Die deutsche Film- und Theaterschauspielerin Ruth Leuwerik, einer der großen Stars des bundesdeutschen Nachkriegskinos, ist am gestrigen Dienstag im Alter von 91 Jahren in München verstorben.
Am 23. April 1924 in Essen als Tochter eines Kaufmanns geboren, nahm Ruth Leuwerik parallel zum Besuch der höheren Handelsschule privaten Schauspielunterricht. Während des Zweiten Weltkriegs erhielt sie erste Bühnenengagements beim Westfälischen Landestheater Paderborn und den Städtischen Bühnen Münster. Nach Kriegsende spielte sie zunächst am Theater der Freien Hansestadt Bremen, es folgten Engagements in Hamburg, Düsseldorf und Berlin.
Anfang der Fünfziger Jahre gab Ruth Leuwerik ihr Kinodebüt, und 1952 gelang ihr an der Seite von Dieter Borsche in "Vater braucht eine Frau" der Durchbruch als Filmdarstellerin. Weitere gemeinsame Filme der beiden Hauptdarsteller folgten und machten Borsche und Leuwerik zu einem der ersten großen "Traumpaare" des bundesdeutschen Nachkriegsfilms. Ebenfalls erfolgreich verlief ihre Zusammenarbeit mit O. W. Fischer, der u.a. ihr Leinwandpartner in "Bildnis einer Unbekannten" und "Ludwig II." war.
Oft arbeitete sie in den Fünfziger Jahren unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner, darunter in den Kassenerfolgen "Die Trapp-Familie" (1956) und "Taiga" (1958). Dabei spielte sie unabhängig vom Genre zumeist starke und selbstbewusste Frauen, was insbesondere ihre Popularität beim weiblichen Kinopublikum steigerte. 1960 beeindruckte Ruth Leuwerik in "Liebling der Götter" durch ihre eindringliche Verkörperung der 1937 verstorbenen Schauspielerin Renate Müller, und das Drama markierte einen künstlerischen Höhepunkt in ihrer Laufbahn.
Vor dem Hintergrund der kommerziellen Krise des Starkinos und der Zeitenwende im deutschen Film verlagerte sich Ruth Leuweriks Karriere ab Mitte der Sechziger Jahre ins Fernsehen, wo sie sich ungebrochener Beliebtheit als Charakterdarstellerin erfreute. Nur gelegentlich kehrte sie auf die Kinoleinwand zurück, so etwa in der ungewöhnlichen und schillernden Rolle als Mörderin in der Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging zum Regenbogen" (1970/1971).
Nachdem sie 1978 beim Deutschen Filmpreis mit dem Filmband in Gold für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet wurde, zog sich Ruth Leuwerik in den Achtziger Jahren weitgehend vom Schauspiel zurück und widmete sich karitativen und ehrenamtlichen Aufgaben.
Ihren Lebensabend verbrachte Ruth Leuwerik gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann in München, wo sie am 12. Januar 2016 im Alter von 91 Jahren verstarb.