Wim Wenders ist Ehrenpreisträger des 42. Filmfestival Max Ophüls Preis

Den Ehrenpreis für Verdienste um den jungen deutschsprachigen Film vergibt das Filmfestival Max Ophüls Preis in seiner 42. Ausgabe (17.-24.01.2021) an den Regisseur, Fotografen und Produzenten Wim Wenders.

 

Als zentraler Akteur der Filmgeschichte und der filmischen Gegenwart verfolgt er seit über einem halben Jahrhundert seine künstlerische Vision und verknüpft sein Wirken auf einzigartige Weise mit der nachfolgenden Filmgeneration.

Festivalleiterin Svenja Böttger: "Seit Jahrzehnten setzt Wim Wenders wie kaum ein anderer sein hohes Ansehen, seine reichhaltige Erfahrung und seine offiziellen Aufgaben dafür ein, junge Filmschaffende in ihrem kreativen Bestreben mit allen Mitteln zu unterstützen – sei es durch künstlerische Einbindung ins eigene Werk, durch Vermittlung oder die Vergabe von Stipendien. Ich freue mich sehr, Herrn Wenders stellvertretend für dieses unermüdliche Engagement mit unserem Ehrenpreis auszeichnen zu dürfen."

Der gebürtige Düsseldorfer Wim Wenders begann 1967 ein Studium an der frisch gegründeten Hochschule für Fernsehen und Film in München. Mit anderen Schlüsselfiguren der damaligen jungen Filmszene wie Rainer Werner Fassbinder, Werner Schroeter und Rudolf Thome war er einer der Wegbereiter des Neuen Deutschen Films und gehörte 1971 zur Gründungsgeneration des Filmverlags der Autoren. 2003 war er Mitgründer der Deutschen Filmakademie, seit 1996 ist er Präsident der Europäischen Filmakademie.

Über 60 Filme hat Wim Wenders bis heute gedreht und wurde für sein Werk mit unzähligen Preisen ausgezeichnet, darunter mehrfach mit den Hauptpreisen in Cannes, Berlin, Venedig und Locarno. Seine Karriere kennzeichnet eine große Neugier und Aufgeschlossenheit gegenüber technologischen Innovationen, deren Inkubator er nicht selten war. Als einer der ersten drehte er etwa seinen Dokumentarfilm "Buena Vista Social Club" (1999) komplett mit digitalen Kameras. Mit "Pina" (2011) entdeckte er den 3D-Film für sich und perfektionierte ihn. Für "Das Salz der Erde" (2014) entwickelte er die Technik der "Teleprompter-Dunkelkammer" und schuf für seinen Protagonisten, den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado, ein völlig neues Interview-Setting.

Wim Wenders pflegt seit jeher eine enge Beziehung zur nachfolgenden Filmgeneration und verknüpft sein Wirken mit ihr auf verschiedenen Ebenen. In seinen Produktionen besetzt er häufig zentrale Positionen wie Kamera oder Editing mit jungen Kolleg*innen. Als langjähriger Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg war er unmittelbar in der Lehre und Ausbildung engagiert. Mit seiner Produktionsfirma Road Movies produziert er Projekte aufstrebender Talente. Und gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung NRW vergibt die "Wim Wenders Stiftung" seit 2014 ein Stipendiatenprogramm zur Förderung innovativer filmischer Erzählkunst. Das von der Film- und Medienstiftung NRW mit einer Gesamtsumme von bis zu 100.000 Euro dotierte Programm unterstützt junge Filmemacher*innen dabei, Projekte mit neuen Mitteln zu erzählen und die Bildsprache zu bereichern. Davon profitierte auch bereits das Filmfestival Max Ophüls Preis, denn mit den geförderten Produktionen "Draußen in meinem Kopf" (2018) von Eibe Maleen Krebs und Valentin Riedls "Lost in Face" (2020) präsentierte es zwei Filme, die am Ende sogar mit Preisen bedacht wurden.

Die vorab aufgezeichnete Ehrenpreisübergabe wird im Rahmen der Online-Eröffnung des 42. Filmfestivals Max Ophüls Preis am 17.1.2021 um 19.30 Uhr kostenfrei auf der Streaming-Plattform des Festivals gezeigt.

Eröffnungsfilm dieser Online-Ausgabe des Festivals ist "A Black Jesus", der Debütfilm von Luca Lucchesi. In dem von Ehrenpreisträger Wim Wenders produzierten Dokumentarfilm beleuchtet Lucchesi die Verehrung einer schwarzen Jesus-Statue in seinem sizilianischen Heimatdorf. Der Wunsch einer dort untergebrachten Gruppe Geflüchteter aus Afrika, an der religiösen Tradition teilzuhaben, führt zu Spannungen unter den Dorfbewohner*innen.

Festivalleiterin Svenja Böttger und Künstlerischer Leiter Oliver Baumgarten: "Aus der Perspektive eines ehemaligen Dorfbewohners hinterfragt der Film angesichts einer sich massiv verändernden Welt die Konsistenz unserer christlichen Werte in Europa. Ein inhaltlich und visuell starker Debütfilm, der nicht nur lebendiger Beweis der aktiven Nachwuchsförderung unseres Ehrenpreisträgers ist, sondern auch ein Wiedersehen mit Akteuren vergangener Wettbewerbe beschert."

Quelle: www.ffmop.de