Vom 4. bis 9. Mai 2022 präsentieren die 68. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen in Oberhausen sechs Werkschauen internationaler Filmemacher*innen und Künstler*innen. Die Bandbreite ihrer Ansätze reicht vom Spielfilm über Dokumentationen und Experimente bis zu Expanded Cinema.
Neben den vielfach preisgekrönten Filmemachern Rainer Komers (Deutschland) und Morgan Fisher (USA) stellen die Kurzfilmtage Sohrab Hura (Indien) vor, der sich vor allem als Fotograf einen Namen gemacht hat; eine jüngere Generation von Künstlerinnen und Filmemacherinnen ist mit Eszter Szabó (Ungarn), Shalimar Preuss (Frankreich) und Sylvia Schedelbauer (Deutschland/Japan) vertreten.
Morgan Fisher (USA)
In zwei Programmen mit ausgewählten Arbeiten präsentieren die Kurzfilmtage Morgan Fisher, einen der großen nordamerikanischen Experimentalfilmer. Sein Thema sind Mittel und Methoden der Bewegtbildproduktion, oft als Expanded Cinema konzipiert. Zu seinen bekanntesten filmischen Arbeiten gehört der 35-minütige "Standard Gauge" von 1984, der 2005 zum Titelgeber der Ausstellung von Fishers Arbeiten im Whitney Museum of American Art wurde. In den 1990er Jahren wandte sich Fisher mehr der Malerei, Zeichnungen und räumlichen Arbeiten zu, kehrte aber 2003 mit "( )" (Parenthesis) zum Filmemachen zurück. Seit den 1970er Jahren haben die Kurzfilmtage wiederholt Arbeiten des Künstlers gezeigt; 2007 produzierte Fisher für Oberhausen eine Version seines "Screening Room", ebenfalls im Programm.
Sohrab Hura (Indien)
Der indische Magnum-Fotograf und Filmemacher aus Neu Delhi arbeitet an der Schnittstelle von Film, Fotografie, Ton und Text, verbindet in seinen experimentellen Arbeiten Tagebuchformen mit der Befragung einer sich ständig verändernden Welt. 2018 wurde er für "The Lost Head & The Bird" bei den Kurzfilmtagen mit dem Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, 2020 gewann er mit "Bittersweet" den Hauptpreis der Internationalen Jury. Neben diesen beiden Filmen vervollständigen seine Werke "Pati" und "The Coast" das Filmprogramm. Huras Arbeiten werden sowohl auf Filmfestivals gezeigt wie auch auf Ausstellungen wie der Liverpool Biennale 2021, der Videonale und im Cincinnati Art Museum präsentiert. Sie finden sich unter anderem in den Sammlungen des MoMA, der Ishara Art Foundation und des Cincinnati Art Museum.
Rainer Komers (Deutschland)
Mit Rainer Komers, geboren 1944, würdigen die Kurzfilmtage einen der wichtigsten Dokumentarfilmer Deutschlands. In drei Programmen während des Festivals in Oberhausen und zusätzlichen Programmen vorab im Kölner Filmhaus und Filmforum präsentieren sie das umfangreiche Gesamtwerk des vielfach preisgekrönten Regisseurs, dessen Ehrungen vom Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft über den Hessischen Filmpreis bis zum deutschen Kurzfilmpreis reichen. Seine filmischen Gedichte leben von einer visuellen Faszination für die Moderne und ihre industrielle und urbane Ästhetik, die er neu kontextualisiert, mit einem genauen Blick auf die vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten von Mensch und Natur. Die drei Programme bei den Kurzfilmtagen spannen den Bogen vom ganz frühen "We Will Buy" (1967) bis zu "B 224" (1999); der Schwerpunkt liegt auf frühen Arbeiten, die sich mit der Region beschäftigen. Die begleitenden Programme im Filmhaus Köln und im Filmforum in Köln präsentieren weitere Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Während der Kurzfilmtage präsentiert Rainer Komers eine Filmauswahl im Programm NRW persönlich; zudem wird mit "Außen Fuji Tag" (Rainer Komers/Andreas Erb) eine umfassende Monographie zum filmischen und lyrischen Werk von Rainer Komers vorgestellt.
Shalimar Preuss (Frankreich)
Shalimar Preuss, 1980 geboren, thematisiert in ihren Werken zentral Sommer, Natur, Erwachsenwerden. Ihre vielfach preisgekrönten Filme wurden unter anderem in Oberhausen, Rotterdam und Clermont-Ferrand gezeigt. Die Kurzfilmtage haben zwei ihrer Arbeiten in ihren Internationalen Wettbewerben gezeigt: 2010 "Rendez-vous à Stella-Plage", für den sie eine Lobende Erwähnung der Jury des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen erhielt und der außerdem für den Europäischen Filmpreis 2010 nominiert war, und 2017 "Étrange dit l’ange". Ihr erster Langfilm, "Ma belle gosse", kam 2012 in die Kinos und wurde in Belfort als bester französischer Film ausgezeichnet. Neben "Rendez-vous à Stella-Plage" und "Étrange dit l’ange" zeigt das Festival außerdem "L’escale" aus dem Jahr 2007.
Sylvia Schedelbauer (Japan/Deutschland)
"Sylvia Schedelbauer gehört zu den beeindruckendsten Bewegtbild-Künstlerinnen des letzten Jahrzehnts."(Artforum). Die Filme der 1973 geborenen Filmemacherin bewegen sich in einem Raum zwischen historischem Narrativ und dem Persönlichen und Psychologischen, den sie durch poetische Manipulationen von Found Footage und Archivmaterial durchmisst. Zu ihren zahlreichen Preisen gehören der VG Bildkunst-Preis, der Preis der Deutschen Filmkritik und der Gus Van Sant-Preis für den besten Experimentalfilm. Die Kurzfilmtage haben ihre Arbeiten wiederholt gezeigt, zuletzt 2020 "Labor of Love", der in diesem Jahr mit Filmen von "Memories" (2004) bis "Wishing Well" (2018) noch einmal in der Werkschau zu sehen ist. Ihre neueste Arbeit, "Oh, Butterfly!" (2022) wird zudem im diesjährigen Deutschen Wettbewerb gezeigt. Außerdem zeigen die Kurzfilmtage die Weltpremiere einer Arbeit, die Schedelbauer anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Goethe-Instituts Tokio geschaffen hat.
Eszter Szabó (Ungarn)
Die ungarische Filmemacherin und Malerin Eszter Szabó kombiniert in ihrer Arbeit Malerei, 2D- und 3D-Animation und Video, oft als animierte Versionen ihrer malerischen Werke. Manifestationen sozialer Prozesse im Alltag, Verwundbarkeit, Trägheit oder unerfüllbare Sehnsüchte gehören zu ihren Themen. 2021 wurde sie mit dem Leopold Bloom Art Award ausgezeichnet, die Kurzfilmtage zeigten 2021 ihre Arbeit "Széphercegnő" (Princess Beauty) im Internationalen Online-Wettbewerb. Eine Auswahl ihrer Filme von "Shapes" (2006) bis "Pickle" (2022) bilden das Programm, welches die Kurzfilmtage zeigen.
Quelle: www.kurzfilmtage.de