Über alle Grenzen hinweg vereint die Liebe zum Kino Menschen aus aller Welt. Wie groß seine verbindende Kraft ist, zeigt das Projekt "Le Cinéma, cent ans de jeunesse" seit mehr als 25 Jahren: Alljährlich bringt es Kinder und Jugendliche aus vielen Ländern der Welt, von Japan bis Litauen, von Brasilien bis Frankreich, im Kino zusammen.
Ein ganzes Schuljahr lang denken die Teilnehmer*innen in ihren Klassen gemeinsam über eine bestimmte Frage nach, die dem Film als Kunst auf den Grund gehen soll: "Warum die Kamera bewegen?", "Wie bringt man die Realität in eine Filmgeschichte ein?" oder "Wie kann man die Zeit in einem Film erfahrbar machen?" Monatelang diskutieren die Kinder und Jugendlichen mit ihren Lehrkräften und Filmschaffenden die Fragestellung, reflektieren sie, schauen dazu gemeinsam Filme, drehen kleine individuelle Übungen und beginnen schließlich in jedem Workshop, ihren eigenen kollektiven Film zu drehen.
Die Ergebnisse schauen die Projektteilnehmer*innen aus der ganzen Welt jedes Jahr im Juni gemeinsam in einem Kino in der Nähe von Paris an, wo sie sich ihre Filme gegenseitig vorstellen, und diese diskutieren. Ziel des Projekts: Kindern und Jugendlichen Film als Kunst nahezubringen und ganz selbstverständlich im Schulunterricht zu verankern.
Das seit einem Vierteljahrhundert von der Cinémathèque française verantwortete Programm wird seit 2021 von dem Verein "Cinéma, cent ans de jeunesse!" (CCAJ) getragen und dabei von den Institutionen "Documentaire sur grand écran", "Ciné 104, Pantin" sowie dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum unterstützt.
Unter Leitung des DFF in Frankfurt soll die wegweisende, jahrzehntelange Filmvermittlungs-Arbeit von CCAJ nun in den kommenden drei Jahren in einem Erasmus+-Projekt, begleitet von zwei Universitäten, evaluiert werden. "Exploring, Cinéma cent ans de jeunesse" (E*CCAJ) heißt das Vorhaben, das von einem Konsortium aus Kulturinstitutionen und Schulen aus Deutschland, Frankreich, Bulgarien und Portugal sowie den Universitäten Sorbonne Nouvelle Paris und der Universität Bremen vorangetrieben wird.
Mit dem neuen Projekt wird das französische Bildungsprogramm CCAJ erweitert und vertieft. Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, die Wirkung von ästhetischer Filmbildung und kultureller Teilhabe auf die Entfaltungsmöglichkeiten von Jugendlichen einzuschätzen. Die teilnehmenden Schulen (IGS Herder in Frankfurt, ObU "Neofit Rilski" in Dermantsi in Bulgarien, Collège THOMAS MANN in Paris in Frankreich, Escola Secundária Marquês de Pombal in Lissabon in Portugal) wurden nach den Zielen "Vielfalt und Inklusion" des Erasmus+ Programms ausgewählt. Diese CCAJ-Workshops werden in den Schuljahren 2022/23 und 2023/24 von den Universitäten in ihrer Arbeit begleitet, ihre Teilnehmer werden interviewt, um eine Evaluation durchzuführen. Weitere Treffen zwischen den Netzwerkpartnern werden auch Gelegenheit bieten, über gemeinsame pädagogische Fragen nachzudenken. Für 2024 ist die Veröffentlichung einer Publikation zu CCAJ geplant.
Durch das Erasmus+-Projekt wird die Abschlussveranstaltung, die im Sommer 2022 noch wie stets in der Pariser Region stattfindet, im Sommer 2023 nach Wiesbaden/Frankfurt und dann 2024 nach Lissabon wandern. Dorthin reisen dann auch Schüler*innen aus elf Ländern, die weltweit an dem Programm CCAJ teilnehmen.
Das Programm "Cinema, cent ans de jeunesse", das den Film in Frankreich in der schulisch-ästhetischen Erziehung neben den anderen Künsten verankert hat, wurde 1995 von einem Kollektiv um den Filmemacher und Filmtheoretiker Alain Bergala und die Pädagogin Nathalie Bourgeois, Gründerin der Filmbildungsabteilung der Cinémathèque française, in Paris gegründet.
Die aktiv an E*CCAJ beteiligten Partner sind das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, das Arte Urbana Collectif (Bulgarien), Os Filhos de Lumiere - associacao cultural (Portugal), die Universität in Bremen sowie die Universität Sorbonne Nouvelle in Paris. Das Atelier 2021/22 der IGS Herder wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Projekt KUNSTVOLL ermöglicht.
Exploring Cinéma, cent ans de jeunesse wird von ERASMUS+ und der BHF Bank Stiftung unterstützt.
Quelle: dff.film