Kurzfilmtage Oberhausen stellen vier Archive vor

In der dritten Ausgabe der Sektion Archive präsentieren die 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen (30.4.-5.5.) das Academy Film Archive (Los Angeles), das BFI National Archive (London), das National Film Center (Tokio) und das Österreichische Filmmuseum (Wien).

Die im Jahr 2006 bei den Kurzfilmtagen eingeführte Sektion stellt die Arbeit internationaler Filmarchive, die sich dem Erhalt und der Sammlung des Experimentalfilms widmen, in den Mittelpunkt.

Darüber hinaus präsentiert das Festival in diesem Jahr ein einzigartiges Restaurierungsprojekt: eine Auswahl der kürzlich restaurierten Super 8-Filme von Derek Jarmen in ihrer digitalisierten 2K-Fassung.

Academy Film Archive, Los Angeles
Montag, 4. Mai, 20 h

Obwohl die Academy of Motion Picture Arts and Sciences seit 1929 eine Filmsammlung unterhält, wurde erst 1991 mit dem Academy Film Archive ein gezieltes Programm zur Sammlung und Konservierung von Filmen ins Leben gerufen. In den knapp 25 Jahren seit seiner Gründung ist das Archiv zum drittgrößten nicht-kommerziellen Archiv in den USA angewachsen, mit einer extrem vielfältigen Sammlung, die von Spiel- und Dokumentarfilmen bis hin zu Amateurfilmen, Experimentalfilmen und vielen anderen Genres reicht. Seit seiner Gründung legt das Archiv einen Schwerpunkt auf die Konservierung und Bewahrung unabhängiger Künstlerfilme, eine Initiative, die im Lauf der Jahrzehnte exponentiell angewachsen ist. Derzeit liegen über 100 Künstlersammlungen im Archiv. Dazu gehören Originalkopien, Internegative, Kopien und andere Objekte von Filmemachern wie Stan Brakhage, Chick Strand, Pat O'Neill, die Brüder Whitney, Su Friedrich, Morgan Fisher, Thom Anderson, Nina Menkes, Janie Geiser, Lewis Klahr, Mark LaPore, Phil Solomon und vielen anderen.

Das Programm, präsentiert von Mark Toscano:

"Invocation", Amy Halpern, USA, 1982, 2'
"Quick Billy Roll 47", Bruce Baillie, USA, 1968/70, 3'
"Penny Bright and Jimmy Witherspoon", Robert Nelson, USA, 1967, 3'
"Money", Mike Henderson, USA, 1970, 2'
"The Gypsy Cried", Chris Langdon, USA, 1973, 3'
"Toxic Shock", Vanessa Renwick, USA, 1983, 3'
"Primary Stimulus", Robert Russett, USA, 1977/80, 8'
"Coreopsis", Pat O'Neill, USA, 1998, 6'30''
"Madame Mao's Lost Love Letters", Tom Leeser/ Diana Wilson, USA, 1983, 3'
"A Soft Warrior", Nina Menkes, USA, 1981, 11'

BFI National Archive, London
Montag, 4. Mai, 12.30 h

Das 1935 gegründete BFI National Archive beherbergt eine der größten Film- und Fernsehsammlungen der Welt mit fast einer Million Titeln, von der Frühzeit des Films bis ins 21. Jahrhundert. Ausgerüstet mit der neuesten Technik für nahezu alle ehemaligen und existierenden Filmformate, soll das Archiv zukünftigen Generationen das Filmerbe zugänglich machen. In Oberhausen werden drei frühe Arbeiten des Filmemachers und Künstlers John Maybury präsentiert, dem die Kurzfilmtage 2002 ein Sonderprogramm widmeten. Alle wurden ursprünglich auf Super 8 gedreht und bringen die lyrischen, persönlichen und direkten Qualitäten dieses Formats zur Geltung, während sie durch manipulierte Projektionen, Farbfelder und Performance-Elemente gleichzeitig existenzielle Themen ansprechen. Die Filme wurden für das Projekt "This Is Now: Film and Video After Punk" konserviert und werden als 2K-DCP und auf 35 mm gezeigt.

Das Programm, präsentiert von William Fowler:

"Court of Miracles", John Maybury, GB, 1982, 40'
"The Technology of Souls", John Maybury, GB, 1981, 11'
"Solitude", John Maybury, GB, 1981, 13'

National Film Center, Tokio
Dienstag, 5. Mai, 14.30 h

1952 wurde das National Museum of Modern Art in Tokio gegründet, mit einer Filmabteilung, die 1970 in National Film Center (NFC) umbenannt wurde. In der Folge baute das NFC sein Filmarchiv systematisch aus. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Arbeiten japanischer Amateur- und Avantgarde-Filmemacher seit den späten 1920er Jahren, die zumeist in Form von Schenkungen ins Archiv gelangen. Die Präsentation in Oberhausen beinhaltet Restaurierungen von Arbeiten der Pioniere des japanischen Amateur-Filmschaffens wie Shigeji Ogino, der ab den späten 20er Jahren mit verschiedenen Formaten und Genres experimentierte, oder Kurenai Mori, dessen abstrakte Animationen und Metanarrative aus den 1930ern erst kürzlich wiederentdeckt wurden.

Das Programm, präsentiert von Tochigi Akira:

"Machi", Ogino Shigeji, Japan, 1930, 13'
"An Expression", Ogino Shigeji, 1935, 3'
"Tokei", Ogino Shigeji, Japan, 1963, 7'30''
"Senritsu", Mori Kurenai, Japan, 1933, 3'30''
"Daidokoro No Gikyoku", Mori Kurenai, Japan, 1935, 5'
"Okiku Naruyo", Iida Tokichi, Japan, 1931, 2'30''
"Natsu-Matsuri", Masuda Wasaburo, Japan, 1937, 7'30''

Österreichisches Filmmuseum, Wien
Dienstag, 5. Mai, 12.30 h

"Der Ausstellungsort eines Filmmuseums ist die Leinwand", lautet die zentrale Setzung des 1964 vom Avantgardefilmemacher Peter Kubelka und dem Technikstudenten Peter Konlechner gegründeten Österreichischen Filmmuseums. Damals wie heute ging und geht es darum, einen Ort zu schaffen, an dem Film seinen Bedürfnissen entsprechend ausgestellt, vermittelt, beforscht, bewahrt und restauriert wird. Filmkuratorenschaft wird als integrative Verbindung all dieser Tätigkeitsfelder verstanden. Im 51. Jahr seines Bestehens umfasst die Sammlung des Filmmuseums rund 26 000 Filme. Sie strebt einerseits danach, die Filmgeschichte repräsentativ, in all ihren Facetten abzubilden und besitzt andererseits gewisse Schwerpunkte – das postrevolutionäre Kino der Sowjetunion, die internationale und österreichische Filmavantgarde, das Filmschaffen der zentraleuropäischen Exilanten und Emigranten, die Formen des "ephemeren" Films oder das Unabhängige Kino Nordamerikas. Die Präsentation wird einige ausgewählte Restaurierungsarbeiten des Hauses aus diesen Bereichen vorstellen und sie ins Verhältnis zur Institution als Ganzes setzen.

Das Programm, präsentiert von Alejandro Bachmann:

"Prater", Friedrich Kuplent, Austria, 1929, 13'
"Mat'" ("Die Mutter") – Österreichischer Trailer, Austria, 1927, 2'
"Sculpteur Moderne", Segundo de Chomón, France, 1908, 6'
"Hernals", Hans Scheugl, Austria, 1967, 12'
"d-c-fix", Austria, 1963, 4'
"Eine Fuge", Jörg Ortner, Austria, 1959, 13'
"Elizabeth Taylor Make Up Tests: A Little Night Music", USA/Germany/Austria, 1977, 2' (excerpt)

Derek Jarman Newly Restored
Montag, 4. Mai, 22.30 h

In den 1970er Jahren war Super 8-Film Derek Jarmans bevorzugtes Medium. Zwischen 1970 und 1983 drehte er über 80 Titel, die er alle selbst filmte und schnitt. Die Konservierung aller 92 Filme – Bild für Bild – durch LUMA ist eines der größten Archivprojekte der letzten Jahre und eines der ersten, für das eine Einzelbildabtastung zur Konservierung von Super 8 eingesetzt wird (im Gegensatz zu HD Telecine oder ähnlichen Abtastverfahren). In Oberhausen werden diese Filme erstmals in 2K gezeigt, präsentiert von James Mackay, dem Initiator des Projekts und Autor des Buches "Derek Jarman Super 8" (Thames & Hudson), einem vollständigen und detaillierten Bericht über das Projekt.

Das Programm, präsentiert von James Mackay:

"Studio Bankside", 1972, 7'
"Journey to Avebury", 1973, 10'
"Tarot" (aka "The Magician"), 1973, 7'30''
"Sulphur", 1973, 15'30''
"Sloane Square" (aka "Removal Party"; "Sloane Square: A Room of One's Own"), 1974–76, 8'30''
"Sebastian Wrap" (aka "A Break from Sebastian"; "Sebastian Mirror Film"), 1975, 6'
"Waiting for Waiting for Godot", 1982, 7'

Quelle: www.kurzfilmtage.de