Premiere der vom DFF restaurierten Fassung von "Der Ochsenkrieg" beim Filmfest München

Am heutigen Abend erlebt die vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum restaurierte Fassung des Stummfilms "Der Ochsenkrieg" auf dem Filmfest München ihre Live-Premiere. Beginn ist um 18 Uhr im Gloria-Palast.

 

"Der Ochsenkrieg" ist der erste Film, der auf dem Studiogelände von Geiselgasteig gedreht wurde, heute Sitz der Bavaria Film GmbH. Anlässlich der Firmengründung im Jahr 1919 hat das DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum eine umfassende Restaurierung des Films auf Grundlage einer historischen Filmkopie aus eigenem Bestand, ergänzt durch eine Kopie aus dem Bestand der Library of Congress, Washington, vorgenommen.

Die neue Musik von Hans-Jürgen Buchner, der mit seiner Kultband Haindling bayerische Musikgeschichte geschrieben hat, entstand im Auftrag der Degeto/ARTE-Filmredaktion für die Live-Aufführungen, DVD und die TV Premiere auf ARTE.

Nach der heutigen Premiere der digitalen Restaurierung zeigt das DFF "Der Ochsenkrieg" auch im hauseigenen Kino in Frankfurt: am Dienstag, 9. Juli, um 18 Uhr in der Reihe Klassiker & Raritäten zum Thema "100 Jahre Emelka".

Die digitale Restaurierung

Ziel der digitalen Restaurierung des Filmwerks war eine Annäherung an die deutsche Erstaufführungsfassung von Franz Ostens Ganghofer-Verfilmung. Besonderes Augenmerk bei der restauratorischen Bearbeitung galt der authentischen Wiedergabe der vielfarbig ausgestalteten Vorführkopien. Die Farbpalette der Tints und Tones und Kombinationen beider Einfärbeprozesse ist ungewöhnlich vielfältig, bezeugt das Engagement und die Aufbruchstimmung im Emelka-Kopierwerk von 1920 und verleiht dem in Schwarz-weiß gedrehten Alpenfilm eine schillernde Bilddramaturgie.

Lediglich 2 historische Nitrozellulose-Kinokopien sind erhalten, eine in der Sammlung des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, und eine in der Sammlung der Library of Congress in Washington. Beide Kopien sind vom verschollenen Originalnegativ gezogen. Durch intensive Nutzung und mutmaßlich auch gezielte Kürzungen durch Vertriebsfirmen oder Kopienbesitzer zeigen beide Filmkopien an unterschiedlichen Stellen Lücken, sind inkomplette Repräsentanten des ursprünglichen Filmwerks.
 
Verfilmung des Romans

Ludwig Ganghofers "Der Ochsenkrieg" erschien 1914 als historischer Roman und verhandelt eine reale historische Begebenheit: die militärischen Auseinandersetzungen zwischen der Grafschaft Haag unter Georg III. und dem Herzogtum Bayern-Landshut unter Heinrich XVI. in den Jahren 1421 bis 1422. Die Zwischentitel des Films orientieren sich stark an der Romanvorlage und sind teilweise wortgetreu übernommen. Die filmische Adaption konzentriert sich ganz auf die kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Ramsauern und dem Kloster Berchtesgaden.

"Der Ochsenkrieg"
D 1920, Länge: 83 Min
Regie, Buch und Schnitt: Franz Osten
literarische Vorlage: "Der Ochsenkrieg" von Ludwig Ganghofer
Kamera: Franz Planer
mit Thea Steinbrecher (Jula/die Runotterin), Fritz Greiner (Runotter, Bauer und Richtmann), Viktor Gehring (Chorherr Aschacher), Ernst Rückert (Lampert, Sohn des Amtmanns Someier), Kurt Gerdes (Malimmes), Lia Eibenschütz.

Restaurierung (2018/2019): DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Frankfur am Main, verantwortlich: Anke Mebold, Thomas Worschech. Die Restaurierung und Digitalisierung erfolgte mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Ausgangsmaterialien: zwei historische Positivkopien, mehrfarbig viragiert (tinting & toning),
aus der Sammlung des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und der Library of Congress
Länge: 1709 Meter (von ursprünglich 1883m), 83 Min bei 18 fps
Musik (2019): Hans Jürgen Buchner (Haindling)

Auftragswerk von Degeto/ARTE, Redaktion: Regina Krachowitzer
Produzent: 2eleven | zeitgenössische musik projekte
TV Premiere auf ARTE im September 2019

Die Produktionfirma Emelka

Am 1. Januar 1919 wurde unter Mitwirkung der Bayerischen Handelsbank Peter Ostermayrs Firma "Münchner Lichtspielkunst GmbH", die er 1918 gründete, in die Münchner Lichtspielkunst AG (M.L.K.) umgewandelt. Diese sollte als bayerisches Pendant zur Berliner Universum Film AG (Ufa) fungieren. Das Produktionsgelände befand sich seit 1919 in Geiselgasteig bei München. Der erste dort gedrehte Film war "Der Ochsenkrieg" unter der Regie von Ostermayrs Bruder Franz Osten (geboren Franz Ostermayr). 1920 wurde die Münchner Lichtspielkunst GmbH mit der Monumental Film GmbH, der Richard Eichberg GmbH, dem Filmhaus Bavaria, dem Süddeutschen Filmhaus, der Bayerischen Film Ges., der Moewe-Film und der Neuen Kinematographischen GmbH fusioniert, um die M.L.K. (Münchner Lichtspielkunst Konzern) zu gründen, kurz als Emelka-Konzern bekannt. Da sich der Konzern vor allem auf "Publikumsfilme" spezialisierte, verzeichnete die Emelka nach ihrer Gründung zunächst zahlreiche Erfolge. Aufgrund hoher Investitionen, die in den Film "Waterloo" (1928) gesteckt wurden, musste die Emelka im November 1932 Konkurs anmelden. Nach dem Konkurs ging das Unternehmen ein Jahr später in die Bavaria Film AG über.

Quelle: www.dff.film