bei Reinhardt (in Wien oder Berlin). Eine wenn auch noch so kurze Tätigkeit bei Reinhardt ist sozusagen das Eiserne Kreuz des Bühnensoldaten. Man muß halt einmal bei Reinhardt gewesen sein.
Luis Trenker ist nie bei Reinhardt gewesen. Seine Karriere begann er als Viehhirt – hübscher Hintertreppen-Titel "Vom Viehhirt zum Filmstar" – und Bauernbursche in Tirols Bergen, weitere Stationen waren Bergführer, Student in Graz, Kompagniebefehlshaber einer Gebirgstruppe und Architekt, im schönen Bozen. Ausgangspunkt für die Filmkarriere waren nicht die Bühnen-, sondern eher die Schneeschuh-Bretter, die in diesem Fall die Bergwelt bedeuten.
Erste Bekanntschaft mit dem Film wurde während des Krieges gemacht, als Wochenschau-Reporter in die Bergstellungen kamen. Trenkers Kollegen – Schneeberger ist ein Kriegskamerad von ihm – landeten nach dem Kriege bei der Berg-und Sportfilm in Freiburg, und Trenker zog zu ihnen, nach kurzer Tätigkeit bei einem bayerischen Filmunternehmen. "Der Berg des Schicksals" war Trenkers erster Darsteller-Großerfolg, er war auch der erste der großen Bergfilme, die seitdem sich zu einem Spezialgebiet des deutschen Films entwickelt haben und auch die Tonfilmumstellung überstanden.
Dr. Fanck war der Regisseur der ersten Trenker-Filme – zu ihnen gehört der "Heilige Berg" – die Beiden, die eigentlich zusammengehören, sind einander dann fremd geworden. Der Streit um den Stoff des neuen Trenker-Films "Berge in Flammen" ist ein deutliches Zeichen dafür.
Trenkers Name ist mit dem großen Erfolg des "Matterhorn"-Films eng verknüpft. Der neue Film basiert auf einem Kriegserlebnis, das Trenker an der österreichisch-italienischen Front hatte. Aber das mit dem persönlichen Erleben halte ich für ziemlich nebensächlich, die Hauptsache ist, daß der Film gut ist und das Publikum fesselt.
Der Film wurde deutsch, französisch und englisch gedreht. Trenker spielte alle drei Rollen.
Wer da glaubt, daß Bergfilmen ein reines Vergnügen ist, sollte sich einmal von Trenker ein paar Geschichten von der Arbeit an dem letzten Werk erzählen lassen. Übrigens sollte dieses auch die bornierte kleine Gilde derer tun, die jedem Bergfilm nachreden, er sei im Atelier zwischen Sperrholz und Stuck entstanden.
Der Mitregisseur des Films, Karl Hartl, hat bei einer Sprengung für den letzten Film ein Auge verloren. Die einiges gewohnten Bergführer, die in diesem Film als Soldaten-Darsteller mitwirkten, haben Wochen hindurch härteste Arbeit leisten müssen. In 2500 Meter Höhe gibt es wenig Illusionen und sehr viel bergharte Wirklichkeit. (...)