Ausstellung zu Kurt Weiler im Deutschen Institut für Animationsfilm

Kurt Weiler gilt - auch über die Grenzen Deutschlands hinaus - heute als einer der einflussreichsten Animationsfilmer des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 100. Geburtstages, den Weiler am 16. August gefeiert hätte, präsentiert das DIAF den Nachlass dieses Ausnahmekünstlers.

 

Kurt Weiler schuf - trotz der Formalismusdebatte in der DDR - mit erstaunlicher Kompromisslosigkeit völlig neuartige Formen des Puppen- und Collage-Animationsfilms. Mit seinem Werk voller poetischem Humor prägte er mehrere Generationen von Filmemachern auf beiden Seiten der Mauer. Dabei nahm er immer wieder bedeutende Künstler mit auf seinen Schaffensweg, der ihn durch die verschiedenen DEFA-Studios führte.

Die Eröffnung der Ausstellung "Kurt Weiler: Die Sammlung des Deutschen Instituts für Animationsfilm" findet am Freitag, 13. August 2021, um 14:30 Uhr in den Ausstellungsräumen des DIAF in den Technischen Sammlungen Dresden statt.

Über die Ausstellung
Über 130 Filme drehte Kurt Weiler in seiner mehr als vierzigjährigen Schaffenszeit. Meist Animationsfilme, manche für Kinder, die meisten für ein erwachsenes Publikum, fürs Kino und fürs Fernsehen, für Unterhaltung und Werbung. Eines haben all diese Filme jedoch gemeinsam: Sie sind fantasievoll, abstrakt, einfallsreich, humorvoll und tragen unzweifelhaft die außergewöhnliche Handschrift Kurt Weilers, einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten im deutschen Animationsfilm des 20. Jahrhunderts. Er verbündete sich mit Theatermachern und bildenden Künstlern, steckte sie mit seiner Experimentier- und Verfremdungslust an und fand mit ihnen neue Wege der Erzählung und Gestaltung des Puppen- und Collage-Films.

Der wissbegierige Trickfilmer war kein Einzelkämpfer, sondern brauchte das Team als Kreis engagierter, schöpferischer Mitarbeiter, das ihn verstand und seine Auffassung von Kunst teilte. Als Kollege, der auch gelungene Werke anderer Filmemacher wertschätzte, als Freund, Vorbild und Hochschullehrer prägte er mehrere Generationen von Trickfilmern.

Kurt Weiler starb im Sommer 2016 kurz vor Vollendung seines 95. Lebensjahres. Anlässlich seines 100. Geburtstages, den er am 16. August 2021 hätte feiern können, ehrt das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) den Ausnahmekünstler mit dieser Sonderausstellung, die mindestens ein Jahr in den Technischen Sammlungen gezeigt wird, bevor sie als Wanderausstellung auf Reisen gehen wird. Gezeigt werden Exponate und Dokumente aus dem Nachlass, den das DIAF im Jahr 2017 von Weilers Familie übernahm und der um eigene Bestände sowie Neuerwerbungen ergänzt wurde.

Die Ausstellung zeichnet anhand der wichtigsten Stationen das wechselvolle Leben Weilers nach, das ihn unter der NS-Herrschaft zunächst ins Exil nach England führte, wo er seine Leidenschaft für den Trickfilm entwickelte und diese in das zerstörte Nachkriegsdeutschland mitbrachte. Überzeugt von der sozialistischen Idee fasste er in der DDR Fuß und wurde hier zu einem der wichtigsten Avantgardefilmer, der unbeirrt auf anspruchsvolle Experimente in Stil und Material setzte und dabei komplexe Themen und philosophische Exkurse in jedem noch so banal erscheinenden Märchen ausbreitete. Zugleich hatte er damit erheblichen Anteil am Trickfilm der DDR und am Profil des Dresdner DEFA-Studios für Trickfilme, wo ein prägender Teil seiner Filme entstand.

Gleichzeitig nimmt die Ausstellung ihre Besucher mit auf eine Reise durch den Kosmos Weilers, die zugleich eine Reise durch die großen Mythen der Welt ist: Ob asiatische oder orientalische Märchen, biblische Geschichten, antike Sagen, Shakespeare-Motive oder eigene Stoffe – Weiler ließ sich nie auf ein thematisches Gebiet festgelegen, war belesen, weltoffen und hatte durch sein Engagement für die internationale Vereinigung von Animationsfilmern ASIFA sowie durch Festivalteilnahmen Gelegenheit, über den Tellerrand der DDR zu blicken.

Mindestens genauso vielfältig wie Weilers Themen sind auch die Gesichter und Gestaltung seiner Hauptdarsteller, der Puppen. Ganz im Sinne des modernen Theaters fungieren sie nicht als naturalistische Abbilder der Wirklichkeit, sondern als stilisierte, abstrakte Überhöhungen. Der weitestgehende Verzicht auf sich verändernde Mimik und Dialog wird mehr als wett gemacht durch eine ausdrucksstarke Gestik, erzählendes Arrangement und eine radikale Verwendung von ungewöhnlichen Materialien und Formen. Doch die Zeit hat erhebliche Spuren an den Puppen hinterlassen. Deshalb wurden die überlieferten Figuren für die Ausstellung mit großem Aufwand restauriert, um sie in ihrer ganzen Ausdruckskraft präsentieren zu können und die Fantasie der Besucher anzuregen.

Über das Deutsche Institut für Animationsfilm
Das Archiv bewahrt seit 1993 regionales und nationales Filmerbe von 1930 bis heute und hat insbesondere mit seiner einzigartigen Sammlung zum DEFA-Studio für Trickfilme Dresden internationale Bedeutung. Zu den Beständen des DIAF gehören heute Filmkopien, Zeichentrick-Folien, Puppen- und Silhouettenfiguren, Entwürfe zu Figuren, Szenen und Hintergründen sowie eine Fotosammlung. Zentral für die Arbeit des DIAF ist die enge Kooperation mit den Technischen Sammlungen Dresden, wo das Archiv verortet ist und Dauer- sowie Sonderausstellungen des Instituts präsentiert werden. 

Quelle: www.diaf.de