Start für die 17. Ausgabe von goEast – Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films

Morgen wird goEast die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden zum 17. Mal in ein filmisches Paradies für Osteuropa-, Film- und Kulturbegeisterte verwandeln.

Das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das in diesem Jahr von Mittwoch, 26. April, bis Dienstag, 2. Mai, stattfindet, präsentiert mehr als 100 Filme aus 29 Ländern, darunter sechs Welt-, eine internationale und 22 Deutschlandpremieren, drei Nachwuchsprojekte und ein vielfältiges Begleitprogramm mit Ausstellungen, Diskussionsrunden, Workshops, Vorträgen, Filmgesprächen und Partys.

goEast begrüßt mehr als 200 Filmschaffende und andere Gäste aus dem In- und Ausland, darunter die polnische Regisseurin und diesjährige Silberne-Bären-Gewinnerin Agnieszka Holland, die serbische Filmikone Mirjana Karanović, die Grande Dame des ungarischen AutorInnenfilms Márta Mészáros, den deutschen Schauspieler Ulrich Matthes und den Ausnahmeproduzent Artur "Atze" Brauner.

"Meine glückliche Familie" (Deutschland, Frankreich, Georgien 2017), der neue Film des georgisch-deutschen Regie-Duos Nana & Simon (Nana Ekvtimishvili und Simon Gross), eröffnet am Mittwoch, 26. April, in der Caligari FilmBühne das Festival.

goEast steht dieses Jahr im Zeichen von Filmemacherinnen aus Mittel- und Osteuropa und starken Frauenfiguren im Kino. Festivalleiterin Gaby Babić erklärte auf der Pressekonferenz am heutigen Donnerstag in der Caligari FilmBühne: "Auch innerhalb der Festivalszene wird die eklatante Ungleichbehandlung von Frauen in der Branche diskutiert. Festivals zeigen im Durchschnitt viel zu wenig Filme von Frauen. Bei der Recherche unserer historischen Programme fiel auf, dass wir zu bestimmten Phasen der Filmgeschichte so gut wie keine Filme von Regisseurinnen finden konnten. Es gab und gibt offensichtlich Kontexte und Zeiten, in denen es für Frauen besonders schwer war, als Regisseurinnen zu arbeiten. Trotzdem hat es immer Frauen gegeben, die in den mittel- und osteuropäischen Staaten Filme gemacht haben. Und heute gibt es in der europäischen AutorInnenfilmszene einige Frauen aus dem östlichen Europa, die ganz vorne mitmischen. Nun widmen wir uns der Arbeit von Filmemacherinnen aus Mittel- und Osteuropa im Symposium und nicht von ungefähr haben wir in diesem Jahr gleich mehrere Debüts von jungen Regisseurinnen im Wettbewerb."

Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, betont: "Mit dem Schwerpunkt auf weibliches Filmemachen zeigt goEast einmal mehr, dass es gesellschaftlich relevante Themen aufgreift und neu zur Debatte stellt. Ausgehend von der Gründungsidee vor 17 Jahren, beim heimischen Publikum ein tieferes Verständnis für die Kultur und Politik der östlichen Nachbarn zu schaffen, hat sich das Festival längst als zentrale Plattform für die Filmszene Mittel- und Osteuropas etabliert, dabei aber stets weiterentwickelt. Dass goEast auch politisch seine Stimme erhebt, zeigt sich etwa in der neuen projektbegleitenden Festivalsektion 'Oppose Othering!', die sich gegen Ausgrenzung wendet."

Die von der goEast-Auswahlkommission unter dem Vorsitz von Festivalleiterin Gaby Babić ausgewählten Beiträge konkurrieren neben der Goldenen Lilie für den Besten Film (10.000 Euro) um den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie (7.500 Euro) sowie um den Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt (4.000 Euro). Über die Preisvergabe entscheidet eine fünfköpfige internationale Jury, bestehend aus der lettischen Regisseurin Laila Pakalniņa (Vorsitz), Produzent Max Tuula (Estland/Russland), Produzentin Sam Taylor (Großbritannien), Schauspieler und Komponist Jakob Diehl (Deutschland) und Regisseur Igor Drljača (Bosnien und Herzegowina/Kanada).

Im Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst wird der Open Frame Award in Höhe von 5.000 Euro vergeben. Das beste Filmprojekt aus dem East-West Talent Lab erhält den mit 3.500 Euro dotierten goEast Development Award; bei "Oppose Othering!" werden fünf Regie-Tandems mit je 4.000 Euro Produktionsgeld ausgestattet.

In der neuen Sektion goEast Gurus werden die neuesten Filme von RegisseurInnen gezeigt, die dem Festival besonders verbunden sind und bereits erfolgreich im internationalen Festivalkalender touren. So etwa Cristi Puiu’s "Sieranevada" (Rumänien 2016), "Familienbande" von Vitaly Mansky (Lettland, Deutschland, Estland, Ukraine 2016) und "Dobra Žena" ("Eine gute Ehefrau", Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien 2016) von Mirjana Karanović.

Die goEast Hommage würdigt eine der erfolgreichsten Regisseurinnen Europas: die Ungarin Márta Mészáros, die seit mehr als einem halben Jahrhundert Filme macht. Márta Mészáros ist beim Festival anwesend.

Das Symposium "Feministisch wider Willen" fordert auf zur Re-Vision des "reluctant feminism": Es geht um Regie-Frauen aus dem Osten, die mit ihren Filmen für ein gleichberechtigtes Frauen-Dasein (und mehr) eintraten, sich mit der Einordnung in die Kategorien des Feminismus aber stets schwer taten.

Mit zehn aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen, einer Podiumsdiskussion und einer Filmplakatausstellung rückt goEast in der Sektion "Czech Cinema Now!" das Filmland Tschechien in den Fokus.

Die Highlights präsentieren herausragende filmische Glanzlichter, die bereits in ihren heimischen Kinos ZuschauerInnen begeisterten. Mit dabei sind Filme aus Kroatien, Montenegro, Polen, Russland, Serbien und Ungarn.

Zu den Specials dieses Jahr zählen unter anderem die Sonntagsmatinee in Anwesenheit von Regisseurin Agnieszka Holland, die ihren neuen Film "Fährte" (Polen, Deutschland, Tschechische Republik, Schweden, Slowakische Republik 2017) vorstellt und die Welturaufführung von "Marina, Mabuse und Morituri – 70 Jahre deutscher Nachkriegsfilm im Spiegel der CCC" (Deutschland 2017) in Anwesenheit des Produzenten Artur "Atze" Brauner und seiner Familie.

Zur traditionellen Archivpräsentation begrüßt goEast das Nationale Filmarchiv Tschechiens, die Schulfilmtage bieten SchülerInnen die Möglichkeit, Festivalluft zu schnuppern; die Ausstellungen, Filmgespräche, Konzerte und Partys spannen einen Bogen zwischen Filmschaffenden, FachbesucherInnen und Publikum.

Quelle: www.filmfestival-goeast.de