cinefest 2017 widmet sich Kultur und Politik 1789-1848 im Spiegel des Films

Von 18. bis 26. November findet in Hamburg cinefest - XIV. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes, statt. Die Veranstaltung von CineGraph und Bundesarchiv widmet sich in diesem Jahr dem Thema "Zwischen Revolution und Restauration - Kultur und Politik 1789-1848 im Spiegel des Films".

Die Epoche zwischen Französischer Revolution 1789 und der strengen Wiederherstellung der "guten alten Ordnung" nach dem Scheitern der demokratischen Revolution in Deutschland 1848 bewegte Zeitgenossen wie auch Künstler und Literaten späterer Jahre.

Sie schwankten in ihrem Engagement für die demokratische Ordnung, wandten sich enttäuscht durch die Auswüchse des revolutionären Terrors ab, oder wurden durch die Zensur der zumeist reaktionären Regime in den europäischen Monarchien in ihrer Entfaltung behindert. Das spiegelt sich in den Werken von revolutionären Autoren wie Georg Forster und Georg Büchner; Heinrich Heine verzagte im revolutionären Paris an der deutschen Gegenwart, Schiller und Goethe entwickelten sich vom jugendlichen Sturm und Drang ("Werther") zu Vertretern des höfischen Establishments. Bei den Autoren der Romantik finden sich die christlich-feudale Verklärung der Vergangenheit (Brentano, Fouqué) genauso wie die düster-geheimnisvollen Brechungen der damaligen Gegenwart (E. T. A. Hoffmann, Tieck).

Ähnliche Entwicklungen und Resonanzen finden sich in europäischen Ländern um die deutsche Kleinstaaterei, z.B. in der schwarzen Romantik englischer Aristokraten (Shelley, Byron), die ihr angenehmes Leben in der Schweiz durch Horrorgeschichten interessant macht.

Die literarischen Werke und Biografien dieser Künstler werden immer wieder von Filmschaffenden genutzt, um ihre eigene Realität unter den unterschiedlichsten Regimen (Monarchie, Republik, Diktatur) zu reflektieren. Dabei dienten die Vorlagen "klassischer Literatur" häufig auch als sichere Verkleidung, um die jeweilige Zensur zu umgehen und eigene Probleme im Kostüm darzustellen. So zeigen biografische Filme häufig die Zerrissenheit zwischen Kunst und Politik ("Treffen in Travers", Michael Gwisdek, DDR 1988), einige Texte verlockten zu immer neuen Bearbeitungen – beispielsweise: "Die Leiden des jungen Werthers" (FR 1939, DDR 1976, BRD 1981, FR 1992) oder von E. T. A. Hoffmann "Das Fräulein von Scuderi" (AT 1930, DDR 1955, BRD 1968) sowie diverse "Hoffmanns Erzählungen".

So reflektieren 2017 cinefest und Filmhistorischer Kongress in doppelter Brechung die filmischen Bearbeitungen künstlerischer und literarischer Werke aus einer politisch bewegten Zeit.

Quelle und weitere Informationen: www.cinefest.de