Die Akademie der Künste hat mit der Sicherung und Digitalisierung des filmischen Bestands des Bertolt-Brecht-Archivs begonnen.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek und gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien wird in den nächsten zwei Jahren der in seiner Zusammensetzung einzigartige, gegenwärtig jedoch akut bedrohte Filmbestand gesichert und anschließend für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die kulturhistorisch bedeutsame Sammlung des Bertolt-Brecht-Archivs der Akademie umfasst 44 Titel auf rund 70.000 Meter Filmmaterial. Sie geht maßgeblich auf den Nachlass Brechts zurück und wurde nach seinem Tode von Helene Weigel um weitere Arbeiten ergänzt. Die Filme sind zwischen den späten 1920er und den 1970er Jahren entstanden. Unter ihnen befinden sich seltene und unikale, teilweise bisher unveröffentlichte Zeugnisse der Arbeit Brechts. Seit 2008 befinden sich die Materialien als Depositum in der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, da hier die filmtechnische und archivische Infrastruktur zur Erschließung und Lagerung der Sammlung gegeben ist.
Der Bestand umfasst eine Fülle verschiedener filmischer Gattungen: private Filme, Theaterinszenierungen der 1930er bis 1950er Jahre, die in Form von Einzelbildschaltungen aufgenommen wurden, Verfilmungen der Werke Brechts, Probeaufnahmen, Dokumentarfilme, die Brecht in seinen Inszenierungen verwendete, seltene Dokumentationen von Theateraufführungen sowie Porträts und Berichte über Brecht und Weigel. Ergänzt wird der Korpus durch Inszenierungsdokumentationen und private Filmdokumente aus den Nachlässen von Ruth Berlau und Theo Lingen, die sich ebenfalls im Archiv der Akademie der Künste befinden.
Die Filme, zum großen Teil (Original-)Negative, frühe Kopien und Umkehroriginale liegen in den analogen Formaten 8mm, 16mm und 35mm vor. Der kritische Zustand des Filmmaterials macht eine umgehende professionelle Bearbeitung erforderlich, da sonst die filmischen Dokumente unwiederbringlich verloren gehen würden. Die Sammlung wird zum einen durch die bereits beginnende chemische Zersetzung des historischen Nitrat- und Azetatfilmmaterials bedroht. Zum anderen belasten starke physische Schäden wie Austrocknung, Perforations- und Flüssigkeitsschäden, Laufschrammen und Verschmutzungen das Material. Dem irreversiblen Prozess der chemischen Zersetzung kann nur durch die geplante Bestandssicherung in Form einer Umkopierung auf ein dauerhaft stabiles Polyester-Trägermaterial entgegengewirkt werden.
Nach der erfolgten Sicherung des analogen Materials wird die Filmsammlung durch Digitalisierung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An elektronischen Leseplätzen im Archiv der Akademie der Künste wird künftig die Sichtung der digitalisierten Filme möglich sein. Um eine Online-Recherche zu ermöglichen, werden die Metadaten zu den Filmwerken in die Deutsche Digitale Bibliothek sowie in die Archivdatenbank der Akademie eingebunden. Damit stehen nach Abschluss des Projekts weitreichende Recherche- und Forschungsmöglichkeiten zum filmischen Erbe von Bertolt Brecht zur Verfügung.
Quelle: www.adk.de