Eine junge Regisseurin aus Deutschland, ein georgisch-deutsches Regiepaar und ein Filminstallationskünstler: Das 33. Sundance Film Festival (19. - 29. Januar 2017) gibt – unter anderem prominent im Wettbewerb – äußerst vielfältigen deutschen FilmemacherInnen eine Plattform.
Helene Hegemann ist mit "Axolotl Overkill" (Vandertastic, Constantin Film Produktion) in der World Dramatic Competition programmiert, hier geht auch die deutsch-georgisch-französische Produktion "Meine glückliche Familie" von Nana Ekvtimishvili und Simon Groß (augenschein Filmproduktion) ins Rennen. "Manifesto" von Filmkünstler Julian Rosefeldt (DE/AU/HK) wird in der Sektion Premieres gezeigt.
Auch deutsche Talente vor der Kamera finden in Sundance eine Bühne: Neben Jasna Fritzi Bauer in "Axolotl Overkill" werden die deutschen SchauspielerInnen Max Riemelt und Paula Beer in Hauptrollen zu sehen sein: Max Riemelt in der australischen Produktion "Berlin Syndrome" von Cate Shortland, die in der World Dramatic Competition läuft, und Paula Beer in "Frantz" von François Ozon (FR/DE, X Filme Creative Pool) in der Sektion Spotlight.
Zu den Filmen:
Für "Axolotl Overkill" schrieb Helene Hegemann, Autorin des heiß diskutierten Romanerfolgs "Axolotl Roadkill", das Drehbuch und gibt ihr Debüt als Regisseurin eines Spielfilms. Sie ist die zweite deutsche Regisseurin in Folge nach Nicolette Krebitz mit "Wild" in der World Dramatic Competition. Mifti (Jasna Fritzi Bauer) ist 16, sieht aus wie 12, verhält sich wie Mitte 30 und lebt seit dem Tod ihrer Mutter mit ihren Halbgeschwistern in einer Berliner WG. Ihr Vater hält Terrorismus für einen zeitgemäßen Karrierezweig und interessiert sich eher für Kunst als für Menschen; zur Schule gehen macht in diesem Setting weniger Sinn, als sein Leben zwischen Parties, Drogen, Affären und Küchentischpolemiken zu verbringen. Sie ist wild, traurig, vernünftig und verliebt. Die Erwachsenen, auf die sie trifft, sind dagegen nur eines: verzweifelt. Entweder, weil bald die Welt untergeht, oder weil sie nicht wissen, was sie anziehen sollen. Also muss Mifti selbst erwachsen werden, auf die eine oder andere Weise.
In "Meine glückliche Familie" verkündet Lehrerin Manana an ihrem 52. Geburtstag ihrer völlig überraschten Familie, dass sie Raum für sich benötige und daher ausziehen werde – nachdem sie 30 Jahre verheiratet ist und mit ihrem Mann, ihren Eltern und ihren zwei erwachsenen Kindern samt Schwiegersohn in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Tbilisi lebt. Zunächst nimmt die Familie Mananas Entscheidung nicht ernst. Doch als diese tatsächlich ihren Koffer packt und geht, sind alle geschockt und fassungslos… Nana Ekvtimishvili, in Georgien geboren, studierte Theater und Drehbuch an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Simon Groß machte seinen Abschluss an der HFF München. "Meine glückliche Familie" ist ihr drittes gemeinsames Projekt nach "Fata Morgana" und "Die langen hellen Tage".
13 Filme bringen in "Manifesto" zornige, jugendlich und unerhört aktuell klingende Worte auf die Leinwand. Julian Rosefeldt hat für jeden historische Originaltexte aus zahlreichen Manifesten von Künstlern, Architekten, Choreografen und Filmemachern in sprechbare Textcollagen und poetische Monologe verdichtet. Verkörpert werden die öffentlich vorgetragenen wie innerlich geführten Monologe von der australischen Schauspielerin Cate Blanchett. Sie verwandelt sich in so unterschiedliche Figuren wie eine Grundschullehrerin, eine Puppenspielerin, eine Brokerin, eine Trauerrednerin und einen Obdachlosen und verbindet die Texte mit einem unerwarteten und gegenwärtigen Kontext.
Alle bisher bekanntgegebenen deutschen Filme und Koproduktionen in Sundance 2017 sind hier zu finden. Das Programm wird in den kommenden Tagen vervollständigt.
Die 33. Ausgabe des Sundance Film Festivals findet vom 19. bis 29. Januar 2017 in Park City, Utah statt. Es gilt als das wichtigste nordamerikanische Festival im Independent-Bereich und wird vom Sundance Institute organisiert, das 1981 von Robert Redford mitgegründet wurde. Das Festival wird als Sprungbrett besonders für NachwuchsregisseurInnen im Independent Film Bereich geschätzt.
Quelle: www.german-films.de