Das Filmmuseum München zeigt von 9. April bis 25. Juni 2019 elf Spielfilme von Konrad Wolf und zwei Dokumentarfilme über ihn. Ralf Schenk, Vorstand der DEFA-Stiftung, hält zur Eröffnung der Retrospektive eine Einführung.
Konrad Wolf (1925 – 1982) war einer der wichtigsten Regisseure der DEFA. Mit Filmen wie "Sterne" (1959), "Der geteilte Himmel" (1964), "Ich war neunzehn" (1968) und "Solo Sunny" (1980), die die deutsche Vergangenheit und Gegenwart auf die Leinwand bringen, wurde er nicht nur national, sondern auch international anerkannt.
1934 emigrierte Konrad Wolf als Achtjähriger mit seiner Familie von Baden-Württemberg nach Moskau, als 19-Jähriger wurde er Soldat der Roten Armee. Für seine Verdienste im Zweiten Weltkrieg verlieh ihm die Regierung der UdSSR zahlreiche Auszeichnungen. Nach dem Ende des Krieges arbeitete Wolf als Sonderkorrespondent bei der Berliner Zeitung. Im September 1949 begann er ein Studium an der Moskauer Filmhochschule, kam durch Regie-Assistenzen u.a. bei Joris Ivens wieder nach (Ost)Berlin. Im Februar 1952 nahm Konrad Wolf die Staatsbürgerschaft der DDR an und wurde im selben Jahr Mitglied der SED. Nach dem Studium wurde er zum Mitglied des Künstlerischen Rates beim DEFA-Studio für Spielfilme berufen. Seine fragende filmische Sicht auf Deutschland ist deutlich von seiner eigenen Geschichte geprägt, wobei er sich seine kommunistischen Ideale bewahrt hat.
1956 hat sein Film "Genesung" (1956) Premiere, der von einem Mann erzählt, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Arzt ausgibt, aber keiner ist (Di, 9.4.). Der Film ist als große Rückblende inszeniert und wirft ein zweifelhaftes Licht auf die jüngste deutsche Vergangenheit. Auch in seinem dritten Film "Lissy" (1957) versucht er sich an der schwierigen Aufgabe, die Psyche deutscher Kleinbürger zu erkunden, die zu Mitläufern und Handlangern Hitlers wurden (Di, 16.4.). Nach dem Roman von Christa Wolf beschäftigt sich "Der geteilte Himmel" (1964) mit den Konsequenzen der deutschen Teilung. Auch für ein junges Paar bedeutet es die Trennung, denn der Mann geht in den Westen, die Frau kehrt in die DDR zurück. Inhaltlich sorgte der stilistisch herausragende Film in der DDR für Zündstoff, da er Themen wie Republikflucht und Dogmatismus auf die Leinwand brachte (Di, 7.5.).
Der Regisseur beschäftigte sich auch immer wieder mit dem Thema Künstler und Macht. Großen Erfolg feierte "Solo Sunny" (1980), das Drehbuch verfasste Wolfgang Kohlhaase, Renate Krössner spielt die junge unangepasste Frau aus dem Prenzlauer Berg, die als Sängerin mit einer Band durch das Land reist, ihren Anspruch auf künstlerische Selbstbehauptung und Freiheit aber nicht aufgeben will (Di, 25.6.). Danach arbeitete Konrad Wolf an einer sechsteiligen Dokumentation über den Kommunisten, Sänger und Schauspieler Ernst Busch, konnte die Arbeit allerdings nicht vollenden. Er starb am 7. März 1982 im Alter von 57 Jahren in Berlin.
Alle Vorstellungen beginnen um 18.30 Uhr.
Der Eintritt kostet € 4 / € 3 für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge.
Karten können vorbestellt werden unter Tel. 089-233 96450.
Quelle und weitere Informationen: www.muenchner-stadtmuseum.de/film