In der saarländischen Kreisstadt Neunkirchen wurde am 06.11.2015 im Rahmen einer feierlichen Gala zum fünften Mal der "Günter Rohrbach Filmpreis" verliehen.
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an "Der Staat gegen Fritz Bauer". Mit insgesamt drei Preisen war das Drama der Abräumer des Abends. Bundesjustizminister Heiko Maas hielt die Laudatio auf den Filmpreis. Produzent Thomas Kufus und Regisseur Lars Kraume nahmen den Preis freudig entgegen.
Im Film kämpft der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer 1958 unermüdlich dafür, die Täter der NS-Zeit – allen voran Adolf Eichmann – vor Gericht zu bringen. Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise. Der zweifache Grimme-Preisträger Kraume zeichnet das kraftvolle und fesselnde Portrait eines mutigen Mannes und dessen Kampf gegen die scheinbar unzerstörbare Mauer des Schweigens in den eigenen Reihen und in der Gesellschaft in der jungen Bundesrepublik. "Spät, aber nicht zu spät hat die deutsche Öffentlichkeit in Fritz Bauer einen Helden ihrer damals noch jungen Existenz wiederentdeckt. Wenn unser Film dazu beitragen konnte, sind wir überglücklich", freut sich der Produzent Thomas Kufus. "Dass wir heute für den Film den Günter Rohrbach Preis erhalten haben, ist eine wirklich besondere und berührende Ehrung. Denn Günter Rohrbach hat durch sein Wirken als Produzent das filmische Potential und Erbe dieses Landes geprägt."
Neben dem Hauptpreis für den besten Film wurden drei weitere Auszeichnungen verliehen. Der Darstellerpreis (5.000 Euro) wurde erstmals an zwei hervorragende Schauspieler aus verschiedenen Werken vergeben: Die Jury zeichnete Martina Gedeck für ihre Rolle als Jugendrichterin in "Das Ende der Geduld" und Burghart Klaußner für seine Hauptrolle als kompromissloser Generalstaatsanwalt in "Der Staat gegen Fritz Bauer" aus – bereits die zweite Ehrung für das vielseitige Zeitbild und den spannenden Politthriller an diesem Abend. "Eine so glückhafte Filmarbeit auch noch preisgekrönt zu sehen ist eine doppelte Freude", sagt Burghart Klaußner. "Wobei der Preis für die beste Darstellung ohne das Lebenswerk von Fritz Bauer nicht vorstellbar wäre. Diesen mutigen Mann, der sich um Deutschland nach dem Krieg verdient gemacht hat, in Erinnerung zu rufen, war Ziel meiner Arbeit." Auch Martina Gedeck freute sich sehr über den Preis für die Filmrolle, die in Erinnerung an die Jugendrichterin Kirsten Heisig entstanden ist: "Es war eine große Freude für mich, diese sehr besondere Rolle zu spielen, nämlich eine Frau zu verkörpern, die für ein gerechteres gesellschaftliches Zusammenleben kämpft, voll Mut und dem Glauben daran, auch Unmögliches möglich zu machen. Danke für die Würdigung dieser schönen Arbeit durch diesen Preis", so die Schauspielerin, die aus terminlichen Gründen nicht persönlich vor Ort sein konnte, aber von Laudator Peter Lohmeyer geehrt wurde.
Die Saarland Medien GmbH vergab in diesem Jahr einen Innovationspreis (3.500 Euro) an Jan Georg Schütte, den Regisseur und Autor von "Altersglühen – Speed Dating für Senioren". Der Laudator Prof. Gebhard Henke lobte die ungewöhnliche Produktion, die den Schauspielern außerordentlich viel Raum einräumte: Die Geschichte um 13 Menschen zwischen Ende 60 und Mitte 80, die sich auf einer Speed Dating-Veranstaltung treffen, wurde an nur zwei Tagen ohne Drehbuch auf Improvisationsbasis gedreht. "Ich freue mich sehr über den Innovationspreis für "Altersglühen", weil alle Beteiligten ein hohes Risiko eingegangen sind", so Jan Georg Schütte. "Ein Film für die Prime-Time auf diese improvisierte Art zu machen war schon lange mal fällig. Auch für viele andere junge Filmemacher, die mit Hilfe der digitalen Technik diese neue, lebendige Arbeitsweise immer weiter entwickeln, ist dieser Preis sicher ermutigend."
Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wurde "Der Staat gegen Fritz Bauer" mit drei Auszeichnungen zum Abräumer des Abends: der Juryvorsitzende Klaus Doldinger und Oberbürgermeister Jürgen Fried ehrten Julian Maas und Christoph M. Kaiser für die jazzige Musik. "Die Arbeit an diesem historischen Stoff und die musikalische Auseinandersetzung mit einer so außergewöhnlichen Person wie Fritz Bauer, war für uns als solche schon sehr inspirierend. Wir haben versucht, eine möglichst charakteristische Musik zu komponieren, ohne dabei mit der charismatischen, eigenwilligen Persönlichkeit Fritz Bauers in Konkurrenz zu treten. Umso mehr ehrt es uns, jetzt mit dieser besonderen Auszeichnung bedacht zu werden", erklärt Julian Maas.
Die Preisverleihung des fünften "Günter Rohrbach Filmpreis“ fand vor etwa 500 Gästen in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen statt. Unter den Ehrengästen befand sich auch der Namensgeber des Filmpreises, Filmproduzent Prof. Dr. Günter Rohrbach. Wie bereits in den Vorjahren führte die TV-Moderatorin Sabrina Staubitz das Publikum durch die Gala. Für die musikalische Untermalung sorgte einer der bekanntesten deutschen Schauspieler: August Zirner und das "Spardosen-Terzett".
Der "Günter Rohrbach Filmpreis" wird seit 2011 an deutschsprachige Fernseh- und Kinofilme verliehen, deren Fokus auf dem Themenfeld "Arbeitswelt und Gesellschaft" liegt. Aus insgesamt 56 Bewerbern wählte die Jury um den Vorsitzenden, Musiker und Filmmusikkomponisten Klaus Doldinger, die Preisträger aus. "Den Juryvorsitz zu übernehmen war eine spannende, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, denn die Einsendungen waren allesamt qualitativ absolut hochwertig. Das machte es in diesem Jahr besonders schwer, die Finalisten für diesen Filmpreis zu küren", so der Träger des Bundesverdienstkreuzes und dreifache Echo-Gewinner. "Gemeinsam mit den Jury-Kollegen ist es gelungen, echte Top-Filme als Preisträger auszuzeichnen. Ein Filmpreis mit persönlicher Widmung ist immer etwas Besonderes. Wenn unter den deutschen Film- und Fernsehproduzenten jemand im Rahmen der Ausrichtung eines ihm gewidmeten Filmpreises geehrt werden sollte, dann ist das sicherlich Günter Rohrbach."
Oberbürgermeister Jürgen Fried, Initiator des Filmpreises und Jurymitglied zieht hochzufrieden Bilanz: "Der fünfte Günter Rohrbach Filmpreis war wieder ein voller Erfolg – sowohl für Cineasten als auch für Filmschaffende. Mit den hochinteressanten Einreichungen, dem prominent besetzten Rahmenprogramm und der gelungenen Gala haben wir erneut eine unvergessliche Woche für Filmfans geschaffen."