Vom 27. November bis zum 15. Dezember 2018 widmet das Filmmuseum München Will Tremper eine Retrospektive mit neun seiner Filme, die er als Regisseur und/oder Drehbuchautor realisiert hat. Zum Eröffnungsfilm "Die endlose Nacht" (1963) am 27.11. um 19.00 Uhr ist die Schauspielerin Hannelore Elsner zu Gast.
Will Tremper, Journalist, Drehbuchautor und Regisseur, schuf in den 1950er und 1960er Jahren Filme, die den Blick häufig auf Randgruppen der bundesrepublikanischen Wirtschaftswunderwelt warfen, wie "Die Halbstarken" (1956) und "Endstation Liebe" (1958) mit Horst Buchholz in der Hauptrolle. Tremper, der für seine wenigen Regiearbeiten mehrere Bundesfilmpreise erhielt, gilt heute als einer der ersten Vertreter des deutschen Autorenfilms.
Trempers visuell beeindruckender zweiter Spielfilm wurde nachts am Originalschauplatz des Westberliner Tempelhofer Flughafens teilweise ohne fertiges Drehbuch gedreht: Ein Dutzend Fluggäste muss wegen Nebels die Nacht dort verbringen. Tremper ließ seine Schauspieler, darunter Karin Hübner, Harald Leipniz, Hannelore Elsner und Mario Adorf, die Dialoge und Spielszenen improvisieren. Damals war der Film trotz des Filmbands in Gold ein kommerzieller Misserfolg, heute ist er eine missverstandene, unterschätzte Entdeckung in elegantem Schwarzweiß und Cinemascope.
"Die Stadt Berlin ist mein Trauma" sagte Will Tremper (19.9.1928 – 14.12.1998), der ursprünglich vom Journalismus kam und Stargeschichten, effektvolle Reportagen und auch Autobiografisches für den "Stern" und die "Zeit" schrieb. Das Drehbuchschreiben schien für ihn wie eine Fortsetzung des Journalismus mit anderen Ausdrucksformen. In seinen Büchern erzählt er häufig von Flucht-geschichten, erforscht Transiträume, erfindet Kriminalstories. Sogar die Titel wirken wie Überschriften: "Flucht nach Berlin" (1961), ein Roadmovie auf den Autobahnen der DDR, ein klassischer Verfolgungsthriller mit Christian Doermer als Funktionär, der die Bauern von der Kollektivierung der Landwirtschaft überzeugen soll. "Nasser Asphalt" (1958), in dem eine Sensationsmeldung über in Höhlen lebende Soldaten eine ganz eigene Fake-News-Dramatik entwickelt oder "Playgirl" (1966) – im Untertitel "Berlin ist eine Sünde wert" – mit Eva Renzi als Mannequin Alexandra, die sich daran macht die Männer und Berlin zu erobern. Der "skandalträchtige" Film will ein Bild der damaligen modernen deutschen Gesellschaft und ihrer Sitten zeichnen. Vielleicht hat Tremper in dem Fall auch einfach das Motto der französischen Nouvelle Vague übernommen, deren Quintessenz lautete: "Mit hübschen Frauen hübsche Sachen machen".
Der Eintritt kostet € 4 / € 3 für Mitglieder des Fördervereins MFZ.
Karten können vorbestellt werden unter Tel. 089-233 96450.
Quelle und weitere Informationen: www.muenchner-stadtmuseum.de/film