In seiner Reihe "Berlin.Dokument" präsentiert das Zeughauskino Berlin am 6. und 9. Juli 2024 "O logischer Garten" von Ingo Kratisch, Jutta Sartory.
Seltsam leer und fremd erscheinen beide Stadthälften, wie eingefroren zwischen den Zeiten. Selten dringt durch den Lärm das Zwitschern eines Vogels. Nur gelegentlich kommentiert ein scharfer Pfeifton die Unwirtlichkeit der Großstadt. In langen ruhigen Einstellungen zeigen Ingo Kratisch und Jutta Sartory ein Berlin, dem die Mitte abhandengekommen ist: "Ein gewisser Ausgangspunkt war ein Zitat von Hannah Arendt, in dem es heißt, das Vergangene ist im Gegenwärtigen sichtbar. Dies haben wir in beiden Berlin gefunden. Dadurch wird es wieder zu einem Berlin." Was verbergen beide Stadthälften? Was kommt zum Vorschein, wenn Gruben ausgehoben werden? Wovon künden Brachen und Brandmauern? Silbergeschirr wird geputzt, ein zerbrochener Grabstein zusammengesetzt: Spuren vom deutschen Jahrhundertverbrechen. Zumeist in dreckiges Braun getaucht, bricht der Film mit der gängigen begeistert-optimistischen Darstellung der Stadt. "O logischer Garten" ist keine euphorische Sinfonie einer rastlosen Großstadt, sondern ein filmisches Gedicht über einen großen Verlust. (jg)
6. Juli 2024, 18:00 Uhr + 9. Juli 2024, 19:00 Uhr:
"O logischer Garten" (BRD 1988)
Regie und Produktion: Ingo Kratisch, Jutta Sartory
Musik: Rolf Langebartels (Seilbahnmusik, aus Take 1 bis Take 4), 1987
Rezitation: Gerd David (Gedicht "O logischer Garten")
Digital HD, 85 Minuten
Einführung: Jeanpaul Goergen
Berlin.Dokument – unter diesem Titel präsentiert das Zeughauskino in chronologischer Folge monatlich ein Programm mit dokumentarischen Filmen von Berlin. Die Programme erzählen mosaikartig eine Geschichte der Stadt, wie sie in oft unbekannten, an den Rändern der kommerziellen Filmindustrie entstandenen Aufnahmen überliefert ist.
Berlin.Dokument findet mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv statt. Kurator der Reihe ist der Autor und Filmhistoriker Jeanpaul Goergen, der 2023 unter anderem für seine Berlin-Programme mit dem Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe ausgezeichnet wurde.
Quelle: www.dhm.de/zeughauskino