Das 26. Filmfest Dresden hat am Samstagabend (19. April) im Rahmen der Preisverleihung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden acht Goldene Reiter und drei weitere Preise vergeben.
Die Preisträger dürfen sich über Preisgelder in Höhe von 61.500 Euro freuen. Damit ist das Filmfest Dresden eines der höchst dotiertesten europäischen Kurzfilmfestivals. In acht Internationalen und fünf Nationalen Wettbewerben kämpften insgesamt 80 Filme um die Preise.
Den Goldenen Reiter Animationsfilm im Internationalen Wettbewerb gewann die Schweizer Produktion "Plug & Play". Der Goldene Reiter Kurzspielfilm geht an Mauro Mueller für "Un Mundo Para Raúl". Die Sieger des Nationalen Wettbewerbs heißen "Boles" (Animationsfilm) und "Sunny" (Kurzspielfilm). Über den mit 20.000 Euro dotierten Filmförderpreis der Kunstministerin kann sich die thüringische Produktion "Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen" von Susann Maria Hempel freuen. Die Jugendjurys kürten mit "Millionnaires" (Regie: Stéphane Bergmans, Belgien, 2013) und ebenfalls "Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen" (Deutschland) ihre Favoriten.
Vom Fernsehsender ARTE gab es den Kurzfilmpreis für "Boles" von Špela Čadež, das Publikum kürte mit "The Phone Call" (Regie: Mat Kirkby) und "Stufe Drei" (Regie: Nathan Nill) seine Favoriten im Internationalen und Nationalen Wettbewerb und bei der Mitteldeutschen Filmnacht "Fräulein Sommer" von Robert Bittner den besten Film aus Mitteldeutschland. Preisträger des DEFA-Förderpreis Animation ist der Film "Dame mit Hund" der Filmemacherin Sonja Rohleder.
Alle Preisträger 2014 im Überblick:
Internationaler Wettbewerb
Jury: Hayet Benkara (Kanada), Phil Mulloy (Großbritannien), Sydney Neter (Niederlande)
Goldener Reiter Animationsfilm (7.500 Euro) - gestiftet von den Filmfest-Dresden-Fans (Crowdfunding-Kampagne)
"Plug & Play"
Regie: Michael Frei (Schweiz, 2013)
Jurybegründung:
Die Jury möchte einen Regisseur würdigen, der uns mit seinem Film aufzeigt, welch tiefe Zufriedenheit wir empfinden, wenn alles geordnet und in bekannten Bahnen verläuft und gleichzeitig daran erinnert, welches Vergnügen uns befällt, wenn diese wohlbekannte Ordnung spielerisch zerstört und neu formuliert wird.
Lobende Erwähnung: "Pandy" (engl. "Pandas")
Regie: Matúš Vizár (Tschechische Republik / Slowakei, 2013)
Die Jury vergibt eine Lobende Erwähnung an den Film „Pandas“ von Matúš Vizár für seine humorvolle und subversive Art des Filmemachens.
Goldener Reiter Kurzspielfilm (7.500 Euro) - gestiftet von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien
"Un Mundo Para Raúl" (engl. "A World for Raúl")
Regie: Mauro Mueller (Mexiko / USA / Schweiz, 2013)
Jurybegründung:
Die Jury vergibt den Preis an einen Film mit einer komplexen, vielschichtigen Geschichte darüber, wie zwei verschiedene Generationen in unterschiedlicher Weise von Machtausübung betroffen sind. Der Regisseur zeigt in ruhigen, kraftvollen und präzisen Bildern die subtilen Zugriffsmöglichkeiten und den Zwang, mit denen die weniger Privilegierten gelenkt und zum Schweigen gebracht werden.
Lobende Erwähnung: "Numbers"
Regie: Robert Hloz (Tschechische Republik / Südkorea, 2012)
Die Jury möchte eine Lobende Erwähnung aussprechen für den Film "Numbers" von Robert Hloz für die Romantik, die interessante Visualisierung und das originelle Konzept.
Goldener Reiter der Jugendjury (2.000 Euro) - gestiftet vom Thalia-Kino und Dr. Doerr
Jury: Ariane Heinen, Julius Blum, Miriam Krause
"Millionnaires" (engl. "Millionaires")
Regie: Stéphane Bergmans (Belgien, 2013)
Jurybegründung:
Der Film schafft es, den Zuschauer von materiellen Konventionen zu entreißen und wieder heranzuführen an die Freundschaft, das Menschliche. Eine absurde Situation führt zu größter Verzweiflung und stellt zwei auseinandergelebte Brüder vor eine im Leben selten gestellte Frage: die Frage nach dem eigenen Glück. Schauspielerisch genial wird zwischen Lachen und Weinen die schönste Leichtigkeit des Lebens erzählt, ohne im Geringsten unecht zu wirken. Der Film macht Mut zum Glücklichsein.
Lobende Erwähnung: "Lettres de Femmes" (engl. Women's Letters)
Regie: Augusto Zanovello (Frankreich, 2013)
Einfachen Pappfiguren einen Charakter zu geben, so ausgeprägt und berührend, gelingt dem Regisseur wunderbar überzeugend. Eine sehr tiefgründige und zugleich abstrakte Idee bekommt durch ihre hervorragende und detailgetreue Umsetzung eine ergreifende Glaubwürdigkeit.
Goldener Reiter des Publikums (3.000 Euro) - gestiftet von der Sächsischen Zeitung
"The Phone Call"
Regie: Mat Kirkby (Großbritannien, 2013)
Nationaler Wettbewerb
Jury: Olaf Held, Philipp Lux, Tine Kluth
Goldener Reiter Animationsfilm (3.000 Euro) - gestiftet von Budweiser Budvar
"Boles"
Regie: Špela Cadež (Slowenien / Deutschland, 2013)
Jurybegründung:
Ein verklemmter Poet im Kampf mit seiner Schreibmaschine. Die Regisseurin visualisiert dieses Sujet mit liebevollen Puppen-Charakteren in wundervollen und detailreichen Sets.
In einer zunehmend digitalisierten Welt erscheint dieser konsequent analog gehaltene Film in seiner Poesie wohltuend aus der Zeit gefallen und berührt durch seine surrealen Momente ebenso wie durch sein überraschendes Ende.
Lobende Erwähnung: "High Wool"
Regie: Nikolai Maderthoner, Moritz Mugler (Deutschland, 2013)
Eine oft gesehene Filmszene erfährt eine verblüffende Auflösung, wenn das Material in die Geschichte eingreift!
Goldener Reiter Kurzspielfilm (3.000 Euro) - gestiftet vom Filmverband Sachsen e.V.
"Sunny"
Regie: Barbara Ott (Deutschland, 2013)
Jurybegründung:
Dramaturgisch klassisch, aber in der Umsetzung erstaunlich progressiv. Kamera, Montage und Tongestaltung ergänzen ein darstellerisch brillantes Ensemble, in einem Film, der mittels regionaler Bindung ein europäisch relevantes Thema erzählt.
Die Jury schätzt besonders, dass solch ein Film einmal nicht aus Großbritannien kommt.
Filmförderpreis der Kunstministerin (20.000 Euro) - gestiftet vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
"Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen"
Regie: Susann Maria Hempel (Deutschland, 2013)
Jurybegründung:
An diesem Film führt kein Weg vorbei – so die Meinung der Jury.
Die traumatische Biographie eines Menschen findet in einer eigenwilligen Ästhetik die konsequente Zusammenführung von Thema und filmischen Mitteln. Die Regisseurin schafft damit die ungewöhnliche Verschmelzung von Dokumentarischem und Experimentellen. Eine Tour de Force, die nicht Erzählbares zum verstörenden Kinoerlebnis macht.
Goldener Reiter der Jugendjury National (2.000 Euro) - gestiftet von DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH
Jury: Roy Enke, Ida Hermann, Johann Szönyi
"Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf um nicht zu träumen"
Regie: Susann Maria Hempel (Deutschland, 2013)
Jurybegründung:
Durch ein Wechselspiel von Text und rhythmisch bewegten, detailreichen Installationen bizarrer Gestalten komprimiert der Film die Leidensgeschichten und intimsten psychischen Abgründe mehrerer Menschen.
Klare Komposition, radikal skurrile Bilderwelten und die dazu kontrastierende, sinnliche Musik ziehen den Zuschauer in seinen Bann. Im surrealen Kabinett schafft die Regisseurin Empathie durch Verstörung.
Lobende Erwähnung: "Dame mit Hund"
Regie: Sonja Rohleder (Deutschland, 2014)
Eine Situation, wie sie im Alltag passieren könnte, wird durch minimalistische Darstellung und einer kuriosen Perspektive zu einem amüsanten Ausflug in die Fantasie des Zuschauers. Bemerkenswert ist, mit welch einfachen Mitteln die Geschichte erzählt wird, ohne dass diese an Charme und Humor verliert.
Goldener Reiter des Publikums (3.000 Euro) - gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk
"Stufe Drei"
Regie: Nathan Nill (Deutschland, 2012)
DEFA-Förderpreis Animation (3.000 Euro) - gestiftet von der DEFA-Stiftung
"Dame mit Hund"
Regie: Sonja Rohleder (Deutschland, 2014)
Jurybegründung:
Dieser Film ist eindeutig mehr als eine Fußnote des Animationsfilms.
Ausgehend von einer umwerfend einfachen grafischen Idee, ist er die humorvolle Aufforderung an den Zuschauer, die Erzählung im Kopf zu bebildern: Das Oberirdische entsteht im Oberstübchen.
ARTE Kurzfilmpreis National/International (6.000 Euro) - gestiftet von ARTE zum Ankauf eines Films
"Boles"
Regie: Špela Čadež (Slowenien/ Deutschland, 2013)
Jurybegründung:
Wie seinen Willen beherrschen und die Angst vor dem leeren Blatt verlieren? Wie ein glanzvolles Werk hervorbringen, wenn der Alltag trist ist und das Leben von Einsamkeit geprägt?
Seinem eigenen Kummer und der Aufdringlichkeit seiner Nachbarin Tereza, einer liebeskummergeplagten Prostituierten ausgesetzt, wird der verträumte Schriftsteller Filip es herausfinden… Eine subtile und poetische Hommage an die Kunst und an die Künstler, die auf der Suche nach dem Erhabenen ihres Werkes oft einen steinigen Weg gehen müssen.
Mitteldeutsche Filmnacht - Publikumspreis (500 Euro) - gestiftet von den Filmnächten am Elbufer Dresden
"Fräulein Sommer"
Regie: Robert Bittner (Deutschland, 2013)
Quelle: www.filmfest-dresden.de