Die achte Ausgabe des Filmerbe-Festivals "Film Restored", die vom 25. bis zum 29. Oktober 2023 im Kino Arsenal stattfindet, widmet sich unter dem Titel "Absence" den Lücken in der Filmgeschichte und im Filmmaterial sowie den Abwesenheiten, von denen Filme erzählen oder die sie als ästhetisches Mittel wählen.
Lücken, Leerstellen, Verlusterfahrungen und fehlende Sichtbarkeit sind die Kehrseite der Bilder, die wir auf der Leinwand sehen. Besonders offensichtlich wird dies angesichts der Tatsache, dass rund 80 Prozent aller Stummfilme als verschollen gelten. Glücklicherweise finden sich immer wieder verloren geglaubte Fragmente, Filmrollen oder ganze Werke, die neue Rekonstruktionen und mit ihnen filmhistorische Erkenntnisse hervorbringen.
Ein spektakulärer Fund war 2020 Edward Sedgwicks Universal-Produktion "The First Degree" (USA 1923) in den Chicago Film Archives, der nun auf der Leinwand an seinen ersten Erfolg in den 1920er-Jahren anknüpfen kann. Auch Carl Froelichs früher Tonfilm "Die Nacht gehört uns" (D 1929) – ein Rennfahrerabenteuer mit rasanten Kamerafahrten, Charlotte Ander hinter dem Steuer und einem jungen Hans Albers als Liebhaber – konnte erst kürzlich rekonstruiert werden, wobei Fehlstellen in der Tonspur die Restaurierung vor ethische und technische Herausforderungen stellten.
Was aber, wenn nur wenige Filmschnipsel, Textdokumente und Kritiken Auskunft über ein Werk geben können, das für immer verloren ist? Restaurator*innen und Kurator*innen stellen kreative Vorschläge unter anderem zu Germaine Dulacs "Âmes de fous" (F 1918) oder dem polnischen Avantgardefilm "Europa" (PL 1931) vor.
Abwesenheit gesellschaftlicher Diversität findet sich historisch vor und hinter der Kamera, in Sammlungsbeständen und in filmgeschichtlichen Schwerpunktsetzungen bei deren Aufarbeitung. Bemerkenswerte Projekte aus Armenien, Irland und Spanien machen das ästhetisch vielfältige Schaffen von Frauen zugänglich, die es zu entdecken gilt. Die Super-8-Filme der "Paraíba Queer Wave" verschaffen Brasiliens LGBTQ+-Community der 1980er-Jahre Sichtbarkeit. Das aktuelle Projekt einer mobilen Digitalisierungswerkstatt stellt eine Antwort zur Überlieferung solcher Graswurzelproduktionen dar.
Nicht zuletzt sind Abwesenheit und Verlust wiederkehrende Themen in den Geschichten, die das Kino erzählt. Fehlende Familiengeborgenheit verbindet so unterschiedliche Werke wie den magisch-realistisch erzählten Film "Ishanou" aus Nordostindien (IN 1990) und "Pojat" (FI 1962), der in das von Deutschen besetzte Finnland der 1940er-Jahre führt.
Der Verlust der Heimat ist Thema in Filmen wie "In der Fremde" (BRD, IR 1975) und "Holt Vidék" (HU 1971), während "Soleil de printemps" (MA 1969) vom Fehlen einer inneren Heimat erzählt.
Mit der Premiere der digitalen Restaurierung von Rosa von Praunheims "Anita – Tänze des Lasters" (BRD 1987) wird die exzentrische Nackttänzerin der 1920er-Jahre, Anita Berber, der Vergessenheit entrissen – und das diesjährige Festival eröffnet.
Das fünftägige Festivalprogramm wird begleitet von Einführungen und Vorträgen.
Daran angelehnt findet ein Rahmenprogramm für die Verleihung des Kinopreises des Kinematheksverbundes statt: Verloren geglaubte und wiedergefundene Filme werden vorgestellt, die von besonderem Interesse für Kommunale Kinos sind, und eine Podiumsrunde wird sich dem Thema des fehlenden Kinopublikums widmen.
Akkreditierungen für das Festival:
Akkreditierungen sind bis zum 13. Oktober unter registration_fr@deutsche-kinemathek.de möglich. Mit der Akkreditierung haben Sie kostenfreien Zugang zu allen Fachveranstaltungen und dem gesamten Filmprogramm (inklusive online).
Kinobesuch ohne Akkreditierung:
Auch ohne Akkreditierung ist der Besuch des Filmprogramms möglich. Tickets sind an der Abendkasse des Kinos Arsenal erhältlich oder können per mail@arsenal-berlin.de vorbestellt werden.
Veranstaltungsort:
Filmhaus, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
Filmprogramm und Veranstaltungen finden im Kino Arsenal statt.
Die Vergabe des Kinopreises des Kinematheksverbundes findet im Veranstaltungsraum der Kinemathek statt.
Eine Auswahl der Festivalfilme, Gespräche, Einführungen und zusätzliche Bonusfeatures werden Akkreditierten mit Festivalbeginn online auf www.film-restored.de zur Verfügung stehen.
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Das Festival wird gefördert von der Sunrise Foundation for Education and the Arts.
Der Kinopreis ist eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek für den Kinematheksverbund und wird mit Sondermitteln von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt.
Quelle und vollständiges Programm: www.deutsche-kinemathek.de