Im 10. Jubiläumsjahr präsentiert Forum Expanded nicht nur die Gruppenausstellung, sondern auch das komplette Filmprogramm, Performances und Diskussionsveranstaltungen in den Räumen der Akademie der Künste im Hanseatenweg.
Damit wird eine historische Verbindung der Berlinale zu diesem Ort wieder aufgenommen: Bis zum Jahr 1999 gehörte die Akademie bereits zu den Spielorten des Forums, das 2015 ebenfalls wieder mit Filmvorführungen dort vertreten sein wird. So wird sie zu einem Resonanzraum für das Zusammenspiel von Forum und Forum Expanded.
Seit zehn Jahren widmet sich Forum Expanded konsequent der Fortführung und Bereicherung der Diskurse um das Verhältnis des Kinos zu anderen Künsten. Dabei wirft das Programm immer wieder relevante ästhetische und gesellschaftliche Fragen auf und präsentiert frühzeitig neue filmkünstlerische Perspektiven. Forum Expanded verbindet dabei das Bewusstsein für eine lebendige Geschichte des Kinos mit dem Blick in die Gegenwart und Zukunft seiner künstlerischen und kuratorischen Praxis.
Der Titel des diesjährigen Programms lautet "To the Sound of the Closing Door": Wenn eine Tür sich schließt, muss das nicht zwangsläufig das Ende einer Möglichkeit bedeuten. Die ausgewählten Arbeiten stellen diese Endgültigkeit in Frage, indem sie dem Nachhall der zugeschlagenen Tür nachspüren. Sie fragen, in welchen Momenten neue Projekte und Utopien entstehen können und wie historische Brüche und Umwälzungen Visionen von und Erwartungen an die Zukunft generieren. Die Bewegungen und Narrative, die das Schließen, Öffnen und Durchschreiten dieser metaphorischen Türen erzeugen, beinhalten aber auch immer die Möglichkeit des Ausschlusses und des Scheiterns der neuen Projekte – doch woran messen sich Erfolg und Misserfolg?
Die 17 Arbeiten der Gruppenausstellung produzieren Parallelwelten, Gegenerzählungen, und – um in der Sprache des Kinos zu bleiben – Rück- und Mehrfachprojektionen. So untersucht etwa Wendelien van Oldenborghs Videoinstallation "Beauty and the Right to the Ugly" ein utopisches Bauprojekt in den Niederlanden: ein Gemeindezentrum, das ursprünglich ohne Innenwände geplant wurde – und ohne Türen. Ho Tzu Nyen spinnt in "The Nameless" eine Geschichte voller Doppel- und Mehrdeutigkeiten um einen Dreifachagenten in Südostasien, und Constanze Ruhms und Emilien Awadas "Invisible Producers. Kapitel 1: Panoramis / Paramount / Paranormal" spürt den Gespenstern und Geschichten nach, die den ehemaligen Standort eines französischen Filmstudios bevölkern.
Auch in den Filmprogrammen wird das Verhältnis von bereits geschriebener und noch ungeschriebener Geschichte produktiv gemacht. Isabelle Prim lässt in "Calamity Qui?" die Westernheldin Calamity Jane in einem Kaleidoskop von filmischen und historischen Bezügen wiederauferstehen. In Marwa Arsanios Film "Have You Ever Killed a Bear? Or Becoming Jamila" arbeitet sich eine junge Schauspielerin an der Figur einer algerischen Widerstandkämpferin ab, die sie verkörpern soll. João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata zeichnen in "Iec Long" die Geschichte einer Feuerwerksfabrik in Macao nach. All diese Filme verstehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Möglichkeitsraum, dessen Potentiale sie filmisch ausloten.
Zu den weiteren im Ausstellungs- und Filmprogramm vertretenen KünstlerInnen zählen unter anderem Roy Dib, Kevin Jerome Everson, Pierre Huyghe, Ken Jacobs, Mireille Kassar, Elke Marhöfer, Jenny Perlin, Hans Scheugl, Michael Snow und Anton Vidokle.
Zur Eröffnung des Forum-Expanded-Programms am 4. Februar wird in der Akademie der Künste die Performance "Love Letters to a Union: The Falling Comrades" von Lara Khaldi und Yazan Khalili präsentiert.
Ausführliche KünstlerInnengespräche, Panels und Vorträge im Clubraum der Akademie der Künste vertiefen die vom Titel des Programms aufgeworfenen Fragen. Zu den eingeladenen Gästen zählen TeilnehmerInnen des im Rahmen des TURN-Programms der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekts "Visionary Archive", die in Kairo, Khartum, Johannesburg, Bissau und Berlin zu Phasen und Facetten des afrikanischen Kinos recherchieren.
Bereits zum zweiten Mal wird von einer international besetzten Jury der Think:Film Award an Arbeiten aus dem Forum-Expanded-Programm vergeben. Die Auszeichnung, die in Kooperation mit der Allianz Kulturstiftung ausgelobt wird, erfolgt in Form einer Einladung zu Vorführungen in Berlin und Kairo unter dem Titel "Think:Film – A Double Screen Projection".
Das Kino Arsenal und die Botschaft von Kanada bleiben Standorte für die Programme von Forum Expanded.
Forum Expanded wird kuratiert von Stefanie Schulte Strathaus (Leitung), Anselm Franke, Nanna Heidenreich, Bettina Steinbrügge und Ulrich Ziemons.
Quelle: www.berlinale.de