Mit der feierlichen Preisverleihung endete am gestrigen Abend nach vier intensiven, filmerlebnisreichen Tagen die 17. Ausgabe von Filmplus – das Festival für Filmschnitt und Montagekunst.
In diesem Jahr erhielt den Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm, dotiert mit 7.500 Euro von der Film- und Medienstiftung NRW, Heike Parplies für ihre herausragenden Montageleistungen an "Toni Erdmann".
Die Jury, bestehend aus Frank Geiger (Produzent, Regisseur), Isabel Krolla (Film-und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen), Claudia Linzer (Editorin, Vorjahrespreisträgerin), Pierre Sanoussi-Bliss (Schauspieler, Regisseur) und Isabelle Stever (Regisseurin) begründet ihre Entscheidung u.a. wie folgt: "Aus einem ungebrochenen Stilwillen heraus sucht die Montage dieses Films nicht den Effekt, betont nicht den Witz, sondern konzentriert sich auf die einfühlsame und differenzierte Figurenzeichnung, die durch den Mut zur Länge von etwas Überhöhtem zu etwas Alltäglichem, etwas Nachfühlbarem wird. Die Montage beeindruckt durch ein wunderbares Gespür für den passenden Rhythmus, der in seiner Langsamkeit dem tragischen und intelligenten Humor der Figuren genug Raum gibt. 'Toni Erdmann' ist – maßgeblich durch die Montage von Heike Parplies – ein Kunstwerk, das uns auch beim wiederholten Sehen immer wieder überrascht."
Der mit ebenfalls 7.500 Euro von der Stiftung Kulturwerk der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm wurde an Christof Schertenleib und Christoph Brunner vergeben für den Schnitt an dem Dokumentarfilm "Safari".
"Wir prämieren eine Montageleistung die in ihrer Radikalität und Konsequenz einen Film entstehen lässt, der uns gnadenlos auf uns selbst zurückwirft. Insbesondere den Editoren ist es zu verdanken, dass der Blick auf die Protagonisten zwar entlarvend, aber am Ende nicht diskreditierend gerät. Die Schnittdramaturgie baut einen sich stetig steigernden Spannungsbogen, der bis zuletzt überraschende Akzente setzt“, so u.a. die Jury um Anna Ditges (Filmemacherin, Produzentin), Fabian Eder (Kameramann), Petra Hoffmann (Filmemacherin), Kaya Inan (Editor, Vorjahrespreisträger), Grit Lemke (Kuratorin).
Über die Vergabe des Nachwuchspreises berieten die Jurys des Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm und des Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm gemeinsam. Sie würdigten die Editorenleistung von Maximilian Merth am Film "Sara the Dancer" mit dem mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis Schnitt, ermöglicht durch das Land NRW und die Deutsche Filmakademie, mit folgender Begründung: "Die Jury hat sich nach einer intensiven Diskussion dafür entschieden, den Preis für die beste Nachwuchsleistung einem Editor zuzusprechen, der eine ursächlich schöpferische Arbeit geschaffen hat. Dieser Editor schafft es in dem ständig wachsenden Archiv der Beliebigkeiten auf eine humorvolle und pointierte Art und Weise eine Narration zu finden, den Blick des Zuschauers durch unsre Welt zu lenken, dem digitalen Fahrzeug das Steuer zu entreißen und damit diese Beliebigkeit aufzuheben und mit Emotion zur erfüllen. Diese elementare Aufgabe eines Editors erfüllt er herausragend."
Außerdem sprach die Jury im Förderpreis-Segment eine lobende Erwähnung an die Editorin Tama Tobias-Macht aus für die Montage an dem Film "El Manguito".
Am selben Abend wurde auch der Ehrenpreis Schnitt für das Lebenswerk an die Berliner Editorin Inge Schneider vergeben.
Filmplus präsentierte vier Tage lang vom 13. bis 16. Oktober 2017 insgesamt 15 nominierte Filme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm, begleitet von ausführlichen Gesprächen mit den anwesenden nominierten Editorinnen und Editoren. Neben etablierten Programmsektionen wie u.a. dem diesjährigen Themenschwerpunkt "Kommunikationslabor Schneideraum" und der Inge Schneider gewidmeten Hommage fand zum sechsten Mal der "Gastland"-Abend statt, in diesem Jahr mit dem schwedischen Editor Fredrik Morheden, der als einer der bekanntesten Schnittmeister des Landes gilt. Nach dem Screening von "Ein Mann namens Ove", der in Schweden zum kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde, diskutierte Morheden mit dem Vorstandsmitglied des schwedischen Editorenverbandes, Emil Stenberg.
Gemeinsam mit den Gästen, den Filmplus-Förderern, den Nominierten und den Jurys freuten sich die künstlerischen Leiter Kyra Scheurer und Dietmar Kraus über ein durchweg gelungenes Get Together der Branche und des Kölner Kinopublikums bei einem facettenreichen Programm.
Quelle: www.filmplus.de