Filmschaffen für junges Publikum bei LUCAS #42 in Frankfurt ausgezeichnet

Bei LUCAS, Deutschlands ältestem Filmfestival für junges Publikum, sind am Donnerstag, 26. September, zum 42. Mal aktuelle Kinder- und Jugendfilme ausgezeichnet worden. Festivalleiterin Julia Fleißig und DFF-Pressesprecherin Frauke Haß, in Vertretung der kurzfristig erkrankten DFF-Direktorin Ellen Harrington, beglückwünschten die Preisträger/innen im Kino des DFF.

 

"Ich freue mich, dass wir auch dieses Jahr ein breites Spektrum an außergewöhnlichen Filmwerken für junge Menschen auf die Kinoleinwände bringen konnten, das in seiner kulturellen Vielfalt zeigt, wofür das DFF neben seiner Leidenschaft für die Filmkunst steht: für einen lebendigen Austausch in einer offenen Gesellschaft", sagte Frauke Haß.

Festivalleiterin Julia Fleißig hob die persönlichen Begegnungen mit zahlreichen internationalen Filmgästen hervor: "Wie stark Kinder und Jugendliche bei LUCAS eingebunden sind, wie tiefgehend sie sich mit den filmischen Werken auseinandersetzen – das sorgt im Gespräch mit den erwachsenen Profis regelmäßig für Staunen und Begeisterung." Besonders zufrieden war Fleißig mit dem weiteren Ausbau partizipativer Angebote: "LUCAS ist dieses Jahr noch einen Schritt weiter gegangen, um Filmfans aller Altersgruppen aktiv in die Programmgestaltung einzubinden. Noch mehr vom Nachwuchs kuratierte Programme mit anschließenden Diskussionen haben gezeigt: 'Mitmischen!' ist der beste Weg, um sich Filmkunst anzueignen".

Die Preisträger Langfilm:

Sektion 8+
Preis für den besten Langfilm (5.000€) und ECFA-Award
"Mijn Bijzonder Rare Week met Tess" ("Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess", NL/DE 2019. R: Steven Wouterlood)

Im Nordseeurlaub trifft der grüblerische zehnjährige Sam auf Tess: Ein etwas seltsames Mädchen mit einem verrückten Plan, für den sie Sams Hilfe benötigt: Sie möchte ihren Vater kennenlernen, der Urlaub auf der Insel macht und nichts von seiner Tochter weiß.

**LUCAS-Vorführung mit freundlicher Unterstützung der Fraport AG**

Begründung der Jury 8+
Über Familie, das Alleinsein und ganz besonders die Freundschaft. Über all diese Themen erzählt unser Gewinnerfilm berührend, aber auch mit einer gewissen Portion Witz und Leichtigkeit. Der Film handelt von einem Mädchen, das ihren Vater sucht, einem Vater, der nichts von seiner Tochter weiß, von einem Jungen, der sich auf das Alleinsein in ferner Zeit vorbereitet und von vielem mehr. Man fühlt sich von diesem Film in den Bann gezogen, insbesondere von der Kameraführung, die einem klarmacht, dass man auch ohne Worte mit den Kinobesucher/innen «sprechen» kann. Wir sind beeindruckt, dass so junge Leute schon so gut spielen können und fasziniert von dem Drehbuch, welches keine Fragen offenlässt.

Begründung der ECFA-Jury
Wir haben einen Film ausgezeichnet, der mit Leichtigkeit, Ironie und Tapferkeit über schwierige Themen wie Depression, Tod, Abwesenheit eines Familienmitglieds und Einsamkeit spricht. Wir freuen uns, dass der Film diese Fragen ernst nimmt und auch Lösungen anbietet. Wir begrüßen die Botschaft des Films zur Emanzipation von Jungen und von Mädchen und möchten die Leistung der Schauspieler/innen sowie die warmen und farbenfrohen, charmanten visuellen Ideen hervorheben.

Bridging The Borders Award
"Chuskit" (IN 2018. R: Priya Ramasubban)

Begründung der Cinema Without Borders Jury
Der ausgewählte Film erzählt die Geschichte eines neunjährigen indischen Mädchens, das davon träumt, die Schule zu besuchen. Durch eine tragische Wendung des Schicksals ist sie nach einem Unfall querschnittsgelähmt und auf ein Leben zu Hause, in Begleitung ihres strengen Großvaters, beschränkt. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen bleibt sie mental stark und entschlossen, verliert niemals ihre Träume aus den Augen und hält an der Hoffnung fest, sich gegen die Tradition durchzusetzen. Durch kluges Storytelling baut dieser Film Brücken zwischen den Generationen und vermittelt letztlich eine Botschaft der Hoffnung: Wir können alles schaffen, was wir uns vornehmen – mit Würde und Anmut.

Lobende Erwähnung der Jury 8+
"Landet af Glas" ("Land aus Glas", DK 2018. R: Jeppe Vig Find, Marie Rønn)

In einem Schuppen auf dem Grundstück seiner Familie entdeckt der 13-jährige Jas Neia und die alte Alva. Obwohl die beiden wie Menschen aussehen, scheinen sie keine zu sein. Tausende von Jahren lebten sie schon in den Wäldern, erzählen sie. Nun brauchen sie Jas’ Hilfe.

Wir fanden das "Land aus Glas" als Rückzugsort für die Kinder fantasievoll und märchenhaft gestaltet und heben mit unserer Erwähnung das Setdesign lobend hervor.

Publikumspreis
"The Wayang Kids" ("Die Wayang-Kinder", SG 2018. R: Raymond Tan)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Open und seine Freundin Bao Er sind Teil einer Wayang-Gruppe in Singapur, die für die Aufführung einer chinesischen Oper üben. Open ist in sich und seine Welt gekehrt. Sich zu verständigen, fällt ihm schwer. Wie soll es da ausgerechnet mit der Hauptrolle klappen?

Sektion 13+
Preis für den besten Langfilm (5.000 €)
"Giant Little Ones" (CA 2018. R: Keith Behrman)

Es ist Frankys 17. Geburtstag: Sturmfrei, Party mit all seinen Freunden und Priscilla, seine Freundin, kann kaum die Finger von ihm lassen: Franky ist auf Wolke sieben. Doch dann wacht er ausgerechnet neben seinem besten Freund Ballas auf, und auf einen Schlag steht Frankys Welt Kopf.

Begründung der Jury 13+
Das Spiel der Darsteller/innen in diesem Film ist so authentisch, dass die Charaktere nicht nur glaubwürdig, sondern real wirken. Aus der Entwicklung der Beziehung zwischen den Figuren entwickelt der Film ein großartiges Storytelling, das viele Verbindungen zu eigenen Lebensrealitäten eröffnet. Wir haben auch die Verwendung von Musik als erzählerisches Mittel geschätzt. Die Bildkomposition war brillant. Die Art und Weise, wie die Schlüsselszene aufgenommen wurde, spiegelte die Mehrdeutigkeit der Situation voll und ganz wider. Dieser Film überwindet Klischees. Mit potenziell vertrauten Situationen erzählt er eine wichtige Geschichte, auf außergewöhnlich liebevolle Weise, mit aufrichtigem und genauem Blick. "Giant Little Ones" ermutigt dazu, unserer und der Sexualität anderer ohne Vorurteile und Labels zu begegnen.

**LUCAS-Vorführung in Kooperation mit der Botschaft von Kanada**

Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung (2.000 €) und Lobende Erwähnung der Cinema Without Borders Jury
"Espero Tua (Re)Volta ("Du bist dran", BR 2019. R: Eliza Capai)

Brasilien, im Vorjahr der FIFA-WM 2014: Jugendliche gehen gegen die sozialen Missstände auf die Straße. Der Dokumentarfilm spannt den Bogen der Ereignisse bis zur Gegenwart. Aus authentischem Filmmaterial montiert Eliza Capai ein hochaktuelles Plädoyer für das Recht auf Bildung und zivilen Widerstand.

Begründung der Jury 13+
Dieser Film besticht vor allem durch seine formale Originalität. Die dokumentarische Form führt die Betrachter/innen unmittelbar in die Welten der Charaktere und stellt die Sicherheit und den Luxus unseres eigenen Lebens in Frage. Die Fragen und Botschaften des Films wirken noch viele Tage nach. Hervorheben möchten wir die subtile Komposition von Bildern und dazugehörigen Texten: Die so dargestellte Handlung ist weder zu erschreckend noch zu schwer, sondern im Gegenteil – sie bietet Kinobesucher/innen ähnlichen Alters so starke Anknüpfungspunkte wie nur wenige andere Filme, sogar in einer fremden Sprache. "Espero Tua (Re)Volta" ist ein großartiges Stück gemeinschaftlicher filmischer Arbeit. Indem der Film seine eigene Entstehung miterzählt, ermutigt er junge Menschen, ihr Schicksal ebenfalls in die eigenen Hände zu nehmen.

Begründung der Cinema Without Borders Jury
Lobend erwähnen möchten wir einen eindrucksvollen brasilianischen Dokumentarfilm, der die Wut einer Generation einfängt, die eine Zukunft mit abnehmenden Chancen bekämpft, während sie hofft, Horizonte für eine bessere Welt zu eröffnen.

Lobende Erwähnung der Jury 13+
"Charlotta a du Fun" ("Charlotte hat Spaß", CA 2018. R: Sophie Lorain)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Die 17-jährige Charlotte ist schockiert, als ihr Freund Schluss macht und ihr eröffnet, dass er schwul ist. Daraufhin knüpft sie mit ihren Freundinnen Mégane und Aube offensiv neue Kontakte zu Jungs. Die Komödie fordert auf, den eigenen Umgang mit Klischee und Geschlechterrollen zu reflektieren.

Sektion 16+ | Youngsters
LUCAS Youngsters Award (5.000 €)
"Les Météorites" ("Meteoriten", FR 2018. R: Romain Laguna)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Nach einem ereignislosen Ferientag beobachtet Nina einen Meteoriten. Als sie tags darauf Morad auf seinem Moped sitzen sieht, ist das kosmische Zeichen klar: die erste Liebe. Mit all ihrem Temperament stürzt sie sich in dieses Abenteuer. Ein Film mit der Energie eines Sommergewitters.

Begründung der Youngsters-Jury
Meteoriten – selten und rätselhaft: Als einer die Erde trifft, erblickt ihn Nina, in deren Leben Rationalität keine große Rolle spielt. Ein Film über Emotionen und das, was uns antreibt, Sexualität und die (menschliche) Natur. Die Welt um Nina herum bewegt sich in die Zukunft, während sie sich dafür entscheidet, im jetzigen Moment zu verharren. Diesen Moment fängt die Schauspielerin Zéa Duprez wunderbar ein, begleitet durch eine kraftvolle und klare Kinematographie. Das Kinodebüt des Regisseurs Romain Laguna und seines Casts beginnt als Science-Fiction und wird zu einer toll ausgearbeiteten und subtilen Annäherung an die Liebe.

Lobende Erwähnung der Youngsters-Jury
"Fiore Gemello" ("Twin Flower", Italien 2018. R: Laura Luchetti)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Durch Sardiniens schroffe, karge Landschaft ist Anna auf der Flucht vor einem düsteren Mann und trifft dabei auf Basim. Vorsichtig kommen sie sich näher und trotzen bald gemeinsam den Widrigkeiten. In Rückblenden entfaltet Luchetti Annas Geschichte und fast nebenbei sozialpolitische Themen.

Die Preisträgerfilme Kurzfilm:

Sektion 8+
Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
"Ijrain Maradona" ("Maradonas Beine", DE/PS 2018. R: Firas Khoury)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

In einem palästinensischen Dorf während der WM 1990 suchen Rafat und Fadel nach "Maradonas Beinen" – dem letzten Aufkleber, der ihnen noch für ihr WM-Album fehlt. Der Weg zu diesem seltenen Stück führt sie immer weiter aus ihrem Heimatdorf heraus.

Begründung der Jury 8+
Viel Humor, aber auch Leidenschaft und Auseinandersetzungen, all das hat unser Gewinnerfilm, eine deutsch-palästinensische Koproduktion. Es geht um zwei palästinensische Brüder, die gemeinsam Fußballkarten sammeln und ihnen fehlt nur noch eine Karte. Um sie zu kriegen, reisen sie extra nach Nazareth, wo sie einem Jungen klarmachen, dass man zu seinem Fußballverein hält, auch wenn er mal verliert. Als sie aber am Ende erfahren, dass sie den Preis nur bekommen, wenn sie ihr so geliebtes Sammelheft hergeben, pfeifen sie auf den Preis und behalten ihr Heft. Der Film hat eine sehr gute Farbsprache und eine Geschichte, die uns in ihren Bann zieht.

Lobende Erwähnung der Jury 8+
"La Chasse" ("Die Jagd", FR 2017, R: Jean-Pierre Dupuy)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Eine flüchtige Begegnung zweier Jungen irgendwo an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Ein kurzes Gespräch, ein gemeinsames Ziel: Mit dem Zug fahren. Diese Fahrt endet völlig anders als jede davor.

Wir möchten die Kameraführung dieses französischen Kurzfilmes lobend erwähnen. Die subjektive Kamera aus der Sicht des Jungen bringt uns die beklemmende Stimmung seiner Situation besonders nahe.

Sektion 13+
Preis für den besten Kurzfilm 13+ (2.000 €)
"Fuck les Gars" ("Scheiss auf die Jungs", CA 2018. R: Anthony Coveney)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Anaïs, 6. Klasse, ist stocksauer: Ihr Freund macht mit ihr Schluss, sie muss sich dämliche Macho-Sprüche anhören und aus der Basketballgruppe ist sie auch raus. Scheiß auf die Jungs!

Begründung der Jury 13+
Von den vielen Vorzügen dieses Films haben wir besonders die Bildgestaltung und Kameraarbeit geschätzt, einschließlich des hellen Gesamtsettings im Kontrast zu der Hauptfigur, die eine große Dunkelheit in sich hat. Durch den klugen Einsatz filmischer Mittel erzählt der Film auch mit wenigen Worten so viel. Die Betrachter/innen pendeln zwischen Belustigung und Wut im Namen der Figur – und im eigenen. Das visuelle Geschichtenerzählen begeistert, besonders originell ist das "Peitschenschwenken" der Kamera. In der Geschichte ist eine starke feministische Botschaft enthalten, die wir sehr wichtig finden. Davon wünschen wir uns mehr! Wann kommt die Fortsetzung?

**LUCAS-Vorführung in Kooperation mit der Botschaft von Kanada**

Lobende Erwähnung der Jury 13+
"Il Prezzo del Bigliettio" ("Der Fahrschein", CH 2018, R: Mariama Baldé)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Eine flüchtige Begegnung zweier Jungen irgendwo an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Ein kurzes Gespräch, ein gemeinsames Ziel: Mit dem Zug fahren. Diese Fahrt endet völlig anders als jede davor.

Begründung der Jury 13+
Wir waren beeindruckt von der Kinematographie im 'gedachten' Raum des Films, der Aspekte der Geschichte erschloss. Das Thema des Films ist hochaktuell und basiert auf einer wahren Geschichte, was den Film für uns noch bedeutsamer und emotional packender machte. Die emotionale Reaktion der Figur war sehr real, und die Darstellung dennoch zurückhaltend, was dem Publikum Raum für die eigene Sicht lässt.

LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans wird gefördert von:
Stadt Frankfurt am Main, Hessisches Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, HessenFilm und Medien, Stadt Eschborn, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, LPR Hessen – Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Patrons Circle des DFF, Fraport AG, Nassauische Sparkasse, FAZIT-Stiftung, ABG Frankfurt Holding, RMV Rhein-Main-Verkehrsverbund.
Medienpartner: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Journal Frankfurt.

Am Wochenende, Freitag, 27., und Sonntag, 29. September, sind die Gewinner der Hauptpreise für den jeweils besten Kurz- und Langfilm als Nachspiel zu sehen:

Freitag, 27. September
14:30 Uhr | Gewinnerfilme 8+

Sonntag, 29. September
11 Uhr | Gewinnerfilme 13+
15 Uhr | Gewinnerfilm 16+ | Youngsters

Quelle: www.lucas-filmfestival.de